Der Wohnungsneubau reicht bei weitem nicht mehr aus, um die weiter wachsende Zahl von Privathaushalten in Deutschland mit Wohnraum zu versorgen. Diese Schlussfolgerung zieht LBS Research aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die weit weniger als 200.000 Wohnungen, die 2007 genehmigt wurden, könnten bereits heute nicht den vorhandenen Versorgungsgrad sichern. Bei einem absehbaren Anstieg der Zahl der Privathaushalte - bundesweit bis 2020 um 3% - drohten regional unweigerlich Engpässe, unter den Bundesländern am ehesten in den norddeutschen Stadtstaaten sowie in Baden-Württemberg und Bayern.
Unklare Bevölkerungsprognose
Die LBS-Immobilienexperten weisen darauf hin, dass negative Bevölkerungsprognosen in der Vergangenheit immer wieder zu Fehleinschätzungen der Wohnungsmarktperspektiven geführt hätten. Sie seien seit Anfang der 1990er Jahre mehrfach deutlich nach oben korrigiert worden. Auch heute geben sie keine klare Orientierung. So schwanken die neuesten Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) je nach Annahmen für das Jahr 2050 zwischen knapp 70 Mio. und gut 80 Mio. Einwohnern; die letztgenannte Zahl liegt in mehr als 40 Jahren also gerade einmal 2 Mio. niedriger als heute. In der mittleren Variante gehen die Berliner Forscher nach Angaben von LBS Research bis 2020 von einem Rückgang um insgesamt weniger als 1% aus.
Zahl der Haushalt steigt
Für die Entwicklung der Wohnungsmärkte und der Bautätigkeit weit entscheidender ist dagegen die Zahl der Haushalte. Und diese steigt nach Einschätzung aller Experten mindestens noch für 10 bis 15 Jahre weiter an. Nach der neuesten Prognose des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl im Jahre 2020 bei 40,5 Mio. liegen, 1 Mio. oder 3% mehr als im Basisjahr 2005. Als Hauptursache dafür nennt LBS Research den anhaltenden Trend zu kleineren Haushalten - der Wandel der Lebensstile bringt gerade bei der Bevölkerung in jüngeren und mittleren Jahren mehr Single-Haushalte mit sich, die steigende Lebenserwartung lässt die Zahl kleinerer Haushalte aber auch im Seniorenalter wachsen. So würden Ein- und Zweipersonenhaushalte 2020 bereits 77% aller Haushalte ausmachen, fünf Prozentpunkte mehr als 2005.
Große regionale Unterschiede
Die regionale Verteilung der Haushaltszahlen macht nach Angaben von LBS Research zugleich den hohen Einfluss der Binnenwanderung deutlich. Die Menschen leben dort, wo Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze wachsen. Die besten Voraussetzungen für die Ansiedlung von Menschen in den nächsten 15 Jahren sehen die amtlichen Prognostiker offensichtlich nicht im Umland, sondern in den Ballungsräumen selbst. So weist die Wachstumsrate der Haushalte im Stadtstaat Hamburg mit 8% innerhalb von nur 15 Jahren den Spitzenwert aus, und auch Bremen liegt mit 5% noch vor Niedersachsen (3%). Von den Flächenländern liegen Baden-Württemberg und Bayern mit einem Plus von 7% an der Spitze, gefolgt von Schleswig-Holstein (5%). In Westdeutschland prognostizieren die Demografen nur für das Saarland ein geringfügiges Minus von 2%. Deutlicher sind dagegen die Haushalts-Verluste in den neuen Ländern - mit Ausnahme der leicht positiven Entwicklung in Berlin und Brandenburg.
Genehmigungszahlen deutlich unter dem Bedarf
Diese Zahlen belegen laut LBS Research deutlich, dass auch in Zukunft ausreichender Wohnungsneubau erforderlich ist, um Haushalte preisgünstig mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Erst kürzlich habe das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) für den Zeitraum bis 2010 einen Neubaubedarf in der Größenordnung von rund 280.000 Einheiten pro Jahr errechnet. Für eine ausgeglichene Entwicklung seien damit rund 50% mehr Häuser und Wohnungen als die 2007 genehmigten rund 182.000 Einheiten erforderlich. ToR
Uns interessiert Ihre Meinung!