Bisher hat die Energiewende wenig daran geändert – eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz findet in der öffentlichen Diskussion kaum Niederschlag, obwohl sie über eines der größten Energieeinsparpotenziale bietet: Der Einsatz hocheffizienter Pumpen. Seit Juni 2011 schreibt zwar die Ökodesign-Richtlinie bei Neuinstallationen die Verwendung von Hocheffizienzmotoren für Pumpen vor. So wird aber nur ein kleiner Teil des Energieeinsparpotenzials genutzt. Zwei Drittel der zurzeit in Industrie, Wasserwirtschaft und der Gebäudetechnik betriebenen Pumpen sind technisch veraltet und / oder überdimensioniert. Ihr Energieverbrauch ist unnötig hoch.
Priorität für Optimierung des Altbestands
Hohe Priorität muss deshalb die energetische Optimierung des Altbestandes haben, hat der Pumpenhersteller Grundfos am 28. September 2011 auf seinem Branchentreff Energieeffizienz unter der Schirmherrschaft zahlreicher Verbände und Organisationen in der Berliner Akademie der Künste gefordert. Das ermittelte Einsparpotenzial von rund 21 TWh/a entspricht der Strommenge von zwei Kernkraftwerken (2010 kamen die 15 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerksblöcke in Deutschland auf eine Brutto-Stromerzeugung von 140 TWh). Durch den Austausch von Standardpumpen durch geregelte Hocheffizienzpumpen könnten die CO 2 -Emission allein in den Branchen Chemische Industrie und Automobilindustrie mit verfügbarer Technik um 9 Mio. t/a verringert werden.
Ordnungspolitik soll für Pumpenaustausch sorgen
Obwohl das Interesse am Thema Energieeffizienz vielfach hoch ist, bleibt sehr viel Potenzial für Energie- und Kosteneinsparungen ungenutzt. Laut Hermann W. Brennecke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Grundfos, liegt dies vor allem an zwei Punkten: Unternehmen würden zumeist die Einsparpotenziale unterschätzen, in der Praxis seinen jedoch zwischen 20 und 30 % und häufig sogar mehr realistisch. Ein zentrales Hindernis sei auch die Finanzierung von Energieeffizienz-Maßnahmen. Brennecke: „Diese Barrieren können wir zum einen durch Vorgaben (Forderungen), zum anderen durch Anreize (Förderungen) überwinden. Die Politik muss die ordnungspolitischen Grundlagen dafür schaffen, dass stromverschwendende Altpumpen in Gebäuden sowie der Industrie und Wasserwirtschaft umgehend gegen Hocheffizienzpumpen ausgetauscht werden.“
„Nachrüstpflichten in die EnEV2012 aufnehmen“
Grundfos fordert, den vorzeitigen Pumpentausch als bedingte Nachrüstpflicht in die Anforderungen der EnEV 2012 aufzunehmen. Dazu sei eine Obergrenze für den Stromverbrauch von Umwälzpumpen in Mehrfamilienhäusern festzulegen. Die Heizkostenverordnung (HKV) sollte dahingehend geändert werden, dass der Betriebsstromverbrauch in die Heizkostenabrechnung mit aufgenommen wird. Transparenz bei diesen wichtigen Daten führe zur Sensibilisierung der Betreiber und erhöhe so die Bereitschaft zur Sanierung älterer Heizungsanlagen und Pumpen.
„KfW-Sonderförderung reaktivieren“
Grundfos fordert zudem, dass die Förderung von geringinvestiven Maßnahmen, wie im KfW-Programm Nr. 431 (2009 /2010), wieder aufgenommen wird. Im Zeitraum der KfW-Sonderförderung 431 wurden rund 200.000 ineffiziente Pumpen durch hocheffiziente Pumpen ersetzt. Das Potenzial liege bei Heizungsumwälzpumpen aber über 100-fach höher bei rund 25 Mio. Pumpen. Darüber hinaus sollten finanzielle Anreize für einen zusätzlich durchgeführtem Hydraulischen Abgleich zur Verfügung gestellt werden. Dadurch können weitere 10 % Stromkosten eingespart werden.
Ökodesign-Richtlinie umsetzen
Bei Nichtwohngebäuden und Öffentlichen Gebäuden fordert Grundfos eine klare und eindeutige Umsetzung und Einhaltung der Ökodesign-/ ErP-Richtlinie. Über ein Energie-Management-System sollte die Nachweispflicht von CO 2 -Reduzierungen gemäß DIN EN 16001 erbracht werden.
„AfA für Pumpenaustausch einführen“
Weiterhin fordert Grundfos, Investitionen zur Erneuerung des Altbestands durch Fördermaßnahmen attraktiver zu machen. Steuerliche Abschreibungen (AfA) seine ein bewährtes Mittel zur Förderung eines schnellen Austauschs von sanierungsbedürftigen Heizungsanlagen. Diese Abschreibungsmöglichkeit sollte auch explizit für den Austausch von Altpumpen im Bestand eingeführt werden. Darüber hinaus unterstützt Grundfos ein vom VDMA vorgeschlagenes Kreditmodell für mehr Effizienzgewinn.
Kommission für den Energiepolitik- und Klimaschutzdialog
Brennecke: „Wir empfehlen die Installation einer zentralen Kommission für den Energiepolitik- und Klimaschutzdialog. Die Kommission sollte u.a. mit Steuerungsmöglichkeiten und dem Recht der Prüfung von Sanierungsmaßnahmen ausgestattet werden.“ Auch sei eine klare und schnelle Kommunikation bei anstehenden Änderungen des Ordnungsrechts und bei Förderprogrammen wichtig. Die spezifischen Inhalte sollten durch bereits etablierte Organisationen und Agenturen (z.B. B.A.U.M., co2online, dena, Deneff) erarbeitet werden. ■