Kompakt informieren
- Steigende Kosten für fossile Energieträger sowie gesetzliche Vorgaben führen dazu, dass immer häufiger multivalente Wärmeerzeugungssysteme geplant und ausgeführt werden.
- Damit solche Verbundlösungen die spezifischen Vorteile der Wärmeerzeuger im Betrieb auch bestmöglich nutzen können, ist ein Energie- und Speichermanagement erforderlich.
- Auch Strom aus einem BHKW, der zur Wärmeerzeugung selbst genutzt wird, erhält den KWK-Zuschuss. Bei einem hohen COP der Wärmepumpe sind die Einsparungen beim Gasbezug höher als Erlöse aus der Netzeinspeisung.
Der durchschnittliche Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeuger in Mehrfamilienhäusern und größeren Gebäudekomplexen liegt laut einer Techem-Studie [Hilfen für den Wohnungswirt, Ausgabe 2008] nur bei knapp 75 %. Dabei sind Jahresnutzungsgrade von mehr als 90 % mit modernen Anlagensystemen durchaus realisierbar. Durch die Kombination mehrerer Wärmeerzeuger zu einem System können jedoch deutliche höhere Energieeinsparungen bei gleichzeitig geringeren Gesamtkosten erreicht werden.
Während für die Wärme- und Warmwasserversorgung in Einfamilienhäusern vor allem bivalente Heizsysteme mit zwei verschiedenen Wärmeerzeugern zum Einsatz kommen, werden ab etwa 150 kW Heizlast immer häufiger multivalente Heizsysteme geplant und installiert. Der Trend zum multivalenten Heizsystem mit mehr als drei Wärmeerzeugern im Verbund hat mehrere Gründe. Eine gewichtige Rolle spielt die Erwartung der Investoren bzw. Anlagenbetreiber, dass die Preise für fossile Energieträger in den nächsten Jahren schneller als die Einkommen steigen werden. Allerdings steht – insbesondere im vermieteten Bestand – in der Regel kein geeignetes System zur Verfügung, dass unter wirtschaftlichen Aspekten einen vollständigen Umstieg ermöglicht.
Für Neubauten forciert der Gesetzgeber die Teilsubstitution: Über das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) müssen Neubauten seit dem 1. Januar 2009 einen Teil ihres Wärmeenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Beim Einsatz einer Wärmepumpe oder einem Blockheizkraftwerk ist die Nutzungspflicht erfüllt, wenn der Wärmeenergiebedarf jeweils zu mindestens 50 % gedeckt wird, wobei auch Kombinationen mit anderen Lösungen und Ersatzmaßnahmen möglich sind. Neben dem bundesweit gültigen EEWärmeG sind in einigen Ländern und auch auf kommunaler Ebene besondere Regelungen für Neubauten und bestehende Gebäude mit einem Pflichtanteil erneuerbarer Energien am Wärmeenergiebedarf zu beachten.
Somit stellt sich für viele Investoren bzw. Anlagenbetreiber häufig nicht (mehr) die Frage, ob erneuerbare Energien oder hocheffiziente Technik anteilig zur Wärme- und Warmwasserversorgung berücksichtigt werden sollen, sondern wie das Zusammenführen der einzelnen Wärmeerzeuger zu einem optimal arbeitenden Gesamtsystem gelingen kann. In der Praxis bewährt sich dazu der Einsatz eines intelligenten Energie- und Speichermanagements.
HAST-AKKU
Buderus vermarktet und vertreibt mit HAST-AKKU (HausAnschlussStation mit Primärpufferspeicher (AKKU)) ein kombiniertes Energie- und Speichermanagement für Hausanschlussstationen in Fernwärme- und Kesselanlagen Abb. 2. Idealerweise wird es mit größeren Gaskesselanlagen und Fernwärmeanlagen mit Heizlasten größer als 150 kW kombiniert. Ein wesentlicher Gedanke bei HAST-AKKU ist eine homogene und kontinuierliche Betriebsweise der Wärmeerzeuger, also eine Lastgangglättung. Diese wird primär durch Heizungspufferspeicher (AKKU) erreicht. So lassen sich Leistungsspitzen vom Pufferspeicher bedienen, ohne die Leistungsabgabe des Wärmeerzeugers zu verändern. Auch die Gesamtleistung der Kessel- oder Fernwärmeanlage kann deutlich reduziert werden. Durch ein Warmwassermodul im Durchflussprinzip (siehe unten) eignet sich die Technik auch sehr gut für Objekte mit zentraler Trinkwassererwärmung.
