Kompakt informieren
- Das Mehrgenerationenhaus Dorflinde in Langenfeld wurde mit einem Mini-BHKW mit 5,5 kW<sub>el</sub> und 12,5 kW<sub>th</sub> ausgerüstet.
- Die KWK-Anlage deckt den gesamten Wärmebedarf, der erzeugte Strom wird überwiegend ins öffentliche Netz eingespeist.
- Mit den gesetzlich zugesicherten Erträgen für den erzeugten Strom, der rückerstatteten Energiesteuer und den zusätzlichen Einnahmen für die Netzeinspeisung können die gesamten Brennstoffkosten fast vollständig gedeckt werden.
Langenfeld ist eine kleine Gemeinde in Bayern mit knapp über 1000 Einwohnern. Gemeinsam haben die Bewohner des fränkischen Dorfs etwas bewegt – für ihren Ort, die Menschen und auch für den Klimaschutz. Mit dem Mehrgenerationenhaus Dorflinde Abb. 1 haben die Langenfelder ein ehrenamtliches Projekt ins Leben gerufen, mit dem sie das Leben vor Ort attraktiver gestalten und das Miteinander fördern wollten.
Die Rechnung ging auf: Für ihre Initiative wurde die Gemeinde an den südlichen Ausläufern des Steigerwalds bereits mehrfach ausgezeichnet. Neben beispielhaftem bürgerschaftlichem Engagement ist sie mit dem Mehrgenerationenhaus auch bei der Energieversorgung ein Vorbild: Seit der Eröffnung im Herbst 2008 werden Strom und Wärme mit einem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk (BHKW) kombiniert vor Ort erzeugt.
Dem Wandel entgegen
Angesichts der Folgen des demografischen Wandels und schrumpfender Einwohnerzahlen entschieden die Menschen in Langenfeld, sich selbst zu helfen und packten an. Mit großem Erfolg: Sie gründeten einen Arbeitskreis, bewarben sich beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und konnten nach einem positiven Zuwendungsbescheid mit den Arbeiten beginnen. Die Gemeinde stellte eine leer stehende Scheune im Ortskern für das Projekt zur Verfügung, die schrittweise saniert und zum Veranstaltungsraum umgebaut wurde.
In einem modernen und barrierefreien Anbau aus Glas entstand ein Tagescafé. Die Begegnungsstätte ist längst zur zentralen Anlaufstelle im Ort geworden, dessen soziales Netzwerk sie ebenso wie die wirtschaftliche Entwicklung reanimiert hat. „Hier können sich sowohl junge Familien als auch Senioren wohlfühlen. Die Dorflinde hat das kulturelle Angebot in Langenfeld deutlich ausgeweitet“, berichtet Bürgermeister Reinhard Streng Abb. 3.
Gut 20 ehrenamtliche Mitarbeiter sowie eine Teilzeitkraft bilden das Dorflinde-Team Abb. 2. Sie setzen die Idee des Mehrgenerationenhauses in ihrer täglichen Arbeit mit Fahr- und Betreuungsdiensten, Ausflügen und Bildungskursen um.
Mini-BHKW im Heizungskeller
Zu dem nachhaltigen Konzept der Langenfelder passt die klimafreundliche Energiezentrale in der Dorflinde mit einem Dachs von SenerTec. Gegenüber der getrennten Erzeugung von Wärme im Heizkessel und Strom aus einem Großkraftwerk senkt das Mini-BHKW den Primärenergieaufwand um rund ein Drittel und den Ausstoß an CO2-Emissionen um fast die Hälfte (47 %) respektive um 6,9 t/a.
