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Wärmepumpen-Feldtest

Mit Sorgfalt effizient

Obwohl Wärmepumpen seit mehr als 50 Jahren zur Beheizung von Wohngebäuden eingesetzt werden, hatte die Technologie erst in den 1980er-Jahren ihre erste Boomphase. Seitdem hat sich viel verändert – die Technik ist heute ausgereift. Richtig an den Wärmebedarf angepasste Wärmepumpen mit einer gut funktionierenden ­Regelung können gegenüber einer Anlage mit ­fossilen Brennstoffen sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bringen. Dies hat dazu geführt, dass die Verkaufszahlen der neuen ­Wärmepumpen sowohl für Neubauten als auch für Sanierungsgebäude seit einigen Jahren kräftig steigen und die Wärmepumpe ihre zweite Blütezeit erlebt.

110 Wärmepumpen im Test

Das Mitte 2006 gestartete Projekt „Wärmepumpen-Effizienz“ läuft noch bis zum Sommer 2010. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sowie den beteiligten Wärmepumpenherstellern und zwei Energieversorgern gefördert. Im Projekt werden insgesamt 110 elektrisch angetriebene KompressionsWärmepumpen (Bild 1) von sieben Herstellern vermessen: Alpha-InnoTec, Hautec, IVT (mit den Marken Junkers und Buderus), Nibe, Stiebel Eltron (tecalor), Vaillant und Viessmann.

Schwerpunkt der Untersuchung sind Wärmepumpen von 5 bis 10 kW Wärmeleistung mit ­Außenluft und Erdreich als Wärmequellen. Untersucht wird die Effizienz verschiedener Anlagenkonzepte bei unterschiedlichen, realistischen Einsatzbedingungen. Daraus sollen Entwicklungskonzepte für Wärmepumpen für Neubauten mit niedrigem Heizwärmebedarf (KfW-40-, KfW-60- und 3-Liter-Häuser) sowie Verbesserung der Geräte und der Systemtechnik abgeleitet werden. Aus den Messergebnissen werden Kennwerte, Systemverhalten, Gütegrade und Korrelationen zu Anlagenstammdaten abgeleitet.

Bisher wurden knapp 70 Wärmepumpenanlagen mit Messtechnik ausgestattet und installiert (Bild 2). Messwerte der letzten 16 Monate liegen vor. Zurzeit läuft die zweite Phase des Projekts mit der Installation von etwa 40 weiteren Anlagen.

Messtechnik und Datenerfassung

Die Wärmemengen zur Deckung des Heizbedarfs und zur Deckung des Trinkwasserwärmebedarfs werden separat gemessen. Zusätzlich wird die Wärmequellenseite detailliert erfasst, also die Wärmequellenleistung, der Solekreisvolumenstrom und dessen Temperaturen vor und nach dem ­Verdampfer bei Erdreichwärmepumpen und die ­Außenlufttemperatur bei Außenluftwärmepumpen. Für alle diese Kreise wurden spezifische Wärmemengenzähler ausgewählt.

Die Messdatenerfassung zeichnet beim Betreiber das gesamte Systemverhalten jede Minute auf: die wichtigsten Temperaturen, Durchflussmengen, Wärmemengen sowie den Stromverbrauch der Wärmepumpe und der Hilfsantriebe. Alle Werte werden per Datenfernabfrage täglich am Institut gespeichert und ausgewertet. Anschließend erfolgt eine automatische Plausibilitätsprüfung mit einer speziell erstellten Software.

Anlagenpool und Ergebnisse

Für die erste Messphase wurden 74 Objekte angemeldet, die auf alle teilnehmenden Wärmepumpen-Hersteller verteilt sind. Diese Objekte werden bereits größtenteils vermessen. Für die zweite Messphase wurden bereits 28 Objekte ­angemeldet. 68 der untersuchten Wärmepumpen benutzen das Erdreich als Wärmequelle. Davon werden 50 Systeme mit Erdsonden und 18 mit Erdkollektoren betrieben. Bei 26 Anlagen dient Luft als Wärmequelle. Genau die Hälfte dieser Anlagen (13) sind dabei Varianten mit Außenaufstellung, die andere Hälfte mit Innenaufstellung. Die restlichen 8 Anlagen sind Wasser/WasserWärmepumpen.

Beim Wärmeverteilsystem dominiert die Fußbodenheizung mit 93 Anlagen, nur fünf Anlagen sind mit Radiatoren ausgestattet. Vier Objekte haben kombinierte Systeme. Die beheizte Wohnfläche der Objekte reicht von 120 bis 350 m2. Der Durchschnitt liegt bei 194 m2. Jeder Teilnehmer des Projekts erhielt einen Fragebogen mit Fragen zum Haus und der Haustechnik. Unter anderem wurde auch der Jahresheizwärmebedarf abgefragt, wobei lediglich 37 Teilnehmer Angaben dazu machten. Der Mittelwert liegt bei 57 kWh/(m2 a).

