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Taurus: Neue Wege für die Trinkwassererwärmung

Wohnungswärmezentren

Oberste Priorität bei der Bestandsanalyse der Trinkwassererwärmungsanlagen in den 90er Jahren durch die GBG hatte die hygienisch einwandfreie, legionellensichere Betriebsweise. Parallel wurden die Energiekosten betrachtet, wozu die tatsächlich zu bevorratenden Trinkwassermengen über Zählerablesungen ermittelt wurden. Nach Auswertung der Ergebnisse konnten die Speichermengen innerhalb der Liegenschaften durch Stilllegung oder Rückbau praktisch halbiert werden. Um daneben den geänderten Verbrauchsgewohnheiten der Nutzer, bei gleichzeitig steigenden Energiekosten und den damit wachsenden Nebenkosten Rechnung zu tragen, wurde in der technischen Abteilung der GBG zusätzlich nach neuen Wegen zur Trinkwassererwärmung gesucht. Es stellte sich aber schnell heraus, dass kein vorhandenes System den Ansprüchen an Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Einfachheit gerecht wurde.

Dezentrale Trinkwassererwärmung

Da es bereits sehr gute Kontakte zum örtlichen Energieversorger MVV Energie AG gab, lag es nahe, gemeinsam ein dezentrales Trinkwassererwärmungssystem zu entwickeln, das sich zum einen durch günstige Betriebskosten auszeichnet und zum anderen die Anforderungen nach einem geringen Instandhaltungsaufwand bei hoher Zuverlässigkeit erfüllt.

Die ersten Modelle wurden gemeinsam montiert, getestet und anschließend zu Versuchszwecken in verschiedenen GBG-Wohnungen installiert. Bewusst wurde die Rückmeldung der Mieter gesucht, da es für die GBG von großer Bedeutung war, dass die Nutzer zufrieden sind und die Geräte in den verschiedensten Anlagenkonstellationen störungsfrei funktionieren. Parallel wurde zur weiteren Optimierung der technischen Ausstattung ein Gerät auf dem Prüfstand der Universität Stuttgart messtechnisch überprüft und strömungstechnisch optimiert.

Die GBG führt ihre Modernisierungen meistens mit Fernwärme durch. Sie wird in Mannheim unter anderem mittels Kraft-Wärme-Kopplung effizient erzeugt. Da die GBG auch zu Schwachlastzeiten im Sommer dauerhaft Wärme zur Trinkwassererwärmung durch die Wohnungswärmezentren in größerem Umfang bezieht, gelang es der GBG, mit der MVV eine Vertragskonstellation speziell für diese Stationen abzuschließen, die die Betriebskosten für die Trinkwassererwärmung je nach Nutzung spürbar senken.

Da nur noch ein Kaltwasser-Verteilnetz im Gebäude geplant und installiert werden muss, verringern sich Planungsaufwand und Investitionsbedarf. Zudem gibt es keine Legionellenproblematik. Der Platzbedarf für den Heizraum ist geringer, da keine Trinkwasserspeicher untergebracht werden müssen. Vorhandene Wohnungsverteilnetze sind weiter zu benutzen oder können mit nur geringen Mitteln angepasst werden. Bei der Entwicklung der Wohnungswärmezentren wurde bewusst auf elektronische beziehungsweise schnell verschleißende oder störanfällige Bauteile verzichtet. Das sichert eine sehr hohe Zuverlässigkeit, und macht sich auch über geringe Instandhaltungskosten positiv bemerkbar.

Taurus 20

Die unter diesen Gesichtspunkten entwickelten Wohnungswärmezentren Taurus 20 erhalten die benötigte Heizenergie von einer Hauptübergabestation pro Gebäude oder Liegenschaft, die sowohl mit Fernwärme als auch mit Gas die notwendigen Vorlauftemperaturen bereitstellt. Taurus-20-Zentren bestehen im Wesentlichen aus einem Wärmeübertrager mit 35 kW Leistung, welcher in Abhängigkeit der Warmwasser-Zapfmenge über einen Proportionalregler ohne Hilfsenergie Warmwasser mit einer Auslauftemperatur von bis zu 57 °C bereitstellt. Die Vorlauftemperatur muss dazu 63 °C betragen. Zusätzlich sind im Gerät zu Abrechnungszwecken ein Kaltwasserzähler und ein Wärmemengenzähler sowie die Wohnungsabsperrungen integriert. Dabei wird der Wärmemengenzähler auch zur Heizungsabrechnung genutzt. Die Heizleitungen werden entweder als Sockelleistensystem oder, falls möglich, unter dem Estrich verlegt und an das Wohnungswärmezentrum angeschlossen.

Damit dieses System in nahezu sämtlichen Wohnungstypen der GBG installiert werden kann, wurden verschiedene Ausführungen des Wohnungswärmezentrums entwickelt. Die entscheidenden Kriterien sind einerseits der Platzbedarf zur Unterbringung der Technik und andererseits die mögliche Vorlauftemperatur, um die Größe der Heizkörper auf die Wohnräume abstimmen zu können. Im Normalfall wird die gesamte Gebäudeheizung auf eine Vorlauftemperatur von 63 °C ausgelegt, um das Wohnungswärmezentrum so einfach wie möglich zu halten. In Abhängigkeit zur Bausubstanz wird die Vorlauftemperatur aber auch auf bis zu 80 °C erhöht. In diesen Fällen werden in die Stationen zusätzlich noch ein PTC-Regler und ein Temperaturbegrenzer integriert, um Temperaturen auf der Trinkwasserseite oberhalb von 57 °C zu vermeiden.

Zufriedene Mieter

Die hohe Nutzerakzeptanz und Zufriedenheit der Mieter, insbesondere nach der ersten Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten zeigt, dass die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mit ihrem Konzept auf dem richtigen Weg ist. Dieser wird konsequent fortgesetzt: In einem Pilotprojekt wird die GBG 2007 in eine Gasbrennwertanlage zusätzlich noch solare Energie einspeisen, um die Betriebskosten und die Umweltbelastungen nochmals senken.

Alf Münzberg

Dipl.-Ing. (FH), Haus- und Maschinentechnik der GBG, http://www.gbg-mannheim.de

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