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- Holzpellets haben viele Vorteile. Zu den Nachteilen gehören gegenüber Gas- und Öl-Heizungssystemen höhere Investitionskosten.
- Insbesondere bei größeren Pellet-Heizungsanlagen können diese Mehrkosten jedoch innerhalb weniger Jahre durch die günstigeren Brennstoffpreise erwirtschaftet werden.
- Um Lagerkapazitäten für größere Pellet-Heizungsanlagen zu schaffen, bieten sich unterirdische Lagerbehälter aus Beton-Fertigteilen an.
Holzbrennstoffe punkten im Vergleich zu den klassischen Brennstoffen Heizöl und Erdgas bei Umwelt, Klima, Volkswirtschaft und Betriebskosten: sie sind nachwachsend, bei der Bereitstellung und Verwendung fallen nur sehr geringe oder gar keine CO2-Emissionen an, sie tragen zu einer fast 100%igen Wertschöpfung im Inland bei und sind im Einkauf für die Betreiber preisgünstiger.
Doch für die Holzpellet-Heiztechnik muss – und das ist ein Nachteil – zunächst mehr Geld investiert werden. Denn Holzpellets haben im Vergleich zu Heizöl bei gleicher Wärmemenge das doppelte Gewicht und das dreifache Volumen. Das Lager muss also deutlich größer sein. Und es kostet mehr als ein Öltank, auch wegen der mechanischen / pneumatischen Entnahmetechnik. Dazu kommt der um etwa 30 % teurere Heizkessel. Trotzdem lohnt sicher der Aufwand: Nach einer Veröffentlichung des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV) amortisiert sich eine Pellet-Heizungsanlage in der Leistungsklasse 200 kW bei einer Investition von 80 000 Euro und einem Pelletverbrauch von 160 t/a bereits nach rund vier Jahren.
Pellet-Heizung für ein Sportzentrum
Die Stadtwerke Heidelberg Umwelt GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Heidelberg, einem Unternehmen der Stadt Heidelberg. Als Contractor liefert und verkauft sie unter anderem Wärme an städtische Einrichtungen. Eine solche ist das Sportzentrum Süd im Stadtteil Kirchheim, mit einer 2007 neu installierten Heizung.
Die Verantwortlichen der Stadtwerke Heidelberg haben sich bewusst für Holzpellets entschieden und den alten Gas-Heizkessel damals außer Betrieb genommen. Da kein Brennstofflager vorhanden war, wurde für die Bevorratung der Pellets ein unterirdischer Behälter an die Gebäudewand gesetzt. Nach inzwischen sieben Jahren Betriebserfahrung stellt Tobias Enders fest, dass es so richtig war. Er ist der Gruppenleiter Anlagenservice Fernwärme bei der Stadtwerke Heidelberg Netze GmbH.
Nach den Aufzeichnungen von Enders hat die Heizung einen durchschnittlichen Jahresbedarf von 75 t Holzpellets. Der Pelletspeicher wurde seit der Inbetriebnahme im Dezember 2007 in unregelmäßigen Abständen aufgefüllt: Jeweils zwischen Oktober und April im Intervall von ein bis zwei Monaten, zwischen Mai und September selten, und wenn, dann wenig. Der unterirdische Speicher im Heidelberger Sportzentrum Süd hat drei Öffnungen in seiner Abdeckung, um beim Befüllen den verbleibenden Hohlraum so klein wie möglich zu halten.
Fertigteile vor Ort montiert
Der im Keller installierte 300-kW-Pellet-Heizkessel (KÖB Pyrot) wird aus dem unterirdischen Großbehälter über eine durch die Gebäudewand geführte Förderschnecke mit Pellets versorgt. Der vom Hersteller (Mall) vor Ort aus Betonfertigteilen montierte Behälter hat 6 m Durchmesser, knapp 3 m Bauhöhe (Innendurchmesser 5,6 m, lichte Höhe 2,55 m) und damit 30 t Kapazität (15 000 l Heizöl-Äquivalent) – er fasst die Ladung eines kompletten Lkws mit 22 bis 26 t.
„Wir haben im Umkreis von wenigen Kilometern drei Holzpellet-Großanlagen und bestellen Nachschub erst, wenn diese zusammen mehr als 20 t brauchen. So hat unser Lieferant die Möglichkeit, einen Lastzug immer komplett zu entladen, unter Umständen auch mal verteilt auf zwei oder drei Stellen“, sagt Enders. „Insgesamt schreiben wir 600 t/a zur Lieferung aus und haben damit vertraglich fixierte Preise.“
Literatur
Planerhandbuch „Unterirdische Lagersysteme für Biomasse, Pellets und Wärme“, Donaueschingen, Mall GmbH 2014, kostenloser Download auf https://www.mall.info/
Broschüre „Empfehlungen zur Lagerung von Holzpellets“, Standardwerk rund um den Bau eines Pelletlagers sowie den qualitätsschonenden und sicheren Betrieb, kostenloser Download https://depv.de/
Klaus W. König
ist selbstständig tätig und hält Vorträge zu ökologischer Haustechnik. Als freier Fachjournalist und Buchautor veröffentlicht er dazu auch regelmäßig Fachartikel. Außerdem ist er von der IHK Bodensee-Oberschwaben ö.b.u.v. Sachverständiger für Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser und Lehrbeauftragter an der Uni Stuttgart und an der HS Reutlingen, http://www.klauswkoenig.com