Kein blendendes Licht, kein übermäßiges Aufheizen der Räume. Der Hersteller bezeichnet es als die „Revolution der Sonnenschutzverglasung.“ Ein Glas, dessen optische Eigenschaften weitgehend variabel nach Wetterlage und Jahreszeit steuerbar sind. Die Entwicklung der schaltbaren Sonnenschutzgläser ist der Firma EControl-Glas aus Furth im Wald gelungen: Das Glas besteht aus einer „Sandwichscheibe“ mit einer nanostrukturierten Beschichtung. Sie kann durch eine elektrische Spannung aktiviert werden. Dadurch gelingt, was bisher nur mit außenliegendem Sonnenschutz möglich war: Licht- und Wärmeeintrag können gesteuert werden. Per Knopfdruck lassen sich die Gläser blau einfärben, was den Licht- und Energieeinfall in den Raum herabsetzt. Aber: Sichtkomfort und Transparenz bleiben stets erhalten. Die neue Sonnenschutzisolierverglasung wird u.a. vom Flachglas MarkenKreis unter dem Markennamen Infraselect vertrieben.
Dynamische Selektivität
Die Leistungsfähigkeit eines Sonnenschutzglases misst sich an der Selektivität, dem Verhältnis aus Lichtdurchlässigkeit (TL) und Gesamtenergiedurchlässigkeit (g-Wert). Bei Infraselect können beide Größen gemeinsam individuell gesteuert werden. Das Spektrum des g-Wertes reicht dabei von 36 bis 12 % in einem Zweifach-Isolierglas bzw. von 30 bis 10 % im Dreifach-Aufbau. Die Lichtdurchlässigkeit wird parallel von 50 bis 15 % bzw. 45 bis 14 % reguliert. Die Selektivität von Infraselect wird mit dem Verhältnis der maximalen Lichtdurchlässigkeit zur minimalen Gesamtenergiedurchlässigkeit der möglichen Schaltzustände als Dynamische Selektivität gemessen. Dabei werden Werte von über 4 erreicht, bei herkömmlichen Sonnenschutzgläsern liegt die physikalische Grenze bei 2. Den Ug-Wert nach DIN EN 673 gibt der Hersteller mit 1,1 W/(m2 K) für den Zweifach-Aufbau und mit 0,5 W/(m2 K) für den Dreifach-Aufbau an.
Elektrochromer Effekt
Physikalische Grundlage des Funktionsprinzips ist der elektrochrome Effekt (Farbveränderung durch elektrische Spannung). Dazu wurde die äußere Scheibe eines Isolierglases durch eine elektrochrome Verbundscheibe ersetzt. Wird eine elektrische Spannung (weniger als 5 V) an die Beschichtung der Scheibe angelegt, färbt sich diese blau ein. Verantwortlich ist dafür ein aufgrund der Spannung aktivierter Ionenaustausch auf der Beschichtung. Der Färbungsprozess dauert bei einer Scheibengröße von 1 × 1 m maximal zwölf Minuten. Dabei verläuft er fließend und somit für die Raumnutzer kaum wahrnehmbar. Jede Infraselect-Scheibe ist – über eine elektrische Zuleitung mit einem Schaltgerät verbunden – einzeln steuerbar. Hierüber lässt sich das Glas manuell in fünf Transmissionsstufen schalten. Es können aber auch ganze Fassadenteile mit bis zu 30 Scheiben über eine Gruppensteuerung eingestellt werden. Die Elektronik kann auch an das Bussystem der Gebäudeleittechnik angeschlossen und so mit einer stufenlosen Transmissonsveränderung ausgestattet werden. Elektrische Energie verbraucht die Verglasung nur für das Ändern der Transmission. EControl gibt dazu einen Wert von weniger als 0,5 Wh/m2 für einen kompletten Wechsel an. Jochen Vorländer