Für die 29. Olympischen Sommerspiele in Peking ist nach fünf Jahren Bauzeit ein gigantischer Schwimmkomplex fertiggestellt worden. Neben dem gewaltigen Nationalstadion wird das National Aquatic-Center die zweite Haupt-Wettkampfstätte der sein. In dem 100 Mio. Euro teuren nationalen Schwimmzentrum werden zwischen dem 8. und dem 24. August 42 Entscheidungen im Schwimmen, Kunst- und Turmspringen, Wasserball sowie Synchronschwimmen ausgetragen.
Das National Aquatic-Center, mit dem Spitznamen „Wasserwürfel“, welches zu den größten Schwimmhallen der Welt zählt, bietet 17000 Zuschauern Platz. Dabei sticht besonders die Optik und Technik dieses Komplexes hervor. Die Fassade wurde in einem besonderen Blauton in Form von Bienenwaben gehalten, der den Anschein erweckt, als würde Wasser sprudeln. Und allein durch Regenwasser soll sie sich selbst reinigen. Das Hallendach – die derzeit größte Folienkonstruktion der Welt – ist lichtdurchlässig und muss in einem aufwendigen Arbeitsgang zweimal im Jahr gereinigt werden.
Das Material für die 100000 m2 Oberfläche des Schwimmstadions hat Vector Foiltec, Bremen, entwickelt. Die Ethylentetrafluorethylen-Folie (ETFE) ist reißfest, schmutzabweisend, lichtdurchlässig, isolierend und äußerst flexibel. Fast alle der ca. 3000 zweischaligen ETFE-Kissen sind unterschiedlich. Sie ahmen organische Zellen nach und variieren nicht nur in der Größe zwischen 2 und 9 m2, sondern auch in der Wölbung und Anzahl der Ecken. Der Einsatz unterschiedlicher Materialstärken zwischen 80 und 250 µm richtet sich nach den jeweiligen statischen Erfordernissen.
Die Befüllung und dauerhafte Stabilisierung der Folienzellen, bei gleichzeitig teilweiser Entfeuchtung im Dauerbetrieb, hat Vector Foiltec zusammen mit der ebenfalls in Bremen ansässigen Rosenberg Nord GmbH, einer Tochtergesellschaft der Rosenberg Ventilatoren GmbH, Künzelsau, konzipiert. Entwickelt wurde ein kundenspezifisches Spezialklimagerät der Rosenberg K40-Baureihe mit energiesparenden EC-Ventilatoren, Sorptionsspeicher, Elektroerhitzer für die Lufttrocknung und einer integrierten Steuerung.
Ein einzelnes Gerät versorgt bis zu 5000 m2 Folienkissenfläche durch eine Konstant-Druck-Regelung der EC-Ventilatoren mit bis zu 1000 Pa Überdruck. Die fünf differenzierten Betriebsarten des Gerätes umfassen neben der Befüllung, den dauerhaften Stabilisierungsbetrieb der Folienkissen mit Luft-Entfeuchtungsschaltung sowie Reaktionen auf wechselnde Wind- oder Schneelasten im Wand- bzw. Dachbereich. Steuerungstechnische Notschaltungen für Ventilatoren und Klappen, zur Sicherstellung der Folienkissen-Dachfunktion mit entsprechenden Alarmmeldungen, sichern die Konzeption im Notfall zusätzlich ab. Durch die flexible Betriebscharakteristik der EC-Ventilatoren können die einzelnen Betriebsarten sehr sensibel geregelt werden, ohne auf eine rasche Anpassung auf Wind und Schnee zu verzichten.
Die gesamten Prozesse des Klimagerätes steuert die hauseigene Airtronic-Regelung, basierend auf einem frei programmierbaren Mircoprozessor-Controller, welcher Bedienung, Betriebsstatusanzeigen im Klartext, Alarmmeldungen und optionale Möglichkeiten einer Netzwerkintegration bietet. Die transparent bläuliche Kissenhülle des Aquatic-Centers lässt mehr Wärme ins Innere des Stadions als Glas. Das senkt die Energiekosten für die Beheizung um 30 %. Die in den Klimageräten eingesetzten Rosenberg EC-Ventilatoren erreichen ebenfalls Energieeinsparungen von bis zu 35 %. Damit ist der blaue Wasserwürfel das „grünste“ Projekt der Olympiabauten. Martin Ganzera