Sole/Wasser-WP

Bild 3 stellt die mittleren Arbeitszahlen der ausgewerteten Sole/Wasser-Wärmepumpenanlagen dar. Die Zahlen auf den grünen Monatsbalken zeigen die Anzahl der ausgewerteten Anlagen für den einzelnen Monat. Im Juni wurden 43 Anlagen ausgewertet. Der Mittelwert der Arbeitszahlen liegt im Zeitraum zwischen Juli 2007 und Juni 2008 bei 3,7. Die Anlagen sorgen sowohl für die Bereitstellung der Heizwärme als auch für die Erwärmung des Trinkwassers. Für den reinen Heizbetrieb der Wärmepumpenanlagen liegt der Mittelwert der Arbeitszahlen bei 4,1.

Bei fünf Anlagen handelt es sich um Kompaktgeräte, bei denen die Messung der erzeugten Energie ohne die Speicherverluste nicht möglich ist. Diese Anlagen beeinflussen jedoch den Mittelwert der Gesamtarbeitzahlen nicht negativ. Die elektrische Zusatzheizung (z.B. Heizstab) wird bei der Berechnung der Arbeitszahlen berück­sichtigt. Die Arbeitszahlen bei gemischtem Betrieb variieren für die einzelnen Anlagen zwischen 2,9 und 4,5.

Der Anteil der erzeugten Wärme für die Trinkwassererwärmung liegt im Mittel bei 15 % und die mittleren Vorlauftemperaturen erreichen 55 °C. Der Anteil für die Raumheizung beträgt 85 % mit mittleren Vorlauftemperaturen von 35 bis 45 °C. Bei der Verteilung des Stromverbrauchs beträgt im Durchschnitt der Anteil der Wärmepumpe 92 %, der Solepumpe 6 % und der elektrischen Zusatzheizung 2 %.

Bei den meisten Anlagen hat die zusätzliche Elektroheizung überhaupt nicht gearbeitet. Eine signifikante Aktivität der Zusatzheizung wurde nur bei sechs Anlagen festgestellt. Bei vier von diesen Anlagen handelte es sich um eine Bautrocknung. Bei zwei Anlagen wurde die Aktivität des Heizstabes bis jetzt nicht geklärt. Es könnte sich dabei um eine Legionellenschaltung handeln. Der Mittelwert der Arbeitszahlen ohne den Stromverbrauch für die Bautrocknung unterscheidet sich nur geringfügig um den Wert 0,04.

Luft/- und Wasser/Wasser-WP

Für die Wärmepumpenanlagen, die als Wärmequelle Luft oder Wasser nutzen, gibt es deutlich weniger Anlagen, bei denen die Messwerte für eine längere Zeitperiode zu Verfügung stehen. Deswegen sind die Mittelwerte weniger repräsentativ als bei den Sole/Wasser-Wärmepumpen. Für die sechs erfassten Luft/Wasser-Wärmepumpenanlagen beträgt im Zeitraum zwischen Juli 2007 und Juni 2008 die mittlere Arbeitszahl inklusive elektrischer Zusatzheizung 3,0.

Für den gleichen Zeitraum liegt der Arbeitszahlenmittelwert für die vier Wasser/Wasser-Wärmepumpenanlagen bei 3,5. Dieser Wert liegt unter den Erwartungen. Ein Grund dafür ist der hohe Stromverbrauch der Brunnenpumpen, die deutlich höhere Leistungen als die Solepumpen aufweisen. Bei den Arbeitszahlen der untersuchten Systeme mit kleineren thermischen Leistungen spielt der relativ hohe Stromverbrauch der Brunnenpumpen eine große Rolle. Ein weiterer Grund kann die schlechte Qualität des Wassers sein, die zu stärkeren Verschmutzungen der Filter führt. Eine oft eingesetzte Lösung ist der Einsatz von Zwischen­wärmeüberträgern, die aber zwei Primärpumpen notwendig machen und dadurch ebenfalls niedrigere Arbeitszahlen verursachen.

Häufige Probleme

Durch die Auswertung der Messdaten konnten der Betrieb der Wärmepumpen analysiert und eventuelle Fehler festgestellt werden. Folgende Probleme wurden bei mehreren Anlagen festgestellt:

Nicht bedarfsgerecht laufende Lade- bzw. Heizkreispumpen: Das Problem betrifft sicherlich nicht nur Wärmepumpenanlagen, sondern auch konventionelle Heizungssysteme. Ständig laufende Pumpen verursachen in der Summe einen immensen Stromverbrauch. Verbessert werden kann das System durch optimierte Regelalgorithmen und den Einsatz von Hocheffizienzpumpen. Neben dem hohen Energieverbrauch verursachen die dauerhaft laufenden Ladepumpen bei Systemen mit Pufferspeicher oft eine langsame unerwünschte Entladung des Speichers, besonders bei Anlagen mit nicht oder schlecht gedämmten Rohrleitungen.

3-Wege-Ventile: Bei nicht vollständig schließenden Ventilen kommt es zu unnötigen Wärmeverlusten oder zur Entladung des Trinkwarmwasserspeichers. Die Beladung dessen erfolgt meistens mit höheren Temperaturen als die Beladung des Pufferspeichers. Deswegen verursacht ein undichtes Ventil während der Beladung des Pufferspeichers in der Heizperiode die Entladung des Trinkwarmwasserspeichers. Im Sommer arbeitet die Wärmepumpenanlage dagegen nur im Trinkwarmwasserbetrieb und eine unnötige Beladung des Pufferspeichers durch ein undichtes Ventil führt zu höheren Verlusten.

