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ENERGIE

Steiler Abstieg der Ölförderung erwartet

Die weltweite Ölproduktion hat im Jahr 2006 ihren Höhepunkt (Peak) überschritten und fällt jetzt mit einigen Prozentpunkten pro Jahr zurück. Das ist die Kernbotschaft einer globalen Ressourcen-Studie, die von der Energy Watch Group am 22. Oktober in London vorgestellt wurde.

Schon in den nächsten beiden Jahrzehnten werde die globale Ölversorgung dramatisch zurückgehen und eine Versorgungslücke erzeugen, die auch durch erhöhte Energieproduktion aus anderen fossilen und alternativen Quellen und auch nicht über Kernenergie so schnell geschlossen werden könne. „Das alarmierendste Zeichen ist die steile Abnahme der Ölversorgung nach dem Peak“, warnt Jörg Schindler von der Energy Watch Group. Dieses Ergebnis und auch der Zeitpunkt des Peak stehen offensichtlich in scharfem Kontrast zu den Projektionen und Prognosen der Internationalen Energie-Agentur (IEA).

„Investitionen in Erneuerbare werden verhindert“
Die IEA bestritt bis vor kurzem, dass eine grundlegende Änderung der Energieversorgung in naher oder weiterer Zukunft wahrscheinlich sei. Hans-Josef Fell, Mitglied des Deutschen Bundestages, stellt dazu fest: „Die Botschaft der IEA, dass auch in Zukunft business as usual möglich sei, schickt ein diffuses Signal an die Märkte und verhindert damit Investitionen in die bereits vorhandenen Technologien der erneuerbaren Energien.“

Daten über Reserven unterschiedlich bewertet
Laut Industriedatenbank HIS (2006) werden die restlichen Weltölreserven auf 1255 Gigabarrel geschätzt. Für die Energy Watch Group jedoch gibt es stichhaltige Gründe, diese Zahlen für einige Regionen und Schlüsselländer zu korrigieren und daraus eine Schätzung von 854 Gigabarrel abzuleiten. Die Wissenschaftler der Energy Watch Group verlassen sich nicht in erster Linie auf Daten über Öl-Reserven, weil diese Angaben sich in der Vergangenheit häufig als unzuverlässig erwiesen haben, sondern gründen ihre Analyse hauptsächlich auf Produktionsdaten, die leichter zu verfolgen und auch zuverlässiger sind.

Peak-Oil: Theorie oder Realität?
Der Energie-Ausblick der Energy Watch Group entspricht den Aussagen des ehemaligen US-Verteidigungssekretärs und CIA-Direktors James Schlesinger vor kurzem auf einem Ölgipfel in Cork: „Die Schlacht ist vorbei, die Peak-Oil-Protagonisten haben gewonnen.“ Schon zuvor hatte sich König Abdullah von Saudi Arabien, der größte Ölproduzent der Welt, dazu geäußert: „Der Ölboom ist vorbei und wird nicht zurückkehren. Wir müssen uns alle an einen anderen Lebenstil gewöhnen.“ Indes geht die Debatte über Peak Oil weiter. Verschiedene, den Energiekonzernen nahestehende Institutionen wie CERA beteiligen sich an einer Kampagne, die Peak Oil als „Theorie“ darzustellen versucht. Der Report der Energy Watch Group dagegen weist Peak Oil als Realität aus. Die Welt stehe damit am Anfang einer strukturellen Veränderung des Wirtschaftssystems. Sie werde mit einer steil abnehmenden Versorgung mit fossilen Brennstoffen beginnen und fast alle Aspekte des täglichen Lebens beeinflussen.

Die Energy Watch Group
ist eine Initiative des Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell und weiterer Parlamentarier aus anderen Ländern. Träger ist die Ludwig-Bölkow-Stiftung. In dem Projekt erarbeiten Wissenschaftler unabhängig von Regierungs- und Unternehmensinteressen Studien über fossile und atomare Ressourcen, Szenarien für erneuerbare Energien sowie Strategien für eine langfristig sichere Energieversorgung. ToR

Siehe auch:
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