Das konventionelle Mehrkesselsystem HAST-AKKU besteht aus mindestens zwei Wärmeerzeugern, etwa zwei Gas-Brennwertheizkesseln und weiteren Komponenten, wie Trinkwassererwärmungsanlage, Hydraulikmodule inklusive Pumpen, Pufferspeicher, Schaltschrank, Stellglieder, Armaturen und Fühler Abb. 3.
Das Mehrkomponenten-System HAST-AKKU Multivalent integriert mehr als zwei unterschiedliche Wärmeerzeuger, die jeweils ihre spezifischen Vorteile ausspielen. Das kann beispielsweise ein Verbund aus einem Erdgas-Blockheizkraftwerk, einer Luft/Wasser-Wärmepumpe und einem oder mehreren Gas-Brennwertheizkesseln sein. Wie in der konventionellen Variante wird das System durch weitere Komponenten ergänzt, wie Trinkwassererwärmungsanlage, Pufferspeicher, Schaltschrank und Hydraulik Abb. 4.
Erst nachdem die Planungsphase einer HAST-AKKU-Anlage abgeschlossen ist, fertigt die Herstellerfirma die einzelnen Module. Diese Vorgehensweise vereinfacht Montage und Inbetriebnahme der Anlage essentiell, weil jedes Modul und jeder Wärmeerzeuger exakt auf die Anforderungen ausgelegt wird. Zudem reduziert die Modulbauweise den Platzbedarf der Gesamtanlage erheblich. Die Installation der hydraulischen Verbindungen zwischen den einzelnen Modulen und zugehörige Elektroverdrahtungen übernimmt der Heizungsfachbetrieb vor Ort.
Klare Aufgabenverteilung
Die Aufgaben der einzelnen Wärmeerzeuger innerhalb eines multivalenten HAST-AKKU-Systems sind stets exakt definiert: Beispielsweise produziert das BHKW Strom und belädt mit der Abwärme einen oder mehrere Pufferspeicher. Die Energie der Pufferspeicher wird insbesondere für die Trinkwassererwärmung genutzt. Lastspitzen für den Warmwasserbedarf werden so abgefangen.
Beim Unterschreiten der objektspezifischen Heizgrenztemperatur von beispielsweise 15 °C steht bis zum Dauerbetrieb des BHKWs die nicht für die Trinkwassererwärmung benötigte Wärmeenergie für die Raumheizung zur Verfügung. Innerhalb des Systems übernimmt die Luft/Wasser-Wärmepumpe die Grundlast der Gebäudebeheizung. Die elektrische Antriebsenergie stellt das BHKW zur Verfügung. Weil die Luft/Wasser-Wärmepumpe innerhalb des Systems ausschließlich für die Raumwärme und nicht zusätzlich für die Trinkwassererwärmung zuständig ist, arbeitet sie mit einer hohen Jahresarbeitszahl von über 3,5. Unterhalb einer objektspezifischen Außentemperatur wird die Luft/Wasser-Wärmepumpe abgeschaltet, wenn die anderweitige Stromverwendung wirtschaftlicher ist. Die Spitzenlasten decken ein oder mehrere Gas-Brennwertheizkessel.
Zur Trinkwassererwärmung mit thermischer Desinfektion der gesamten Zapfmenge wird das Warmwasser-Modul Legioex verwendet: Nachströmendes kaltes Trinkwasser sowie das Zirkulationswasser werden im Durchfluss auf 70 °C erwärmt und anschließend durch einen nach dem maximalen Zapfvolumenstrom ausgelegten Reaktionsbehälter geleitet. Das Trinkwasser verbleibt hier beim Auslegungsvolumenstrom 3 min. Während dieser Zeitspanne werden Legionellen abgetötet. Anschließend wird das thermisch desinfizierte Trinkwasser über einen Wärmeübertrager auf 60 °C abgekühlt und der Hausanlage zugeführt. Die Wärme wird an das Heizsystem abgegeben.