Streng: „Wir haben nach einer wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Lösung gesucht. SenerTec und die Vorteile der KWK-Technik waren mir schon länger bekannt. Nachdem wir mit der Firma Haustechnik Herbert Lungert auch einen kompetenten Heizungsbauer in unserer Region gefunden hatten, stand der Investition in den Dachs nichts mehr im Weg. Unsere Einrichtung kommt dank der Stromproduktion ohne variable Heizkosten aus. Somit ist uns auch ökonomisch eine nachhaltige Lösung gelungen – ganz unserem Leitsatz ‚Schon heute an das Morgen denken‘ entsprechend.“
Mit 5,5 kW elektrischer und 12,5 kW thermischer Leistung deckt der Dachs den gesamten Wärmebedarf des Mehrgenerationenhauses und produziert Strom direkt vor Ort. Ein zusätzlicher Heizkessel ist nicht nötig, da ein Gasbrennwertgerät mit 20 kW Heizleistung bereits Bestandteil des eingesetzten Systems Dachs SEplus ist. Besonders großen Einfluss auf den Energiebedarf im Mehrgenerationenhaus hat die Gastronomie. Denn die Dorflinde bietet täglich einen warmen Mittagstisch an, den Kinder nach der Schule gleichermaßen nutzen wie alleinstehende Senioren.
Erträge finanzieren den Brennstoff
Der Dachs bringt es derzeit auf etwa 2300 Betriebsstunden pro Jahr. „Wir können den Betrieb noch optimieren, indem wir den Dachs gezielt dann laufen lassen, wenn der Stromverbrauch hoch ist – beispielsweise mittags, wenn gekocht wird“, so Streng. Doch schon jetzt lohnt sich die Entscheidung für das Mini-BHKW für Langenfeld und die Dorflinde. Für den erzeugten Strom gibt es einen gesetzlich festgeschriebenen Bonus von 5,11 Ct/kWh1) – unabhängig davon, ob der Strom direkt vor Ort genutzt oder gegen eine zusätzliche Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist wird. Darüber hinaus erhalten Betreiber die Energiesteuer für den Brennstoff erstattet. In Langenfeld finanziert der Ertrag nahezu den gesamten Brennstoffbedarf. Ihrem lokalen Versorger verkauft die Dorflinde etwa 10300 kWhel/a. •
https://www.dorflinde-langenfeld.de/
1) Am 19. Juli 2012 ist das „Gesetz zur Änderung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes vom 12. Juli 2012“ in Kraft getreten. Damit ändert sich die KWK-Zuschlag-Regelung. Betreiber von zuschlagsberechtigten KWK-Anlagen bis 50 kWel, die nach dem 19. Juli 2012 in Dauerbetrieb genommen worden sind, haben Anspruch auf Zahlung eines Zuschlags von 5,41 Ct/kWh – wahlweise für die Dauer von zehn Jahren oder für die Dauer von 30000 Vollbenutzungsstunden ab Aufnahme des Dauerbetriebs der Anlage. Das Recht zur Wahl besteht einmalig und erlischt mit der Stellung des Antrags auf Zulassung bei der zuständigen Stelle oder im Fall der Zulassung durch eine Allgemeinverfügung mit der Anzeige unter Nutzung einer der genannten Optionen. Vor dem 19. Juli 2012 gab es für Anlagen bis 50 kWel kein Wahlrecht, sondern nur den Zuschlagszeitraum zehn Jahre und einen Zuschlag von 5,11 Ct/kWhel.
Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Mini-KWK: Webcode 716
Mini-KWK-Förderung
Zuschuss vom Staat
Der Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung soll bis 2020 auf 25 % steigen. Damit die gekoppelte Energieerzeugung stärkere Verbreitung findet, hat die Politik für kleine KWK-Anlagen einen zusätzlichen Anreiz geschaffen. Seit dem 1. April 2012 wird die Neuerrichtung serienmäßig hergestellter Mini-KWK-Anlagen bis 20 kWel in Bestandsgebäuden wieder finanziell gefördert. Der einmalige Investitionszuschuss orientiert sich an der elektrischen Leistung: Er liegt zwischen 1500 Euro (1 kWel) und 3500 Euro (20 kWel). Vor der Antragstellung darf noch kein Kaufvertrag abgeschlossen sein. Weitere Informationen zu den Fördervoraussetzungen und Antragsformulare gibt es beim administrierenden Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) auf http://www.bafa.de
Sibel Şen
arbeitet als Redakteurin bei Koob Agentur für Public Relations, 45481 Mülheim an der Ruhr