Mit 110 000 Mitarbeitern weltweit ist Fujitsu General einer der global führenden Hersteller unter anderem von Lüftungs-, Kälte- und Klimatechnik. Auf dem europäischen Markt ist das Unternehmen mit den „Waterstage“-Luft/Wasser-Wärmepumpen beispielsweise in Frankreich mit Abstand marktführend. In Deutschland hat sich die Marke insbesondere bei Hochleistungs-Split-Klimageräten als alternativer Anbieter etab-liert. Angesichts des aktiven Wettbewerbsumfeldes mit insgesamt rund drei Dutzend Herstellern war die ISH damit für Fujitsu-General’s-Entwicklungsleiter Sugiyama der ideale Rahmen, sich einen umfassenden Überblick über die entscheidenden Innovationen in der Weiterentwicklung von Wärmepumpen zu verschaffen.
TGA: Herr Sugiyama, je nach Prognose sollen Wärmepumpen in wenigen Jahren bis zu 20 % des deutschen Wärmemarktes abdecken. Ein Grund für diese positive Entwicklung ist zweifellos die herausragende Energiebilanz der Wärmepumpe …
Sugiyama: Das ist richtig. Die technische Entwicklung hat gerade bei den Wärmepumpen immense Fortschritte gemacht. In Fragen der Effizienz sprechen wir heute beispielsweise über Jahresarbeitszahlen größer 4 – die vor wenigen Jahren für Luft/Wasser-Wärmepumpen zwar schon denkbar waren, aber selbst in der Fachwelt noch als ausgesprochen ambitioniert angesehen wurden.
Mit der linear geregelten Flüssigkeitseinspritzung hat Fujitsu General eine Technologie zur Serienreife entwickelt, die entscheidend zu diesem Leistungssprung beitrug und lange Zeit für einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung sorgte.
Wie stellt sich die Situation heute dar? Nach wie vor können wir mit dieser Hocheffizienz-Wärmepumpe die Technologieführerschaft für uns behaupten. Tatsache ist aber auch, dass sich alle namhaften Hersteller mittlerweile auf einem sehr hohen, annähernd vergleichbaren technologischen Niveau befinden. Das bestätigt sich auch hier auf der ISH.
TGA: Haben Sie im Wettbewerbsvergleich Entwicklungen entdeckt, die Sie als bahnbrechend einstufen würden?
Sugiyama: Nein, das eher nicht. Es gab aber eine ganze Reihe interessanter Weiterentwicklungen, speziell zur Erreichung höherer Leistungen beispielsweise durch Kaskadierung. Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt war zur ISH der Trend zu integrierten Systemen, also installationsfertige Einheiten inklusive Speicher usw.
TGA: Sind die Wärmepumpen technologisch tatsächlich schon so weit ausgereizt, dass es selbst zur Welt-Leitmesse ISH in diesem Marktsegment keine wirklichen Innovationen mehr zu sehen gibt?
Sugiyama: Der Grund für die fehlenden „großen“ Innovationen ist meines Erachtens ein anderer: Im Moment konzentrieren sich die Hersteller eher auf die Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie und das Labeling der Systeme als auf technologische Weiterentwicklung – denn auch FuE-Kapazitäten sind begrenzt. Bis September aber muss diese Arbeit abgeschlossen sein – und ab dann dürften auch wieder signifikante Weiterentwicklungen zu erwarten sein.
TGA: Mit welchen Schwerpunkten?
Sugiyama: Ein dauerhafter FuE-Schwerpunkt ist immer die Verbesserung der Effizienz. Bei den Kompressoren dürfte allerdings das technisch Machbare weitgehend ausgereizt sein. Wir konzentrieren uns deshalb auf eine weitere Optimierung des Gesamtsystems, insbesondere über die Steuerung. Gerade bei drehzahlgesteuerten Aggregaten sind die Controller entscheidend für die Leistungsanpassung an den tatsächlichen Heizwärmebedarf im Gebäude. Hier haben wir zweifellos eine Kernkompetenz, um unseren technologischen Wettbewerbsvorsprung zu halten.
Ein wichtiges Stichwort ist in diesem Zusammenhang – außer vereinfachten Kaskadenschaltungen – die Integration weiterer Haustechnikkomponenten, zum Beispiel der Lüftung.
TGA: Welchen Stellenwert haben dabei weitergehende Ausstattungs- und Leistungsmerkmale, wie webbasierte Anwendungen?
Sugiyama: Wir befassen uns natürlich intensiv mit solchen Fragen, darunter ganz vorn als einen wichtigen Schritt die möglichst einfache Einbindung unserer Wärmepumpen in die Gebäudeautomation. Im Gegensatz zu anderen Anbietern sehen wir dabei WLAN als vielversprechendste Variante, weil diese Technik von den Anwendern am einfachsten umzusetzen ist. Systeme wie KNX haben zweifellos ebenfalls ihre Vorteile, sind aber in dem Markt, in dem wir uns bewegen, nach unserer Einschätzung sehr aufwendig in der Realisation. Dass Hersteller auch aus anderen Bereichen der Haustechnik zur ISH ebenfalls WLAN und Co. bevorzugen, bestätigt im Übrigen unsere Einschätzung.
Fast zwangsläufig ist in diesem Zusammenhang dann die Steuerung der Wärmepumpe und damit der Wärmeverteilung per App, die wir ebenfalls im Pflichtenheft stehen haben.
TGA: Wo sehen Sie außerdem Entwicklungsansätze?
Sugiyama: Während „Effizienz“ überall trägt, sind die weiteren Entwicklungsansätze stark von den jeweiligen Märkten abhängig. In Deutschland müssen wir uns zum Beispiel künftig noch stärker als bisher mit dem Thema „Lärm-Emissionen“, also der Geräuschentwicklung der Wärmepumpen befassen. Denn hier werden unsere Wärmepumpen sehr häufig in einem hoch verdichteten Umfeld, beispielsweise in Reihenhaussiedlungen, installiert. Zugleich gehen hierzulande Bewohner mit Geräuschemissionen deutlich sensibler um, als dies in England oder Frankreich der Fall ist.
Unsere Herausforderung besteht also jetzt darin, einen Kompromiss aus Baugröße, Schalldämmung und Geräteästhetik zu finden, um die Kundenwünsche zu bedienen und dennoch kompakte, möglichst „unsichtbare“ Außeneinheiten anbieten zu können. Die Zielgröße ist dabei sportlich: Wir möchten den Schalldruckpegel im Betrieb so weit absenken, dass eine gefühlte Halbierung der Geräuschbelastung erreicht wird.
TGA: Herr Sugiyama, herzlichen Dank für Ihre Markteinschätzung.