Im Zentrum des Mehrkomponenten-Systems steht das in Modulbauweise industriell vormontierte hydraulische HAST-AKKU-Rohrsystem inklusive Pumpen, Stellgliedern, Armaturen, Fühlern und Wärmedämmung. Diese Paketlösung reduziert die Zahl der Regelkreise auf ein Minimum. Über den Schaltschrank wird jeder Wärmeerzeuger bedarfsgerecht angesteuert: Hier werden Temperaturen und Volumenströme überwacht sowie Wärme- und Gasmengen, Anlagennutzungsgrad als auch Taktung der Wärmeerzeuger erfasst.
Signifikante Einsparungen
Aufgrund des intelligenten Zusammenspiels verschiedener Wärmeerzeuger lassen sich mit dem System HAST-AKKU Multivalent in der Gesamtbetrachtung deutliche Einsparungen bei den CO2-Emissionen und den Betriebskosten erzielen. Es nutzt die kontinuierliche Zwischenspeicherung zur Kompensation der Leistungsspitzen in der Trinkwassererwärmung und reduziert die Kosten für elektrische Hilfsenergie. Einen besonderen Anteil an den geringeren Betriebskosten trägt das Blockheizkraftwerk. Vergleicht man die leistungsspezifischen Investitionskosten aller Wärmeerzeuger, ist die Bereitstellung durch ein BHKW zwar um den Faktor zwölf größer als mit einem Gas-Brennwertheizkessel. In der Gesamtrechnung (Stromverkauf oder -eigenverwendung) sind dafür die Kosten pro kWh Wärme deutlich niedriger. Aufgrund dieses Kostenverhältnisses werden das BHKW sowie die Luft/Wasser-Wärmepumpe für eine möglichst lange Laufzeit dimensioniert. Um eine optimale Abstimmung der einzelnen Komponenten im realen Einsatz zu erzielen, werden HAST-AKKU-Systemlösungen ein Jahr per Datenfernübertragung optimiert.
Wirtschaftliche Betrachtung
Basierend auf Messwerten von Prüfstandsversuchen mit einer multivalenten HAST-AKKU-Anlage wurde die Wirtschaftlichkeit einer Gesamtanlage berechnet. Als Bezugswert dient ein im Jahr 1985 erbautes Mehrfamilienhaus in Erfurt mit 90 Wohneinheiten und einer Gesamtheizlast von 252 kW. Anhand aktuell gültiger Energiepreise, Primärenergiefaktoren und Emissionswerten nach GEMIS1) wurden Gesamtkosten, Primärenergieeinsparungen sowie die CO2-Emissionen berechnet. Die Ergebnisse wurden mit Werten einer konventionellen monovalenten Gasbrennwertanlage, bestehend aus einem Gasbrennwert-Kessel GB312 mit 280 kW Nennleistung, verglichen.
Abb. 5 listet die Ergebnisse des Vergleichs auf. Zusammengefasst liegen die Vorteile klar auf Seiten des multivalenten Systems: Während der Wärmeerzeuger Gas-Brennwertheizkessel im konventionellen System einen Jahresnutzungsgrad von 85 % (Heizwert, Hi) erreicht, schafft der gleiche Wärmeerzeuger 95 %, wenn er in die multivalente Anlage eingebunden ist. Das BHKW hat bei diesem System oberste Priorität. Die Luft/Wasser-Wärmepumpe wird zählertechnisch nur mit Strom aus dem BHKW betrieben (selbstgenutzter Strom gemäß KWK-Gesetz2)).
Die Investitionskosten sind beim multivalenten System zwar höher als bei der konventionellen Lösung. Allerdings profitieren Anlagenbetreiber von eventuellen Zuschüssen sowie der KWK- und Einspeisevergütung („EEX-Vergütung“). Seit 2009 besteht für nach dem 1. April 2002 in Dauerbetrieb genommenen Anlagen bis 50 kWel gemäß KWK-Gesetz ein zehnjähriger Anspruch auf einen Zuschlag von 5,11 Ct/kWhel für die gesamte produzierte Strommenge (also auch den selbstgenutzten Anteil), sofern die Anlage nicht eine bestehende Fernwärmeversorgung verdrängt. Oberhalb von 50 kWel verringern sich die Zuschläge sowie der Zeitraum der Zahlung und die Gesamthöhe der Zuschläge wird begrenzt.
