Politischer Wille zum Energiesparen
Mit der EnEV 2009 wurde die Vorschrift [der EU-Gebäuderichtlinie] zur Inspektion Raumlufttechnischer Anlagen mit Kälteleistungen über 12 kW durch fachkundiges Personal umgesetzt. Fachfirmen bieten entsprechende Dienstleistungen zwar verhalten, aber stetig zunehmend am Markt an. Die Verantwortung für Energieeffizienz und Inspektion liegt beim Gebäudebetreiber.
Energiesparen contra Funktion
Doch Energiesparen ist nicht alles! Becker zeichnete ein Spannungsdreieck auf zwischen Kosten, Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit von Gebäuden. Im freiwilligen Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) sieht er die Chance gerade für Krankenhäuser, Nachhaltigkeit zu definieren und zu etablieren.
Zieldefinition statt Normengläubigkeit
Die Referenten waren sich einig, dass Normen und Richtlinien wichtige Anhaltspunkte, nicht aber Gesetz sind. Eine interdisziplinäre Zieldefinition sei notwendig. Bauherr, Nutzer und Fachplaner müssten exakt definieren und dokumentieren, welche Ziele technisch erreicht werden sollen. Ein Lastenheft, wie man es bei der Entwicklung von Produkten und Software kennt, sei auch für die Krankenhausplanung das richtige Instrument. Entsprechend begründet könne von einschlägigen Normen und Richtlinien abgewichen werden.
In der Praxis treffen technische Ansprüche auf Einsparmaßnahmen. Einer Umfrage zufolge beschweren sich 22 % der Chirurgen über zu trockene Luft im OP. Für 31 % ist die Raumtemperatur unangenehm und 46 % beklagen sich über Zugerscheinungen.
Die Verbesserungsansätze waren dann auch Thema der fachlichen Pausengespräche. RLT-Geräte mit Luftbefeuchtung, adäquate Regelungstechnik und eine Raumluftströmung, die Temperaturdifferenzen und Strömungsgeschwindigkeiten gering hält, stehen als Lösungen bereit. Fachplaner, Anlagenbauer und Gerätehersteller befinden sich in der Rolle von Dienstleistern. Die Dienste gilt es klar zu definieren, zu kommunizieren und dann aber auch seitens der Betreiber in Anspruch zu nehmen.
Energiemanagement effizienter als Dämmung
Um Funktionalität und Ökonomie unter einen Hut zu bekommen, rät Becker zum Energiemanagement. Er empfiehlt als Leitfaden DIN EN 16001 Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung.
Bereich | Maßnahmen | Einspar-Potenzial [%] |
Amortisation [Jahre] |
Betrieb | Nutzerverhalten, Energiesparen, Energiemanagement | 5 bis 20 | 0 bis 5 |
Anlagentechnik | Heizung, Lüftung, Klima, Licht, Regelung, Antriebe, Kraft-Wärme-Kopplung | 10 bis 60 | 2 bis 10 |
Gebäudehülle | Dämmung, Fenster, Wärmebrücken, Bauphysik | über 50 | 10 bis 60 |
Bereits mit einfachen Maßnahmen könne bis zu 20 % Energie gespart werden. Allein indem man die Einstellung der Regeltechnik kontrolliert, das Einsparpotenzial ermittelt und das Nutzerverhalten beeinflusst seien solche Potenziale zu heben (siehe Tabelle).
Messen, Potenziale erkennen, sparen
Allerdings warnte Becker: „Energiemanagement ohne Messen kann man vergessen!“ Bei Neubau und Sanierung seien unbedingt entsprechende Messvorrichtungen einzuplanen. Nur so lasse sich ermitteln, wo Einsparpotenziale liegen. In dem Zusammenhang empfahl er die rechtzeitige Lektüre der vierteiligen Richtlinie VDI 3807 „Energie- und Wasserverbrauchskennwerte für Gebäude“. Messtechnik nachzurüsten sei stets sehr aufwendig.
Und Energiemanagement müsse kontinuierlich betrieben werden. Amerikanische Studien an nachträglich energieoptimierten Supermärkten zeigten, dass der Verbrauch andernfalls wieder langsam ansteigt: Nachjustierungen gehen wieder verloren; die Technik verwahrlost erneut.
Mit einem Rechenbeispiel entlarvte Prof. Becker eine restriktive Personalpolitik als kontraproduktiv: „Leicht erreicht ein Krankenhaus Energiekosten in Höhe von 500.000 Euro.“ (Der Pro-Bett-Strom-Verbrauch in einem Krankenhaus liegt um den Faktor 3 bis 4 über dem eines Ein-Personen-Privathaushalts.) „Werden von diesen absoluten Kosten 25 % eingespart – ein durchaus realistischer Wert – sind die Personalkosten des Energie-Managers eingefahren.“
Nachhaltigkeit beweisen
Dipl.-Ing. Bettina Maria Weber stellte vor, wie die RLT-Geräte-Konzepte verglichen werden können. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nach VDI 2067 ist in dem Verfahren enthalten. Geräte und Anlage können so untereinander, mit Geräten von Wettbewerbern, oder auch mit Bestandsgeräten neutral verglichen werden. Das Verfahren kann auf Grundlage definierter Wetter- und Betriebsdaten, konform zu DIN V 18599, oder für die Wetter- und Betriebsdaten des individuellen Standortes durchgeführt werden. Und das weltweit. Dies sei bislang einmalig, so Weber.
Planungsunterstützung vom Hersteller
Die Broschüre „Raumlufttechnische Anlagen für medizinische Bereiche“ informiert zum Thema inklusive Normenspiegel und Auslegungsparameter ( Broschüre bestellen ). Der Fachplaner haba damit alle relevanten Daten auf einen Griff parat. Ein großer Zeitvorteil im Planungsprozess, so der Referent. Die vorkonfektionierten und optimierten Gerätekonzepte erleichtern einerseits die Geräteauswahl. Andererseits bleibt die besondere Flexibilität erhalten, da sämtliche Geräte nach wie vor individuell variiert werden können. Bei der Qualität des RLT-Gerätegehäuses speziell für den Bereich der Hygiene hob er geringste Wärmebrücken, beste Werkstoffe und Zugänglichkeit zu den Komponenten bei den robatherm-Baureihen hervor. ToR
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