Heute hat das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) mit den Bohrarbeiten für den unterirdischen CO2-Testspeicher in Ketzin begonnen. Im Rahmen des europäischen CO2SINK-Projekts sollen hier in den nächsten zwei Jahren 60.000 t CO2 in über 700 m Tiefe gespeichert werden. Unter Federführung des GFZ wird europaweit erstmals untersucht, wie CO2 in tief gelegenen – mit Salzwasser gefüllten – porösen Gesteinsschichten eingebracht und gespeichert werden kann.
Drei Bohrungen
Diese erste Bohrung ist für die Einspeisung von CO2 in den Speicherhorizont. Um die Speicherung zu überwachen und ortsnah die Ausbreitung des CO2 im Untergrund zu untersuchen, werden zwei zusätzliche Beobachtungsbohrungen bis auf 800 m niedergebracht und mit Sensorik bestückt. Die Bohrarbeiten werden bis in den Sommer andauern.
Großlabor untertage
Mit der Pilotanlage entsteht ein „Großlabor untertage“, in dem das Verhalten von CO2 im Untergrund unter realen Bedingungen untersucht wird. Die Menge CO2 die dort jährlich gespeichert werden soll, entspricht zwar nur der Menge, die die Potsdamer Bevölkerung pro Jahr ausatmet, soll aber wichtige Erkenntnisse über die Injektionstechnologie, über die Sicherheit des Speichers und über mögliche Langfristrisiken und -kosten gewinnen.
Zwei dichte Deckschichten
Die ausgesuchte Gesteinsformation eignet sich nach Angaben des GFZ wegen seiner Geologie besonders gut für das Vorhaben. Bereits in 400 m Tiefe über einem ehemaligen Erdgasspeicher befindet sich eine undurchlässige Deckschicht. Der vorgesehene CO2-Testspeicher liegt fast doppelt so tief und weist eine weitere dichte Deckschicht über sich auf. Die Bohrungen finden an einer Stelle statt, an der sich nach aktuellem Kenntnisstand kein Erdgas im Untergrund befindet.
„Arsenal der Geowissenschaften“
Bei der Bohrung werden Bohrkerne gezogen, aus denen man weitere detaillierte Informationen über die Qualität des Speicherhorizonts und der Abdeckschichten gewinnen will. Während der zweijährigen Dauer des Experiments findet eine kontinuierliche Überwachung des Areals von der Oberfläche bis in die Tiefe statt. Es werden Messsonden in die Bohrlöcher eingefahren, um die Eigenschaften der Gesteine in den unterschiedlichen Tiefenlagen mit dreidimensionaler seismologischer Erkundung (ähnlich der Ultraschalldiagnostik in der Medizin) zu quantifizieren. Es kommen geoelektrische und thermische Verfahren zum Einsatz, und es werden die Reaktionen des CO2 mit dem Nebengestein in-situ untersucht. Prof. Rolf Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GFZ Potsdam: „Wir setzen hier das gesamte methodische Arsenal der Geowissenschaften ein, um ein umfassendes Bild der stattfindenden Prozesse zu erhalten, denn der wesentliche Aspekt ist die Langzeitsicherheit derartiger Speicher.“
Lange Vorgeschichte
Die jetzt beginnende operative Phase hat eine lange Vorgeschichte. Die Lokation des zukünftigen Forschungsspeichers wurde bereits seit Jahren von der Oberfläche bis in die Tiefe untersucht. Seit mehr als zwei Jahren wird auch die natürliche CO2-Abgabe aus dem Boden über dem gesamten Speichergebiet in regelmäßigen Abständen gemessen. Um eventuelle zukünftige Veränderungen der Geologie aufgrund der Speicherung sofort feststellen zu können, wurde eine dreidimensionale seismische Erkundung durchgeführt. Nach Abschluss des Projekts soll dann für die Option „CO2 zurück in die Erde“ eine fundierte Datenbasis zur Verfügung stehen. ToR