Im vorliegenden Fall macht sich die höhere Investition für das multivalente System schon nach relativ kurzer Zeit bezahlt, die Amortisationszeit beträgt 6,3 a. Betrachtet man eine Betriebsdauer von zehn Jahren, spart der Anlagenbetreiber im Vergleich zu einem Gas-Brennwertheizkessel rund 183000 Euro an Bedarfs- und Betriebskosten aus denen die Mehrkosten von rund 78000 Euro einfach zu finanzieren sind Abb. 5. Eine weitere Verbesserung der Wirtschaftlichkeit lässt sich erreichen, indem ein höherer Anteil des BHKW-Stroms selbst genutzt wird.
Das multivalente System reduziert auch den Primärenergieverbrauch und die CO2-Emissionen erheblich: Der CO2-Ausstoß für das Beispielgebäude verringert sich um 67 t/a (750 kg/a pro Wohnung), das sind im Vergleich zum konventionellen Gas-Brennwertheizkessel fast 29 % weniger Abb. 6. Beim Primärenergieverbrauch spart das multivalente System ebenfalls rund 29 % bzw. 322000 kWh/a (fast 3600 kWh/a pro Wohnung). Für die Modernisierung im Bestand sei angemerkt, dass sich die Zahlen zur Wirtschaftlichkeit und zur Energieeinsparung nicht auf den alten Zustand beziehen, sondern ein Vergleich zwischen zwei neuen Lösungen ist. Gegenüber dem unsanierten Bestand sind die Einsparungen je nach Baujahr und Zustand der Altanlage erheblich größer.
Zu den Vorteilen von HAST-AKKU Multivalent zählt, dass es in Neubauten die Vorgaben des EEWärmeG erfüllt, weil das Blockheizkraftwerk und die Wärmepumpen mehr als 50 % des Wärmeenergiebedarfs decken. Die von der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) vorgeschriebene Primärenergieanforderung lässt sich sogar erheblich unterschreiten. Wird das BHKW mit flüssiger beziehungsweise gasförmiger Biomasse betrieben, ist der erzeugte Strom aus erneuerbaren Energien voll im Sinne von § 5 EnEV beim Einsatz in der vorhandenen Wärmepumpe anzurechnen. Bei den hohen Jahreslaufzeiten des BHKW führt dies zu einer vollständigen Stromversorgung der Wärmepumpe mit regenerativ erzeugtem Strom. Rechnerisch ergibt dies einen deutlich reduzierten Primärenergiebedarf Abb. 7. In Verbindung mit einer entsprechend gedämmten Gebäudehülle lassen sich so sehr leicht die besonders stark geförderten Effizienzhausstandards der KfW erreichen.
BHKW: Solo oder im Verbund?
Bei der Anschaffung oder Modernisierung einer Heizungsanlage spielen die Investitionskosten für den Anlagenbetreiber eine wichtige Rolle. Darum gilt es gerade bei größeren Objekten und Mehrfamilienhäusern abzuwägen, ob sich eine günstigere Einzellösung im Vergleich zu einer teureren Systemlösung wirtschaftlich auf lange Sicht überhaupt rechnet. Normalerweise wird die Betrachtung andersherum vorgenommen: Rechnet sich die teurere Lösung.
Zur Veranschaulichung wird die Wirtschaftlichkeit eines BHKWs, das als alleiniger Wärmeerzeuger eingesetzt wird, mit einem BHKW innerhalb des Systems HAST-AKKU Multivalent verglichen. Abb. 8 veranschaulicht die Betriebskosteneinsparung des BHKW als alleiniger Wärmeerzeuger innerhalb des simulierten Beispielgebäudes mit 90 Wohnungen. Als Vergleich dient der Kapitalwert einer Zinsanlage.
Als Datenbasis werden ein Strompreis von 20 Ct/kWh sowie ein Gaspreis von 5,4 Ct/kWh angenommen. Die Investitionskosten für das BHKW von 44279 Euro wurden nach Abzug staatlicher Fördermittel mit 32779 Euro angesetzt. Beträgt der Zinssatz für die Geldanlage 1,5 % und geht man von einer jährlichen Energiepreissteigerung von 5 % aus, amortisiert sich das BHKW – inklusive Förderung und Vergütungen – nach neun Jahren (Schnittpunkt der Kurven). Zurzeit gewährt der Bund keine Zuschussförderung für BHKW-Anlagen. Stehen regional keine entsprechenden Förderprogramme zur Verfügung, dauert die Refinanzierung länger.
