Ein unschlagbares Angebot, dem viele kosten- und energieorientierte Hauseigentümer nicht widerstehen können: Städte, Kommunen, Energieversorgungsunternehmen, Baumärkte und Banken bieten für billiges Geld bis zu vier Thermoaufnahmen von der Außenfassade des eigenen Hauses. Die farbigen Thermografien zeigen plakativ die Wärmebrücken im Gebäude und verdeutlichen den Sanierungsbedarf - so wird suggeriert. Doch oft unterbleibt eine professionelle Auswertung mit anschließender individueller Beratung.
Außenthermografie ist nur eine orientierende Messung
Bauherren-Schutzbund ( BSB ) und Bundesverband für Angewandte Thermografie ( VATh ) haben jetzt mit einer Pressemitteilung öffentlich davor gewarnt, sich auf Aussagen aus „schnell erstellten Außenaufnahmen“ zu verlassen. Außenaufnahmen könnten zwar erste Informationen über den energetischen Zustand eines Gebäudes bieten, jedoch werde damit das gesamte Haus weder auf Wärmebrücken untersucht noch würden alle thermischen Schwachstellen aufgedeckt. Dipl.-Ing. Sönke Krüll vom Bundesverband für Angewandte Thermografie: „Die praktizierte Außenthermografie ist nur eine orientierende Messung, die zur Beurteilung des Wärmeschutzes an Gebäuden allein nicht ausreicht. Die meisten Dachflächen, vorgehängte hinterlüftete Fassaden, Schimmelschäden in Außenecken können so nicht untersucht werden. Nur durch Kombination von Innen- und Außenthermografie, verbunden mit der Kontrolle messtechnisch relevanter Rahmenbedingungen, sind nahezu alle Baumängel quantitativ zu erfassen.“
„Die meisten Thermografieaktionen sind bedenklich“
Darum, so Krüll, müssten die meisten Thermografieaktionen als bedenklich eingestuft werden. Sie geschähen schnell und oft ohne auf die Witterung Rücksicht zu nehmen. Nur so sei ein Preis von unter 100 Euro für ein Einfamilienhaus zu realisieren. „Eine gründliche thermografische Untersuchung jedoch kann nur bei Temperaturunterschieden von 15°C zwischen Außen- und Innentemperatur, erst 12 Stunden nach Sonneneinstrahlung und ohne Windeinfluss erfolgen“, erläutert Krüll. „Die Auswertung umfasst mehrere Stunden.“ Verbraucher würden in den überwiegenden Fällen nicht umfassend oder sogar falsch informiert.
Thermografieaktionen oft Geldverschwendung
Bauherren-Schutzbund und Bundesverband für Angewandte Thermografie raten Hauseigentümern nun davon ab, für Thermografieaktionen Geld auszugeben. Schnellthermografie könne allenfalls als Einstieg ins Problem und zur Sensibilisierung dienen. Der Aufwand für aussagefähige Thermografiebilder zur Vorbereitung von Sanierungsentscheidungen sei weitaus höher, als nur für jede Hausseite einmal auf den Auslöser zu drücken. Für eine gute und aussagefähige Thermografie seien Standards einzuhalten, gepaart mit dem Sachverstand zertifizierter Experten. Verlässliche Aussagen seien in den meisten Fällen auch nur durch die Kombination verschiedener Messverfahren möglich. Der Bundesverband für Angewandte Thermografie hat eine Richtlinie zur Gebäudeuntersuchung veröffentlicht ( zu den VATh-Richtlinien ), die über die Kriterien für eine seriöse Analyse informiert. ToR
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