Nicht optimale Beladung der Kombispeicher: Die verschiedenen Typen von Kombispeichern kombinieren Puffer- mit Trinkwarmwasserspeicher. Bei diesen Varianten kommt es zu Fällen, bei denen der Pufferspeicherteil mit unnötig hohen Vorlauftemperaturen beladen wird. Die Ergebnisse sind niedrigere Arbeitszahlen und eine schlechtere Effizienz der Wärmepumpe. In Extremfällen werden die beiden Bereiche des Kombi­speichers mit Temperaturen von etwa 55 °C beladen, obwohl für die Fußbodenheizung nur 35 °C nötig wären. Es kommt auch bei reinen Puffer­speichern vor, dass sie mit zu hohen Temperaturen beladen werden.

Zu leistungsstarke Primärpumpen: Das Problem betrifft meistens die Brunnenpumpen bei den Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Bei Sole-Wasser-Wärmepumpen laufen die Solepumpen manchmal auf einer zu hohen Arbeitsstufe. Dies erhöht den Stromverbrauch und senkt die Arbeitszahlen.

Tipps für die Praxis

Empfehlungen für eine bessere Funktionsweise der Wärmepumpenanlagen:

  • sorgfältige Auslegung der gesamten Anlage, gute Anpassung der einzelnen Elemente der Wärmepumpenanlage wie Wärmequelle, Speicher, Wärmesenke und integrale und objektspezifische Planung,
  • Auslegung und Sicherstellung von optimalen Volumenströmen auf Primär- und Sekundärseite,
  • Überprüfung der Beladungsstrategien, insbesondere bei Kombispeichern und Kontrolle der Vorlauftemperatur,
  • an den realen Bedarf angepasste Einstellung der Spreizungen und Heizkurven,
  • Durchführung des Hydraulischen Abgleichs,
  • Deaktivierung der Heizstäbe bei Sole/Wasser-Wärmepumpen. Korrekt ausgelegte Soleanlagen erfordern keine zusätzliche Elektroheizung. Eine Ausnahme bei dieser Empfehlung ist die Bautrocknung. Eine zu hohe Beanspruchung der Erdsonde kann im schlimmsten Fall zu einer Schädigung der Erdsonde führen.
  • Überprüfung der Dichtheit der 3-Wege-Ventile,
  • sorgfältige und lückenlose Dämmung der Rohrleitungen und anderer Komponenten,
  • regelmäßige Reinigung der Ansauggitter bei Luft/- und der Filter bei Wasser/WasserWärmepumpen. Eine Verschmutzung führt zu höheren Druckverlusten und infolgedessen zu einem höheren Stromverbrauch der Brunnenpumpe bzw. der Ventilatoren und/oder zu einer unzureichenden Wärmezufuhr für die Wärmepumpenanlage,
  • Planung und Bau von einfachen Anlagen. Mehrere Wärmeerzeuger, komplexe Hydrauliken und Speicherungssysteme weisen oft die angestrebte Effizienz nicht auf.

Fazit

Die Zwischenergebnisse zeigen, dass Wärmepumpen technisch grundsätzlich ausgereift sind. Es besteht jedoch Optimierungsbedarf bei der Einbindung der Anlagen in das Versorgungssystem des Gebäudes und bei den Reglungsstrategien der Wärmepumpenanlagen. So können beispielsweise eine schlecht eingebundene Wärmequelle oder eine nicht korrekt ausgelegte Wärmesenke die Arbeitszahl der Wärmepumpe verringern. Die mittleren Arbeitszahlen der Sole/Wasser-Wärmepumpenanlagen von 3,7 für die Bereitstellung der Heizwärme als auch für die Erwärmung des Trinkwassers lassen hoffen, dass diese Wärmepumpen schon bald im Durchschnitt die oft zitierten Jahresarbeitszahlen von 4,0 erreichen werden. Mehrere Anlagen haben im Feldtest mittlere Arbeitszahlen von über 4,0 bereits erreicht. Für den reinen Heizbetrieb der Wärmepumpenanlagen liegt der Mittelwert der Arbeitszahlen bei 4,1.

Kernpunkt ist hier die sorgfältige Auslegung des gesamten Systems nicht nur seiner Einzelkomponenten. Bei Luft/Wasser-Wärmepumpenanlagen gibt es noch Optimierungspotenziale. Schon jetzt weisen diese Anlagen in neuen Gebäuden im Durchschnitt gegenüber Gas-Brennwertkesseln aber eine positive Primärenergiebilanz auf. Um die Ökobilanz weiter zu verbessern, sollten die Arbeitszahlen der Luft-Wärmepumpen deutlicher über 3,0 liegen.

Marek Miara

Dipl.-Ing., ist Mitarbeiter im Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg, https://www.ise.fraunhofer.de/

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