Dieses Ergebnis ist im Vergleich zum Einsatz eines BHKW innerhalb eines multivalenten Systems lediglich als moderat anzusehen, zumal der KWK-Zuschlag nur für eine Dauer von zehn Jahren gezahlt wird. Die lange Refinanzierungszeit begründet sich aus dem geringen Selbstnutzungsanteil des BHKW-Stroms, der in Mietwohngebäuden nur mit zusätzlichem Mess- und Abrechnungsaufwand gesteigert werden kann. Wird das BHKW jedoch zusammen mit dem Brennwertheizkessel und einer Wärmepumpe im Verbund betrieben, verbessert sich die Wirtschaftlichkeit: Etwa ein Drittel des BHKW-Stroms kann in der Wärmepumpe zur Wärmeproduktion verwendet werden und reduziert die Gasbezugskosten. Die Einsparungen überwiegen in der Übergangszeit bei einem hohen COP der Wärmepumpe deutlich die bei einer Netzeinspeisung des BHKW-Stroms erzielbaren Erlöse.
Fazit
In größeren Gebäudekomplexen und Mehrfamilienhäusern macht sich multivalente Systemtechnik schnell bezahlt. Die im Vergleich zu einer konventionellen Brennwertanlage höheren Investitionskosten amortisieren sich bereits nach wenigen Jahren. Voraussetzung ist ein integriertes, intelligentes Energie- und Speichermanagement, das die einzelnen Wärmeerzeuger exakt aufeinander abstimmt. In Summe profitieren Anlagenbetreiber im Vergleich zu einer Einzellösung von einem geringeren Primärenergieverbrauch und geringeren Betriebskosten. Zudem erfüllt multivalente Heiztechnik alle im EEWärmeG geforderten Vorgaben für den Neubau. •
Mehr Infos zu den Themen Mini-KWK und Wärmepumpe enthalten die TGAdossiers. Auf https://www.tga-fachplaner.de/ einfach Webcode 716 bzw. 718 eingeben.
1) GEMIS: Globales Emissions-Modell Integrierter Systeme. http://www.oeko.de/service/gemis
2) Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz) zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 21. August 2009 (BGBl. I S. 2870) geändert.
wichtig für TGA-Planer, Anlagenbauer und Bauherren:
TGA-Planer: Durch den intelligenten Verbund mehrerer „Standard“-Wärmeerzeuger lassen sich der Energieverbrauch und die Betriebskosten deutlich senken und besonders hohe Hygienestandards bei der Trinkwassererwärmung realisieren, ohne den Nutzungsgrad der Wärmeerzeugung zu verringern.
Anlagenbauer: Für die speziellen Erfordernisse eines multivalenten Wärmeerzeugungssystems hinsichtlich Hydraulik und Regelung steht mit HAST-AKKU ein industriell vorgefertigtes, platzsparendes System zur Verfügung.
Bauherren: Mit einem multivalenten Heizsystem aus Blockheizkraftwerk, Wärmepumpe und Brennwertheizkessel lassen sich die Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes erfüllen, sinkt der Primärenergiekennwert gegenüber dem EnEV-Referenzfall und die Betriebskosten werden verringert. Die Mehrkosten refinanzieren sich in wenigen Jahren, gleichzeitig dämpft der geringere Brennstoffbezug künftige Energiepreissteigerungen.
