„Die große Resonanz und die positiven Rückmeldungen zeigen, dass wir mit unserem neuen Schwerpunkt auf dem richtigen Weg sind. Sämtliche Termine waren restlos ausgebucht“, resümiert Heinz-Werner Schmidt, Vice President Sales & Marketing DACH bei Uponor. „Besonders haben wir uns über die regen Diskussionen im Anschluss an die Vorträge gefreut. Dies zeigt, wie sehr der Branche das Thema unter den Nägeln brennt und wie groß der Bedarf an Lösungen ist.“
Fallbeispiel als roter Faden
Als roter Faden durch die Veranstaltung diente dabei ein Fallbeispiel, das zunächst von Prof. Dr.-Ing. Michael Günther vorgestellt wurde. Der Referent der Uponor Academy versetzte sich dafür in die Rolle eines UsI (Unternehmer oder sonstiger Inhaber), der als Eigentümer eines multifunktionalen Bestandsgebäudes nach einer Probennahme mit einem leicht erhöhten Legionellenbefund konfrontiert ist.
Anhand der verschiedenen Nutzungen und Rahmenbedingungen in dem 8-geschossigen Gebäude zeigte er dann mögliche Ursachen auf, wie zu lange Ausstoßzeiten, kritische Wassertemperaturen an Zapfstellen, Leerstände oder die unregelmäßige Nutzung von Wohnungen. Diese wurden anschließend von den Referenten in ihren jeweiligen Fachbeiträgen aufgegriffen und boten so immer wieder direkte Anknüpfungspunkte für die Teilnehmer.
Legionellen – Risikogruppen und Prävention
So machte Priv.-Doz. Dr. Lothar Erdinger vom Universitätsklinikum Heidelberg deutlich, dass gerade bei medizinischen Einrichtungen – im Beispielgebäude befanden sich ein Ärztezentrum und ein Schlaflabor – besondere Achtsamkeit geboten ist. Die Abwehrkräfte der Patienten seien hier häufig bereits geschwächt, wodurch sie deutlich anfälliger für eine Infektion durch Legionellen seien.
Grundsätzlich sind nicht alle Bevölkerungsgruppen gleich gefährdet. Einem sehr hohen Risiko seien zumeist ältere Menschen über 50 ausgesetzt, insbesondere Männer und Raucher. Dies gelte es, gerade bei Wohn- und Altersheimen sowie Krankenhäusern zu berücksichtigen. Bei der Prävention sind für den Mikrobiologen neben einer regelmäßigen Durchströmung der Leitungen vor allem möglichst geringe Rohrdurchmesser von Bedeutung. Aufgrund der höheren Fließgeschwindigkeit hätten es Keime dann schwerer, sich festzusetzen und einen Biofilm zu bilden.
Gefährdungsanalyse zeigt Handlungsbedarf
Eine neue Kultur im Umgang mit Trinkwasser forderte der Sachverständige Ansgar Borgmann. Nicht umsonst fordern die Trinkwasserverordnung bzw. das Gesundheitsamt bei einer hohen Legionellen-Kontamination eine Gefährdungsanalyse, bei der die gesamte Trinkwasser-Installation eingehend untersucht wird.
Der Sachverständige stellte den genauen Ablauf dar und zeigte im Beispielgebäude mehrere Verstöße gegen die einschlägige DIN 1988-200 auf: Die bestimmungsgemäße Warmwassertemperatur wird erst nach etwa 60 s anstatt nach maximal 30 s erreicht und die Kaltwassertemperatur lag bei der Entnahme wiederkehrend mit 28 °C über den geforderten 25 °C. Hier empfahl der Experte, die Dämmung aller Rohrleitungen und Armaturen zu optimieren und gleichzeitig für einen ausreichenden Wasserwechsel zu sorgen. Weiterhin müsse aufgrund der Leerstände im Gebäude der bestimmungsgemäße Betrieb nach DIN EN 806-5 durch eine regelmäßige manuelle oder automatische Spülung sichergestellt werden.
Einhaltung der a.a.R.d.T.
Die rechtliche Einordnung der Situation im Beispielgebäude übernahm Dr. Sandra Sutti. Die Rechtsanwältin betonte zunächst, dass die Trinkwasserverordnung einen Schutzzweck hat und dass die Trinkwasser-Installation das Wasser nicht nachteilig verändern darf. Grundsätzlich müsse der Betreiber (UsI) hier für die Einhaltung der aktuell gültigen allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.)sorgen.
Lösungen für die Planung und Ausführung
Im Schlussteil gab Prof. Dr.-Ing. Michael Günther dann Lösungsempfehlungen, mit denen sich die verschiedenen Problemfelder im Beispielgebäude vermeiden bzw. beheben lassen. So könne das Trinkwasser in den vermieteten Wohnungen über Wohnungsstationen im Durchflussprinzip bedarfsgerecht unmittelbar vor Ort erwärmt werden, während sich für die gewerblich genutzten Bereiche, wie das Ärztezentrum, zentrale Frischwasserstationen einsetzen ließen.
Eine optimale Durchströmung der Stockwerksverteilung gewährleiste überall die Durchschleif-Ringinstallation. In diese können bei Bedarf kompakte Spülstationen eingebunden werden, die bei einem nicht bestimmungsgemäßen Betrieb für den hygienisch notwendigen Wasseraustausch sorgen und als Teil des Uponor-Hygiene-Spülsystems Smatrix Aqua PLus die Überwachung der gesamten Trinkwasser-Installation ermöglichen.
Veranstaltungsreihe wird 2017 fortgesetzt
Die Moderation der sehr angeregten Diskussionsrunden mit den Referenten übernahm Michael A. Heun. Der Leiter der Uponor Academy DACH war vom Interesse der Teilnehmer sehr angetan: „Es ist schön, eine Veranstaltungsreihe mit dem Gefühl zu beenden, dass man den Nerv des Publikums getroffen und wirklich etwas bewegt hat – gerade bei einem so wichtigen Thema. Deshalb werden wir das Trinkwasser Expertenforum auch im nächsten Jahr fortführen und dabei hoffentlich viele weitere Kunden und Partnern überzeugen.“ ■