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Aufzüge und Fahrtreppen

Gebäude und Gebäudetechnik durchdringen das e2 forum

Im September 2022 fand nach langer Corona-Pause das zweite e2 forum statt.

Undine Stricker-Berghoff

Im September 2022 fand nach langer Corona-Pause das zweite e2 forum statt.

Das e2 forum elevator + escalator Frankfurt am 21. und 22. September 2022 im Congress Center der Messe Frankfurt bot den rund 350 Besucherinnen und Besuchern nach der Coronapause 48 Vorträge. Hinzu kamen im Vorfeld zwei Online-Prologe sowie vor Ort eine fachbegleitende Ausstellung.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Aufzüge können über BACnet in die Gebäudeautomation integriert werden. Entsprechende Normen liegen dafür vor. Das schließt auch den Betrieb von Aufzügen zur Evakuierung ein.
■ Grundsätzlich gilt, dass die Aufzugssysteme und ihre Daten vor Hackern geschützt sein müssen. BACnet liefert dafür als Erweiterung das geschützte Protokoll „Secure Connect“.
■ Systeme zum Entrauchen und Lüften von Aufzugsschächten, die die übliche dauerhafte Öffnung im Schachtkopf ohne konkreten Bedarf verschließen, lassen sich über die Energieeinsparung innerhalb von 3 bis 6 Jahren amortisieren.
 

Die Technologie- und Themenplattform e2 forum hat eine klare Ausrichtung: Die Aufzug- und Fahrtreppenindustrie mit den Entscheidern in den Bereichen Gebäudemanagement und Gebäudetechnik in den Dialog rund um die vertikal-horizontale Mobilität zu bringen. So hatten beim e2 Forum 2022 die inhaltlichen Schwerpunkte überwiegend einen deutlichen Bezug zum Gebäude oder zur Gebäudetechnik:

● Digitale Infrastruktur – Herausforderungen und Lösungen
● Der Aufzug in der Gebäudeplanung
● Bauen und Modernisieren im Bestand
● Integration von Aufzügen in moderne Gebäude
● Urbanisierung, Smart City, Nachhaltigkeit
● Aufzüge und Fahrtreppen im Urbanisierungsprozess

Uwe Behm, Geschäftsführer der veranstaltenden Messe Frankfurt, eröffnete den Kongress. Als Partner des Veranstalters folgte ihm Martin Schmitt vom VDMA-Fachverband Aufzüge und Fahrtreppen, der „e2“ verschieden interpretierte als „miteinander und teilen“, als „zweite Auflage nach 2018“ und als „elevator und escalator“ (Aufzug und Fahrtreppe).

Roberto Zappa überbrachte Grüße der European Lift Association ELA, in denen er Normung als Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung bezeichnete sowie Aus- bzw. Weiterbildung plus Information als wichtigste Themen der Aufzugsindustrie hervorhob. Die Keynote von Star-Architektin Nayla Mecattaf, CroMe Studio, bot das erste Highlight: Sie sieht den Menschen im Mittelpunkt der Gebäude und der Stadt der Zukunft, auf die es sich in Sachen Wohlbefinden und Nachhaltigkeit vorausschauend vorzubereiten gelte.

Aufzugsintegration, Evakuierung, Gebäudeautomation

Bernhard Isler von der BACnet Interest Group Europe behandelte den zentralen Aspekt der zunehmenden Integration des Aufzugs in die Gebäudeautomation über BACnet. Hierfür sind der ANSI/ASHRAE-Standard-135 bzw. (EN) ISO 16484-5 maßgeblich.

Zur Überwachung und Kontrolle von Aufzügen bietet BACnet die dedizierte Darstellung mit Elevator Objekten für Aufzugsgruppe, Aufzug oder Fahrtreppen als Clients auf dem Server. Möglich sind u. a. eine detaillierte Statusanzeige und Aufrufsteuerung. Zusätzliche Details können durch Binär-, Analog- oder Multi-state-Objekte ergänzt werden. Structured-View-Objekte ermöglichen eine weitere Strukturierung. Störungs- und Alarmmeldungen sind intrinsisch.