HAST-AKKU Multivalent im Praxisbetrieb
Im neu eröffneten Senioren-Zentrum „Schöne Flora“ Abb. 9, Bremen, ist multivalente Heiztechnik seit April 2010 im Einsatz. In dem Wohngebäude mit 133 Pflegeplätzen sind alle Komponenten zur Gebäudebeheizung, Warmwasser- und Stromerzeugung aufeinander abgestimmt: Ein Erdgas-Blockheizkraftwerk Loganova EN20 Abb. 9 mit einer elektrischen Leistung von bis zu 19 kW und einer thermischen Leistung von bis zu 34 kW, zwei Gas-Brennwertheizkessel Logano plus GB312 und eine Logafix Luft/Wasser-Wärmepumpe WPL 220 AR. Realisiert wurde auch das Buderus-System Legioex zur Trinkwassererwärmung mit Legionellenprävention. Das Energie- und Speichermanagementsystem HAST-AKKU gewährleistet, dass alle Komponenten jeweils nur mit der gerade benötigten Leistung betrieben werden. Dies maximiert die Laufzeiten des BHKWs und der Wärmepumpe und reduziert gleichzeitig die Brennerstarts der Gas-Brennwertheizkessel. Die Brennwertkessel arbeiten mit einer garantierten Effizienz von mindestens 95 % bezogen auf den Heizwert (Hi). Das Zusammenspiel der Einzellösungen folgt einem bewährten Regelungskonzept: Das Blockheizkraftwerk deckt die Grundlast bei der Trinkwassererwärmung und der Gebäudebeheizung. Die Antriebsenergie der Wärmepumpe stammt aus dem BHKW. Durch den Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms im Objekt wird die Wirtschaftlichkeit der Anlage maßgeblich verbessert. Die Gas-Brennwertheizkessel unterstützen in Spitzenlastzeiten bei der Beheizung der Räume. Das System soll in weiteren Pflegeheim-Neubauten in Reppenstedt bei Lüneburg und in Hamburg zum Einsatz kommen.
Tipp
Ein attraktives Konzept: BHKW plus Wärmepumpe
Meinen ersten Tag „in der Branche“ werde ich nie vergessen. Im August 1984 wissbegierig zur Lehre als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer angetreten, wurde ich einer Abrisskolonne mit klar definiertem Auftrag zugeteilt: Einen Kunden von seiner Dieselmotor-Generator-Motor-Wärmepumpe zu befreien. Die Containerlösung war mechanisch, elektrisch, hydraulisch und steuerungstechnisch eine irreparable Anhäufung von Konstruktionsfehlern. Nach mehr als zwei Jahren vergeblicher Inbetriebnahme und kaum 50 Betriebsstunden auf der Uhr, hatten sich die Verantwortlichen auf einen Schlussstrich geeinigt. „Auf dem Papier sah es wie eine Gelddruckmaschine aus, in der Praxis war es eine Geldverbrennungsanlage“ kommentierte damals mein erster richtiger „Chef“.
Die Kombination von Blockheizkraftwerk und Elektro-Wärmepumpe ist also keine neue Idee. Ausgiebig damit beschäftigt hat sich auch das Ingenieurbüro Rasche – Wärmetrans, das vor einigen Jahren Patentente für bestimmte Konzepte angemeldet und erhalten hat.
Dennoch ist das vorgestellte Konzept der Kombination von BHKW/Wärmepumpe/Spitzenlastheizkessel für einen Leistungsbereich ab 150 kW Heizlast bemerkenswert. Neben der konzeptionellen Idee und der technisch bewährten Lösung greift es mehrere Aspekte auf, die für eine hohe Wirtschaftlichkeit sorgen: Die Bezuschussung der Eigenverwendung von selbstproduziertem Strom, die gesetzliche Vorgabe (EEWärmeG) einen bestimmten Wärmebedarfsanteil aus erneuerbaren Energien zu decken (Neubau) oder den gewünschten Effekt adäquat auszugleichen, die Erfüllung der Primärenergie-Anforderungen in einem Gesamtmodell aus Anlagentechnik und Gebäudehülle (EnEV) sowie das Preisgefüge zwischen Erdgas und der Vergütung für ausgespeisten KWK-Strom.
Die Kombination BHKW/Wärmepumpe/Spitzenlastheizkessel ist zwar auch heute keine „Gelddruckmaschine“, sie kann aber im Gebäudebestand die Betriebskosten und bei Neubauten die Investitions- und/oder die Betriebskosten deutlich senken. Passende Gebäude für solche Konzepte gibt es jedenfalls genügend.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Seeger M.SC.
Bosch Thermotechnik, Fachreferent, Buderus Deutschland, Wetzlar, https://www.buderus.de/de
Dipl.-Ing. (BA) Rico Müller Bosch Thermotechnik, Produktmarketing Projektgeschäft / Produktmanager, Buderus Deutschland, Wetzlar, https://www.buderus.de/de