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Verivox

Zeitvariable Stromtarife noch zu unattraktiv

Das Verbraucherportal Verivox.de hat die zeitvariablen Stromtarife der 100 größten Grundversorger untersucht. Der Vergleich mit normalen Tarifen zeigt, dass die zeitvariablen Angebote der Energieversorger bisher noch nicht wettbewerbsfähig sind, da sie von den Verbrauchern viel Aufmerksamkeit verlangen und ihr Einsparpotenzial nur gering ist.

Zeitvariable Tarife sind für Versorger verpflichtend


Das Energiewirtschaftsgesetz ( EnWG ) gibt in § 40 vor, dass sämtliche Stromversorger ab 30. Dezember 2010 mindestens einen Tarif anbieten müssen, der die jeweilige Zeit des Verbrauchs berücksichtigt. Das bedeutet, dass der Strom in dem Tarif je nach Uhrzeit einen anderen Preis hat. Wann wie viel verbraucht wurde, wird mithilfe eines „intelligenten“ Stromzählers (Smart Meter) gemessen. So sollen Kunden die Möglichkeit erhalten, ihren Stromverbrauch zu steuern und von Zeitzonen mit günstigeren Preisen zu profitieren.

Verbrauchssteuerung wird nicht ausreichend belohnt


„Die Stromversorger experimentieren derzeit mit den verschiedensten Angeboten“, berichtet Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft bei Verivox. „So gibt es etwa Tarife mit sechs unterschiedlichen Zeitzonen oder ein Teil des Strompreises wird an den stundengenauen Spotmarkt der Strombörse gekoppelt. Diese komplizierten Konstruktionen können aber nur attraktiv sein, wenn die erhöhte Aufmerksamkeit der Verbraucher mit entsprechend günstigen Preisen belohnt wird. Das ist bisher noch nicht der Fall.“

Nur ein Drittel der Angebote mit Smart Meter


Zwar bieten viele Grundversorger inzwischen mindestens einen zeitvariablen Tarif an, 96 der 100 größten Grundversorger haben ein entsprechendes Angebot im Programm. Dabei gehört jedoch bei nur rund einem Drittel der Versorger auch ein Smart Meter dazu. Die anderen Angebote setzten einen herkömmlichen Zwei-Tarif-Zähler voraus. In beiden Fällen gilt, dass der Einbau eines neuen Zählers notwendig ist, was in der Regel vom Verbraucher bezahlt werden muss. Je nach Versorger und Angebot liegen diese einmaligen Kosten zwischen 80 und 150 Euro.

Durchschnittliche Einsparung von 18 Euro/a…


Um die Kosten zeitvariabler Tarife mit Einheitstarifen zu vergleichen, hat Verivox die neuen Angebote den herkömmlichen Grundversorgungstarifen gegenübergestellt. Geht man davon aus, dass der Verbrauch eines Musterhaushaltes dem „Standardlastprofil“ privater Haushalte entspricht, ergibt der Kostenvergleich für 4000 kWh/a nur eine geringe Einsparung von durchschnittlich 18 Euro/a. Dabei fallen große Preisunterschiede zwischen den Versorgern auf. So ist der zeitvariable Tarif der Energieversorgung Leverkusen bei gleichem Verbrauch 120 Euro/a teurer als der normale Grundversorgungstarif. Bei der Energiedienst AG hingegen ist der zeitvariable Tarif rund 120 Euro/a günstiger als die Grundversorgung.

…mit starker Verhaltensumstellung 44 Euro/a


Um eine höhere Ersparnis zu erreichen, müssen die Kunden ihr Verbrauchsverhalten drastisch ändern. Wenn sie es schaffen, 10 % (400 kWh) ihres Stromverbrauchs in die günstigeren Zeitzonen zu verlagern, werden die Stromkosten um durchschnittlich 44 Euro/a reduziert. Um diese Einsparung gegenüber dem Grundversorgungstarif zu erzielen, muss das tägliche Leben jedoch dem Diktat des Stromzählers unterworfen werden. Denn einige wesentliche Stromverbraucher, wie Heizungspumpen und -brenner. Gefriergeräte und Kühlschränke lassen sich nicht über mehrere Stunden abschalten. Die Benutzung einer elektrischen Trinkwassererwärmung, Unterhaltungselektronik, Backofen und Herd unterliegt dem Alltagsrhythmus der Verbraucher. Um das Verbrauchsverhalten zu ändern, kann der Einsatz von Waschmaschine, Wäschetrockner, Geschirrspülmaschine und Bügeleisen noch am ehesten beeinflusst werden. Aber auch hier setzt die individuelle Wohnsituation oft enge Grenzen.

Tarifwechsel bietet höheres Einsparpotenzial


Klassische Energiesparmaßnahmen und der Wechsel zu einem günstigeren Tarif des örtlichen Anbieters reduzieren die jährlichen Stromkosten laut Verivox.de weitaus deutlicher, ohne dass die Verbraucher ihr Verhalten ändern müssen. Bei den 100 untersuchten Anbietern kann durch den Wechsel von der Grundversorgung in den günstigsten verfügbaren Tarif (ohne Vorauskasse) eine durchschnittliche Ersparnis von 70 Euro/a erzielt werden. ■