Bernhard Isler steigt tief in die Überwachung und Kontrolle von Aufzügen mittels BACnet ein.

Undine Stricker-Berghoff

Bernhard Isler steigt tief in die Überwachung und Kontrolle von Aufzügen mittels BACnet ein.

Das System unterstützt die vielen Status- und Wertänderungen (Change-of-Value, COV) von Aufzugsanlagen auf Client- und Server-Seite – auch bei der Überwachung mehrerer Gebäude gleichzeitig. BACnet Interoperability Building Blocks (BIBBs) auf der Client-Seite bieten die Darstellung der Aufzug-Objekte, die Kontrolle und Änderung der Daten, COV-Mehrfachsubskription (auch Server), Ereignis-Parametrisierung sowie Empfänger für Ereignisse.

BACnet-Profile Bediengeräte: Die „Elevator Monitoring Operator Interface“-Familie bietet ein Elevator Display und drei Workstation-Levels. Sie unterstützt die Anzeige von Aufzug-Objekten, nutzt Subskription für Mehrfach-Wertänderungen und unterstützt Änderungen sowie die Behandlung von Fehler- und Alarmmeldungen von Aufzug-Objekten.

BACnet-Profile Aufzugssteuerungen: Die „Elevator Monitoring Controller“-Familie bietet einen reinen Elevator Monitor und zwei Elevator-Controller-Level für begrenzte bzw. volle Kontrolle. Sie unterstützt Aufzug- und andere Objekte sowie die Benachrichtigung von Mehrfach-Wertänderungen. Die Kontrolle erfolgt durch die Aufzug-Objekte.

Betrieb von Aufzügen zur Evakuierung

Außerdem informierte Isler über den Betrieb von Aufzügen zur Evakuierung (Elevator Occupant Evacuation Operation, OEO), wenn ein Feuer weitab von den Aufzugslobbys entdeckt wird. Das Stockwerk mit dem Feuer hat dabei die höchste Priorität. Die brennende Etage und die angrenzenden zwei Stockwerke darüber und darunter werden zur Evakuierung mit dem Aufzug bedient. Brennt es in zwei Stockwerken gleichzeitig, werden alle Stockwerke zwischen den beiden Bränden zur Evakuierung bedient. Alle anderen Stockwerke werden während der Evakuierung nicht angefahren.

Isler: „Für eine korrekte Evakuierung ist ein Zusammenspiel zwischen dem Aufzugssystem und der Brandmeldeanlage erforderlich.“ Die Brandmeldeanlage (Fire Alarm System, FAS) erkennt Feuer und steuert Alarm und Evakuierung inklusive Sprachmeldungen. Das Aufzugssystem (Elevator System, ES) steuert die Aufzüge durch spezielle Evakuierungsroutinen für OEO inklusive der Leuchtanzeigen in den Lobbys. Die Feuerleitstelle (Fire Command Center, FCC) visualisiert das Feuer im Gebäude; sie ermöglicht manuelle Eingriffe in die FAS.

Die Brandmeldeanlage (BMA) nutzt Binär-Objekte und Multi-state-Objekte zur Darstellung von Zuständen und Modi von OEO-Stockwerken sowie „Life Safety Zone“-Objekte zur Darstellung von OEO-Stockwerken und -Zonen. Drei OEO-Signale durch Binär-Objekte oder physische Drähte sorgen für hohe Zuverlässigkeit und vermeiden, dass die BMA ein BACnet-Client sein muss. Ohne BACnet wäre eine parallele Verdrahtung für jedes Detail in jedem Stockwerk erforderlich.

Prolog: „IoT und Datenplattformen“

Auch auf dem zweiten Online-Prolog zum e2 forum „Anforderungen aus Kundensicht: IoT und Datenplattformen“ am 18. September 2022 standen die steigenden Anforderungen der Betreiber zum Zusammenspiel von Aufzügen und Fahrtreppen mit ihren Gesamtprozessen, wie der Einbindung ins Facility-Management, im Mittelpunkt. Der Veranstalter Building Technology Experts der Messe Frankfurt und die Eventplattform der Immobilien- und Bauindustrie, Builtworld, hatten dafür u. a. Karl Heinz Belser, Präsident von BACnet, eingeladen.

