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Ivo Eiermann, Johnson Controls, über den Markt für Absorptionskältemaschinen

“Bei richtiger Auslegung rechnen sich viele Projekte“

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  • Mit 130 installierten Anlagen im Jahr 2010 ist der Markt für Absorptionskältemaschinen überschaubar. Größere Potenziale lassen sich durch die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung realisieren.
  • Für Fernwärmebetreiber sind Absorptionskältemaschinen attraktive Wärmeabnehmer im Sommer. Allerdings fehlen häufig attraktive Sommertarife.
  • Die von Fernwärmeversorgern gewünschte hohe Auskühlung ist von den AKM-Herstellern inzwischen aufgenommen und umgesetzt worden.

Schmid: Herr Eiermann, wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach der Markt für Absorptionskältemaschinen in Deutschland?

Eiermann: Seit einigen Jahren verzeichnet der Markt für Absorptionskältemaschinen ein jährliches stabiles Wachstum von etwa 3 bis 5 %. Auch die Wirtschaftskrise konnte dieser Marktnische nichts anhaben. Insbesondere im unteren Leistungsbereich bis 200 kW war der Markt weitgehend stabil.

Schmid: Wo sehen Sie die aktuellen Triebkräfte für den Absorber? Eiermann: Für kleinere Absorber sind die diversen Förderprogramme ein wichtiger Faktor. Die gestiegene Anzahl der Klein-BHKW zeigt deutlich spürbare Impulse für die AKM. Möglicherweise wirkt sich die Energiegesetzgebung zukünftig auch stärker auf den Industriebau und damit auf die größeren Leistungsbereiche der AKM aus.

Schmid: Absorber spielen am Markt für Kaltwassersätze nur eine bescheidene Rolle…

Eiermann: Den Markt für Absorptionskältemaschinen werden wir aufgrund sich nur teilweise überschneidender Anwendungsmöglichkeiten nie mit dem für Kompressionskältemaschinen vergleichen können. Aus diesem Grund haben wir in Europa auch keine große Auswahl an AKM-Fabrikaten. Die wenigen Anbieter müssen jedoch erheblich mehr an Aufklärungsarbeit leisten als die Hersteller von Kompressionskältemaschinen. Das gilt insbesondere für Absorber kleinerer Leistung. Im großen Leistungsbereich wurde über Jahre hinweg sehr gut gearbeitet. Die Industrie als AKM-Anwender und spezialisierte TGA-Fachplaner kennen das System und die Vorzüge solcher Anlagen recht gut. Mit der Einführung diverser Förderprogramme, zum Beispiel durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz2), interessiert sich nun eine völlig neue Klientel für den Absorber. Jetzt liegt es an uns, diese Technik weiterzuentwickeln und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen anzubieten.

Schmid: Oft ist unklar, welches Gewerk für die AKM zuständig ist. Die Maschine wird in der Regel vom Heizungsbauer installiert. Wie beurteilen Sie die Zuständigkeiten?

Eiermann: Eine größere Marktabdeckung bietet die Heizungsbranche, insbesondere bei kleineren Leistungen. Der Service der Maschinen sollte jedoch von Kältefachfirmen oder Absorberspezialisten ausgeführt werden. AKM sind im Grunde genommen einfach zu bedienen und zu warten, aber es gibt Bereiche, da braucht es einen Spezialisten, zum Beispiel, um die Arbeitsstoffe zu prüfen. Auch die hydraulische und regelungstechnische Einbindung einer AKM ist anspruchsvoll. Hier setzt unsere Beratung an.

Schmid: Inzwischen gibt es die vielfältigsten Anwendungen für Absorber: Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, solare Kühlung, Fernwärme- und Biomasse-angetriebene Absorber. Welche AKM-Konzepte haben Zukunft?

Eiermann: Jedes dieser Konzepte hat eine Geschichte und wird auch in Zukunft präsent sein. Solares Kühlen ist eine fantastische Anwendung für die AKM und eine sehr gute Kombination mit solarem Heizen und Brauchwassererwärmung. In Zukunft wird man über verbesserte Speichermedien auch sonnenarme Zeiten oder die Nachtstunden überbrücken können. Die Kälteerzeugung durch Fernwärme ist in den vergangenen Jahren leider zu stiefmütterlich behandelt worden. Doch gerade im Sommer mit Klimatisierungsbedarf stehen in Fernwärmenetzen große Wärmeleistungen zur Verfügung. Die von Fernwärmeversorgern gewünschte hohe Auskühlung ist von den AKM-Herstellern inzwischen aufgenommen und umgesetzt worden. Was fehlt sind attraktive Sommertarife. Die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung ist im Moment mit Sicherheit das größte Marktsegment für die AKM, insbesondere im kleinen Leistungsbereich. Bei richtiger Auslegung rechnen sich viele Projekte auch ohne staatliche Förderung.

Schmid: Wo müssten Ihrer Ansicht nach die Marktakteure ansetzen, um AKM-Konzepte stärker am Markt zu positionieren?

Eiermann: Bei der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung mit Absorptionskältemaschinen haben wir es mit einem neuen Kundenkreis zu tun. Er muss verstärkt auf die energetischen Vorteile und zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Wir müssen auch mehr regionale Messepräsenz zeigen, die TGA-Fachplaner verstärkt schulen und den qualifizierten Heizungsfachbetrieb mit ins Boot nehmen.

Schmid: Welche Innovationen sind bei den AKM in naher Zukunft zu erwarten?

Eiermann: Im kleinen Leistungsbereich der AKM ist die Leistungszahl bereits hervorragend. Durch noch effektivere und besser genutzte Wärmeübertrager können die Anwendungsfelder Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Fernwärme künftig noch besser bedient werden. Schmid: Die von Johnson Controls übernommene Firma York war einer der ersten Anbieter in Europa, der die kompakten Yazaki-Absorptionskältemaschinen in seinen Vertrieb aufgenommen hat. Was zeichnet die Yazaki-Maschine aus?

Eiermann: Die Absorptionskältemaschinen sind sehr kompakt Abb. 2, leicht zu installieren und einfach zu warten. Durch ihre interne Regelung sind sie problemlos zu bedienen. Weltweit anerkannt ist die hohe Fertigungsqualität von Yazaki durch den Einsatz hochwertiger Materialien. •

Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Sorption: Webcode 1033

1) Gekürzte Version des Interviews aus der Fachzeitschrift HLH, 4-2011, Seite 15–16.

2) Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz) vom 19. März 2002 (BGBl. I S. 1092), zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 21. August 2009 (BGBl. I S. 2870) geändert. Webcode 305756

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