Deutschland, das bei seiner Energieversorgung weiterhin massiv auf fossile Energieträger setzt, wird immer abhängiger von Energieimporten. Dies geht aus der gestern vorgestellten Studie „Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2007“ der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, hervor. Besonders groß ist die Abhängigkeit beim Erdöl mit rund 97%, dem Energierohstoff, der wohl weltweit als erster durch die Endlichkeit der Ressource knapp wird. Vermutlich geschieht dies schon gegen Ende des kommenden Jahrzehnts.
Erdöl: Fast ausschließlich über Importe
„Deutschland ist zwar Weltmeister bei der Förderung von Braunkohle. Bei den Energieträgern Erdöl, Erdgas und Steinkohle nimmt die inländische Produktion aber immer weiter ab mit der Folge, dass Deutschland zunehmend von Importen abhängig ist“, so BGR-Präsident Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel. „Heute stammen aus einer 50-Liter-Tankfüllung Benzin nur noch etwa 1 Liter aus der heimischen Erdölförderung - Tendenz abnehmend.“ Der Bedarf an Erdöl wird inzwischen fast vollständig aus Importen gedeckt. Nicht viel anders ist die Situation bei Steinkohle und Erdgas. Auch dort wächst in zunehmendem Maße die Abhängigkeit von Rohstoffimporten.
BGR: „peak oil noch nicht erreicht“...
2007 gab es auf dem Weltmarkt eine wichtige Veränderung. „Erstmals seit 2003 konnte im vergangenen Jahr die Förderung von Erdöl weltweit nicht gesteigert werden“, so BGR-Energierohstoffexperte Prof. Dr. Bernhard Cramer. Das prophezeite Maximum der Erdölförderung („peak oil“) soll dies aber noch nicht gewesen sein. „Eine Verknappung von Erdöl durch mangelnde Lagerstättenkapazitäten ist nicht die Ursache für die beobachtete Förderentwicklung bei Erdöl und auch nicht für die rasanten Preisentwicklungen“, erklärt Hilmar Rempel, einer der Autoren der BGR-Studie. Nach Ansicht der BGR hätten vielmehr Markteffekte, wie etwa Förderkürzungen durch die OPEC, sowie das rasante Wachstum der Wirtschaft insbesondere in China und Indien diese Entwicklungen bei Erdöl bewirkt.
...für günstig zu gewinnenden Erdöl aber bald Realität
„Trotzdem steht bei Erdöl die Ampel zumindest auf gelb“, warnt Kümpel. „Erdöl wird der erste Energierohstoff sein, bei dem eine echte Verknappung durch die Endlichkeit der Ressource spürbar wird. Die Förderung des leicht und günstig zu gewinnenden Erdöls sei bei weiter wachsender Nachfrage bereits zum Ende des nächsten Jahrzehnts nicht mehr zu steigern, so das Fazit der BGR. Die weltweite Vorratssituation der anderen Energierohstoffe Erdgas, Kohle und Uran stellt sich für die BGR deutlich entspannter dar. Hier sind für die kommenden Jahrzehnte aus geologischer Sicht keine Engpässe absehbar. ToR
Kurzfassung der Studie zum Download
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