Es gibt Baumaßnahmen, die sind ausgesprochen anspruchsvoll. Und es gibt solche, die noch deutlich darüber hinausgehen. Dazu zählt zweifellos die Kernsanierung des sogenannten Schachnerbaus in Bad Reichenhall: Die Fassade des 1927 errichteten Gebäudes sowie weite Teile im Innern, darunter Fußböden, stehen unter Denkmalschutz. Die Wärme- und Warmwasserbereitung sollte künftig weitestgehend über regenerative Energien erfolgen. Als Energieniveau war mindestens der förderungsfähige (und aus Betreibersicht heutzutage eigentlich auch selbstverständliche) KfW-60-Standard zu erreichen. Als Nutzung war unter Führung des Bayerischen Roten Kreuzes ein Seniorenzentrum mit palliativ-medizinischem Bereich vorgesehen.
Für das ausführende Generalunternehmen „Eukia Wohn- und Industriebau-Betreuungs GmbH“ hieß das vor allem:
- Alle Wärme dämmenden Maßnahmen mussten im Gebäudeinneren vorgenommen werden. Angesichts der künftigen Wärmeerzeuger waren aber Abstriche an der Dämmqualität ebenso wenig möglich wie an der Effizienz der Wärmeverteilung.
- Die Wärmeverteilung musste mit niedrigen Vorlauftemperaturen über ein Flächentemperiersystem erfolgen. Die dafür typischerweise eingesetzte Fußbodenheizung scheiterte aber am Denkmalschutz sowie teilweise am Bodenaufbau.
- Der Platz für Steigesträngen in bestehenden Schächten war stark eingeschränkt. Gleichzeitig galten aber insbesondere in Bezug auf die Trinkwasserhygiene höchste Ansprüche, da bei den Bewohnern von einem stark erhöhten Insuffizienzrisiko auszugehen ist.
Eine Gemengelage also, die den Bauprofis aus Regensburg im Vorfeld genau so viel Kreativität wie planerische Kompetenz abforderte. Vor allem, da trotz der Größe des Objektes – 110 m lang, 30 m tief, 27000 m3 umbauter Raum – und des Umfangs der Sanierung eine mehr als knappe Bauzeit von gut zwei Jahren einzuhalten war. Gleichzeitig gab es in der Öffentlichkeit aufgrund der langjährigen Ungewissheit über die Zukunft des Schachnerbaus eine ausgesprochen hohe Erwartungshaltung.
Für die Haustechnik nahm für „Eukia“ das Ingenieurbüro Schoberth & Poindecker (ibsp; Bad Reichenhall/Ismaning) diese Herausforderung an – und sicherte sich mit Viega die Unterstützung eines Herstellers, der über den Systemverbund seiner Produkte prinzipiell das komplette Anforderungsspektrum abdeckte. Für ibsp-Projektleiter Harald Gumpinger war das im Rückblick ein entscheidender Grund, dass letztlich sowohl der Zeit- als auch der Kostenrahmen eingehalten wurde: „Trotz guter Vorbereitung bleibt bei Sanierungsprojekten in dieser Größenordnung immer ein Restrisiko. Umso wichtiger ist es, auch auf unerwartete Situationen schnell und flexibel mit abgestimmten Installationssystemen reagieren zu können. Das vereinfacht die Abläufe ganz erheblich, spart also direkt Zeit und vor allem Kosten.“
Flächentemperierung an der Wand
Ein gutes Beispiel dafür ist die für den Schachnerbau gefundene Wärme-Lösung, die auf drei in Kaskade geschaltete Wärmepumpen (zwei Wasser/Wasser-Anlagen für die Wärmeerzeugung, eine Sole/Wasser-Wärmepumpe für die Trinkwassererwärmung) aufbaut. Das ist zunächst einmal – da weitestgehend regenerativ – umweltfreundlich und senkt die Betriebskosten. Bedingung dafür ist allerdings eine Wärmeverteilung mit möglichst geringer Vorlauftemperatur. Erschwerend kam bei dem Bauvorhaben hinzu, dass eine Fassadendämmung aufgrund des Denkmalschutzes nicht erlaubt war. Die Abstrahlverluste der Gebäudehülle konnten also nur durch eine innen aufgebrachte, 100 mm starke Mineraldämmung zuzüglich diffusionsoffener Dampfsperre verringert werden.