Die Diskutanten waren sich einig: Die Daten gehören dem Betreiber bzw. Besitzer des Aufzugs. Steuerdaten werden mit den Herstellern geteilt. Für den Aufzug – wie für alle TGA-Anlagen – gilt, die Daten müssen vor Hackern geschützt sein. BACnet liefert als Erweiterung dazu „Secure Connect“, ein geschütztes Protokoll, für das erste Produkte zertifiziert wurden. Alle Redner plädierten für offene Systeme.

Anlagen zur Aufzugsschachtentlüftung als Beitrag zur Energiewende

Patrick Schweibl von D+H stellte eine simple und deshalb gängige technische Lösung zum Energiesparen im Gebäude vor, die sich auf eine oft nachgerüstete Komponente oben im Aufzugsschacht bezieht. Die Bauordnung fordert eine Öffnung zur Rauchableitung von mindestens 0,1 m2 und 2,5 % der Schachtgrundfläche; EN 81-20 fordert die Belüftung des Fahrkorbs. Als Folge ergibt sich eine permanente Öffnung im Schachtkopf oder Maschinenraum des Aufzugs, sodass beheizte oder gekühlte Luft durch Aufzugstüren und Lüftungsöffnung nach außen strömt (Kamineffekt).

Die begleitende Fachausstellung bot Gelegenheit für vertiefende Gespräche.

Undine Stricker-Berghoff

Die begleitende Fachausstellung bot Gelegenheit für vertiefende Gespräche.

Verschiedene Institutionen in Deutschland und Österreich haben den Wärmeverlust dadurch unter verschiedenen Rahmenbedingungen mit ca. 10 000 bis 23 000 kWh pro Heizperiode berechnet. Dies entspricht bei typischen Gebäuden ca. 7,5 % des Raumwärmeverbrauchs. Von diesem Zustand sind in Deutschland noch ca. 500 000 bis 600 000 Aufzugsschächte betroffen. Kann man also diese Verluste weitgehend verhindern, entspricht das einer lohnenswerten Einsparung von 1,5 bis 3 Mio. t/a an CO2-Emissionen.

Auf www.bluekit.de bietet D+H u. a. ein digitales Planungstool zur Konfiguration und Kalkulation von Lösungen zur Aufzugsschachtentrauchung. Die Investitionen betragen je nach Gebäudetyp (Wohngebäude, Krankenhaus, Bürogebäude, Bürohochhaus) 3000 bis 5000 Euro plus 250 bis 400 Euro/a für den Betrieb, die Einsparung beläuft sich auf 790 bis 2000 Euro/a. Damit liegt die Amortisationszeit zwischen 5,5 und 3 Jahren. Eine Förderung nach BEG Abschnitt 1.3 Umfeldmaßnahmen (Stand: Oktober 2022) ist möglich.

Ausstellung sichert Bezug zur Praxis

In der weitläufigen Fachausstellung direkt neben den beiden Vortragsräumen waren 40 Aussteller vertreten (2018: 38). Viele Vortragende boten an ihren Ständen auch die Möglichkeit zu vertiefenden Gesprächen. Die Aussteller äußerten sich grundsätzlich zufrieden, dass das e2 forum wieder eine Möglichkeit zum direkten Kundenkontakt bot.

Vorträge des e2 forum
Alle Präsentationen des e2 forum gibt es zum Nachlesen über www.bit.ly/tga1439. Vom Online-Prolog „Anforderungen aus Kundensicht: IoT und Datenplattformen“ gibt es eine Aufzeichnung unter www.bit.ly/tga1440. Die nächste Auflage des e2 forum ist für den 1. und 2. Oktober 2024 geplant.

Dipl.-Ing. (TU) Undine Stricker-Berghoff CEng MEI VDI
führt seit 2005 in Travemünde ihr Ingenieurbüro ProEconomy mit dem Schwerpunkt Management und Marketing in der Energie- und Gebäudetechnik. www.proeconomy.de

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