Nach den Ergebnissen der VBI-Konjunkturumfrage 2011 des Verbands Beratender Ingenieure (VBI) unter 457 seiner Mitglieder blickt die Branche auf eine positive konjunkturelle Entwicklung. 9 % der befragten Ingenieurunternehmen (Vorjahr 6 %) schätzen ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut und 40 (2010: 39) % als gut ein. 33 % vergeben ein „Befriedigend“ (Vorjahr 37 %). Weitere 11 % bewerten die Wirtschaftslage noch als „ausreichend“. Lediglich ein Anteil von knapp 5 % kämpft derzeit mit schweren wirtschaftlichen Problemen.
Stabiler Auftragsbestand
Der Auftragsbestand der Büros bleibt weiterhin stabil: Fast die Hälfte (46 %) der Befragten bezeichnen ihn als sehr gut bis gut (7 % sehr gut, 39 % gut; 2010: 6 % und 33 %). 33 (2010: 35) % bewerten den Auftragsbestand als befriedigend, weitere 8 % noch als ausreichend. Knapp 8 % (Vorjahr 10 %) verfügen derzeit über eine nicht ausreichende Zahl an Aufträgen. Dennoch stellt sich der Auftragsbestand insgesamt besser als im Vorjahr dar. Dies ist ein positives Signal für die Bauwirtschaft, denn was die Ingenieurunternehmen in diesem Jahr planen, wird von Bauindustrie und Baugewerbe in der Folgezeit umgesetzt.
Die Bilanz für das Jahr 2010
42 % der VBI-Unternehmen konnten ihre Umsätze 2010 steigern. 21 % verzeichneten stabile Umsätze. Ein knappes Drittel (32 %) der Befragten musste rückläufige Umsätze verkraften. Allerdings erzielten 2010 nur 29 % höhere Umsatzrenditen als im Vorjahr. Bei 41 % blieben sie unverändert und bei 24 % gingen sie sogar zurück. Dies belegt, dass die Erhöhung der Tafelwerte durch die Novellierung der HOAI 2009 kaum Wirkung auf die Büros zeigt. 62 % der Unternehmen konnten keinerlei Auswirkung auf das Geschäftsergebnis feststellen – dies die ernüchternde Bilanz.
Optimistische Erwartungen für 2011
Die Erwartung der Umsätze für 2011 ist überwiegend optimistisch: 22 % gehen von steigenden (Vorjahr 18 %), 53 % wie im Vorjahr von gleichbleibenden Umsätzen aus. 21 % erwarten einen Rückgang ihrer Umsätze (Vorjahr 28 %). Insgesamt stellt sich die Lage für Büros, die schwerpunktmäßig im Wirtschaftsbau oder im öffentlichen Bau tätig sind, annähernd gleich dar. Nur die Umsatzerwartung ist für 2011 im Wirtschaftsbau etwas stärker als im öffentlichen Bau.
Honorare vielfach nicht auskömmlich
Der VBI-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Ing. Klaus Rollenhagen zu den Ergebnisse der VBI-Konjunkturumfrage: „Die unabhängigen Planungsbüros sind gut durch die Wirtschaftskrise gekommen, bemerkenswert dabei: Nur ein knappes Drittel hat von den Konjunkturpaketen profitiert. Die Ingenieure haben die Bewältigung der Krise also überwiegend durch eigene Anstrengungen geschafft. Wegbrechende Aufträge haben sie auf kreativen Wegen kompensiert. Dagegen hat sich die Honorarerhöhung durch die Novellierung der HOAI 2009 auf die Umsatzrenditen der Ingenieurunternehmen kaum ausgewirkt. Damit ist die seit langem geforderte Auskömmlichkeit der Honorare in vielen Bereichen immer noch nicht realisiert. Wir fordern hier vom Bundeswirtschaftsministerium dringend Nachbesserungen im laufenden HOAI-Novellierungsverfahren. In einigen Bereichen, 15 % der Befragten führen dieses an, haben Veränderungen in der HOAI 2009 sogar zu negativen Auswirkungen und Umsatzeinbußen geführt.“
Ingenieurlücke behindert Personalaufbau
Die insgesamt positive Lage in den deutschen Planungsbüros drückt sich – wie für diese Branche charakteristisch – unmittelbar in Personalaufbau aus: 32 % der Büros haben 2010 neue Mitarbeiter eingestellt, 56 % den aktuellen Personalstamm gehalten. Nur 9 % mussten Personal abbauen. Auch 2011 wollen die deutschen Planungsbüros weiter wachsen und Personal aufbauen. 123 Büros (27 %, Vorjahr 20 %) geben an, sie werden 2011 mindestens 442 hoch qualifizierte Arbeitsplätze neu schaffen. 60 % wollen ihren Personalbestand stabil halten. Nur 40 Büros (9 %) planen aktuell Entlassungen. Allerdings stellt sich der Personalbaufbau nicht einfach dar. 66 % der VBI-Mitglieder geben an, dass sie wegen des Mangels an qualifiziertem Ingenieurnachwuchs Schwierigkeiten haben, Personal zu finden. 9 % geben an, dass Sie bereits jetzt unter massiver Abwerbung qualifizierten Personals leiden. Die seit langem prognostizierte „Ingenieurlücke“ ist für die Planungsunternehmen Realität.
Preisverfall für Ingenieurleistungen
Die Verschärfung weiterer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen macht den unabhängigen Ingenieurbüros zu schaffen. So beklagen 61 % der Unternehmen einen weiteren Verfall der Preise für Ingenieurleistungen. 29 % sehen damit einhergehend ein Überangebot an Ingenieurunternehmen. Nur ein Drittel gibt die Wirtschafts- und Finanzkrise als Ursache für verschärfte Wettbewerbsbedingungen an.
Wettbewerbsverzerrung durch Scheinprivatisierungen
Besonders ernst zu nehmen sind laut VBI Wettbewerbsverzerrungen im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Betätigung öffentlicher Stellen. So bemängeln 18 % der Unternehmen Eigenplanungen der öffentlichen Hand. 16 % müssen in ihren Märkten mit scheinprivatisierten Unternehmen und damit Quersubventionen aus öffentlichen Haushalten konkurrieren. Rollenhagen: „Scheinprivatisierung und damit eine wettbewerbsfeindliche Betätigung der öffentlichen Hand ist immer noch ein wichtiges Thema für die Branche. Länder und Kommunen müssen sich fragen lassen, ob eine Belastung regionaler Märkte durch unfaire Wettbewerbsbedingungen wirklich im Interesse der Allgemeinheit sein kann. Gleichzeitig geben uns die öffentlichen Haushalte und hier besonders die Kommunen Anlass zur Sorge, denn wir befürchten im Laufe dieses Jahres Turbulenzen. 40 % unserer Unternehmen arbeiten überwiegend für die in Finanznöten steckenden Kommunen. Diese müssen aber dringend Impulsgeber für die Branche der unabhängigen Planer und Berater bleiben.“ ■
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