Um dennoch die Wärmeversorgung des Altbaus normgerecht abzusichern, wurde an den Außenwänden das speziell für solche Anwendungen entwickelte Flächentemperiersystem Fonterra Side von Viega installiert. Hubert Dostthaler, der für Viega das Projekt beratend betreute: „Das vorkonfektionierte Trockensystem korrespondiert ideal mit der Innenwanddämmung und ist durch die großformatigen Gipsfaserplatten mit den integrierten 12 × 1,3 mm PB-Rohren besonders rationell einzubauen.“ Der entscheidende Vorteil, der für gerade dieses System sprach, war aber noch ein ganz anderer: „Da die Fläche der Außenwände nicht genügte, um bei einer Vorlauftemperatur von maximal 38 °C die Heizlast vollständig abzudecken, war die Kombination mit einem weiteren, dann aber ‚nassen‘ System an etlichen Innenwänden notwendig. Mit Fonterra Side Clip konnte auch hier eine passende Lösung aus dem gleichen Programm angeboten werden, sodass letztlich die gesamte Wärmeverteilung – vom Rohr über die Verteiler bis hin zu jedem einzelnen Ventil – verarbeiterfreundlich aus einer Hand kam.“
Was in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist, denn auch die Kellerverteilung, die Steigestränge und die Anbindeleitungen zu den Heizkreis-Verteilern sind im Schachnerbau mit dem außen galvanisch verzinkten Prestabo-Programm von Viega installiert worden.
Energiesparende Trinkwassergüte
Die Fachhandwerker des ausführenden SHK-Unternehmens Schechtl aus Tittmoning-Kay begrüßten diese Konsequenz in der Ausschreibung, denn so blieben sie auch bei den metallenen Rohrsystemen für Heizung und Sanitär in der durchgängig verpressten und damit identisch zu verarbeitenden Viega-Rohrwelt. Sowohl aus energetischen als auch aus hygienischen Gründen hatten sich die ibsp-Planer nämlich dazu entschieden, die Trinkwarmwasserinstallation mit dem Inliner-Programm Smartloop zu realisieren. Bei diesem System, das auf ein altes DDR-Patent zurückgeht und von Viega vor rund zehn Jahren wiederentdeckt wurde, läuft die PE-Xc-Zirkulationsleitung innerhalb des metallenen Steigestranges, hier aus dem Sanpress-Edelstahlprogramm.
Das hat gerade bei der Sanierung von Trinkwasserinstallationen handfeste Vorteile: Durch die Rohr-in-Rohr-Führung reduziert sich der Platzbedarf in den knappen Schächten, da nur ein Steigestrang eingezogen werden muss und auf die ansonsten parallel laufende Zirkulationsleitung verzichtet werden kann. Damit halbiert sich bei Deckendurchführungen automatisch auch die Zahl der Brandabschottungen, die Installation wird also zugleich kostengünstiger.
Was umso mehr gilt, wenn bei der Systemfestlegung die Wahlfreiheit über das gesamte gängige Werkstoffspektrum hinweg besteht: Zwar hat Kupfer in Bayern den Installationsgewohnheiten folgend fast schon traditionsgemäß kaum eine Chance, aber innerhalb des Edelstahlprogramms Sanpress noch zwischen den Werkstoffen 1.4401 und 1.4521 (nickelfrei) auswählen zu können – das ist wahre Praxisnähe. Und zahlt sich aus, wenn wie in diesem Fall während der Ausschreibungsphase die Rohstoffpreise anziehen, so Dostthaler: „Als Alternative zur 1.4401-Ausführung konnten wir da das nickelfreie Sanpress-Rohr 1.4521-Rohr anbieten und so die Installation doch noch auf dem gewünschten Edelstahl-Qualitätsniveau möglich machen.“
Die Trinkwarmwasserinstallation mit dem Smartloop-System reduziert aber nicht nur die Installationskosten, sondern leistet ebenso einen Beitrag zum wirtschaftlichen Betrieb. Die Abstrahlverluste der insgesamt 29 Steigestränge liegen um etwa 35 % unter denen einer Trinkwasserinstallation mit herkömmlicher Zirkulation. Eine Energieeinsparung, die also wiederum unmittelbar dem Wärmepumpen-Konzept zugute kommt und ebenfalls die energetische Zielsetzung des bei der Planung angestrebten „KfW 60-Standard“ unterstützt.
