Das „abrupte Ende“ des erfolgreichen Zuschussprogrammes für barrierereduzierende Maßnahmen im Gebäudebestand schreibt ein neues Kapitel in der schädlichen „Stop and Go“-Förderpolitik. Sie verunsichert Bürger ebenso wie Fachbetriebe und dürfte dringend benötigte private Investitionen erheblich verzögern oder sogar ganz verhindern. So bewertet die Aktion Barrierefreies Bad (ABB) die Nachricht, dass die im Rahmen des KfW-Programms Altersgerecht Umbauen (Nr. 455) verfügbaren Mittel aufgrund der großen Nachfrage seit dem 22. Juli 2016 ausgeschöpft sind. Weitere Zuschussanträge etwa für entsprechende Badumbauten können daher derzeit nicht mehr gestellt werden.
„Immenser Handlungs- und Investitionsbedarf“
Die unerwartete Entscheidung sei besonders deshalb bedauerlich, weil gerade die erfreulich starke Nutzung dieser Fördervariante ihre hohe Relevanz beweise. Sie resultiert nach Aussage von Jens J. Wischmann letztlich aus den Konsequenzen des demografischen Wandels. Wie der Sprecher der von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) und dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) initiierten firmenneutralen Informationseinrichtung ABB betont, erwächst daraus speziell im Wohnbereich ein „immenser Handlungs- und Investitionsbedarf“.
Während heute laut Statistischem Bundesamt 17 Mio. Deutsche und damit rund 21 % der Gesamtbevölkerung älter als 65 Jahre sind, steigen diese Zahlen Prognosen zufolge bis 2030 auf 22 Mio. bzw. knapp 30 %. Die gleiche Entwicklung gebe es bei Seniorenhaushalten, die sich in den nächsten 15 Jahren von 12 Mio. auf 15,6 Mio. erhöhen dürften. Gegenwärtig sind lediglich ca. 0,7 Mio. Wohnungen als weitgehend barrierefrei einzustufen.
Um die „Versorgungslücke“ bei altersgerechten Wohnungen zu decken, müssten künftig jährlich fast 200.000 geeignete Wohneinheiten entstehen. Auf allen Ebenen herrsche laut ABB Einigkeit darüber, dass die erhebliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auch eine zentrale gesellschaftspolitische Herausforderung sei. Gelinge es nicht, altersgerechten Wohnraum in dem benötigten Umfang zu schaffen, komme auf die öffentlichen Haushalte sowie die Pflege- und Sozialkassen eine Kostenlawine zu.
„Wieder einführen und verstetigen“
In dieser Situation spiele eine „ebenso gezielte wie verlässliche staatliche Förderung“ eine wichtige flankierende Rolle. Der bisherige Erfolg der Zuschussalternative des KfW-Programmes „Altersgerecht Umbauen“ bestätige das nachdrücklich. Nach Informationen der Bankengruppe wurden seit Oktober 2014 insgesamt 64.000 Zusagen für 77.000 Wohneinheiten mit einem Volumen von 83 Mio. Euro erteilt. Fast die Hälfte davon entfiel auf den Badsektor. Das korrespondiert u.a. mit einer repräsentativen forsa-Studie. Danach hat das Bad für zwei Drittel der Bevölkerung in altersgerechten Wohnungen Priorität.
Die Sanitärbranche, die ihre Aufklärungsarbeit in der ABB gebündelt hat, appelliert an die Bundesregierung, das „effiziente Instrument“ wieder einzuführen. Es gelte, dafür in den anstehenden Beratungen für den Haushalt 2017 die Weichen zu stellen, entsprechende Etatmittel zu bewilligen und dabei auch eine Aufstockung zu prüfen. Außerdem gehe es darum, die Förderung zu verstetigen und dadurch eine stabile Planungs- und Investitionsbasis zu gewährleisten. Sie sei zur Bewältigung des demografischen Wandels unverzichtbar. ■