Regelmäßige thermische Desinfektion
Mindestens genauso viel Wert wie auf den energetischen Aspekt wurde bei dieser Installation aber auch auf den Erhalt der Trinkwassergüte gelegt. Sämtliche Steigestränge sind so mit thermisch gesteuerten Easytop-Strangregulierventilen ausgestattet worden, die ohne jeden Aufwand eine turnusmäßige thermische Desinfektion der Anlage ermöglichen. „Die zweite Regelkurve dieser Ventile“, unterstreicht Gumpinger einen wesentlichen Vorteil, „sorgt angesichts der Größe der gesamten Trinkwasserinstallation dafür, dass wir bei diesen thermischen Desinfektionsmaßnahmen kein Volumenproblem bekommen.“ Denn zwei Pufferspeicher mit je 2000 l Inhalt reichen zwar über die nachgeschaltete Trinkwasserstation zur Deckung des Tagesbedarfs aus, aber nicht dafür, das gesamte Leitungsnetz wie gefordert für mindestens drei Minuten mit Wasser von mindestens 71 °C zu versorgen. Durch die Ventiltechnik ist es hingegen möglich, die Trinkwasseranlage mit entsprechenden Wassertemperaturen innerhalb von rund zwei Stunden strangweise „abzufahren“ und so absolute Keimfreiheit zu gewährleisten.
Ob diese regelmäßige thermische Desinfektion zwingend notwendig ist, mag angesichts der hygienisch vorbildlichen Installation und Inbetriebnahme der Trinkwasserinstallation sowie der Systemtrennung über die Trinkwasserstation überflüssig erscheinen. Das Bayerische Rote Kreuz als Betreiber der Seniorenresidenz will aber definitiv jedes (Rest)Risiko ausschließen und hat daher auch regelmäßige Beprobungen zur Bestätigung der Trinkwassergüte gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 veranlasst. Um den damit verbundenen Aufwand aber von Anfang an in engen Grenzen zu halten, wurden in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt von vorneherein an mehreren Stellen in der Trinkwasseranlage Easytop-Probenahmeventile gesetzt. Durch ihre spezielle Konstruktion erlauben die totraumfreien Ventile eine Wasserentnahme wie unter Laborbedingungen, sodass die Parameter nicht durch äußere Einflüsse verfälscht werden.
Komplettiert werden die Trinkwasserhygiene erhaltenden Installationsmaßnahmen in dem Gebäudekomplex durch die vorausschauende Planung der Bäder bzw. Nasszellen. Mit äußerst kurzen Stichleitungen sind sie an die Steigestränge angebunden, sämtliche Zapfstellen wurden durchgeschliffen und – wie gefordert – befindet sich der Hauptverbraucher jeweils am Ende. So ist auch hier eine regelmäßige Durchströmung aller Leitungsabschnitte gewährleistet.
Fonterra in der Praxis
Mit Fonterra hat Viega ein umfassendes Flächentemperiersystem entwickelt, das knapp zwei Jahre nach Markteinführung immer häufiger in anspruchsvollen Bauprojekten ausgeschrieben wird. Erfahrungen von Fachplaner und Fachhandwerk aus der Sanierungsmaßnahme Schachnerbau:
„Als feststand, dass die SHK-Fachhandwerker die gedämmten Außenwände mit dem Fonterra-System verkleiden würden, gab es sofort Anfragen des Trockenbauers. Aus technischer Sicht ist das Programm für dieses Sanierungsprojekt aber so überzeugend, dass es nie ernsthaft infrage gestellt wurde.“
„Gerade bei einem so anspruchsvollen Projekt ist die Viega-Unterstützung bei der Auslegung eine wertvolle Hilfe in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Planer und Fachhandwerk.“
Peter Buchner
ist Produktmanager Flächentemperiersysteme bei Viega, 57439 Attendorn, https://www.viega.de/de/homepage.html