Die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) und ihre nationalen Umsetzungen (in Deutschland im Wesentlichen die Energieeinsparverordnung) beschreiben Maßnahmen, die im Rahmen der Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls für die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden ergriffen werden müssen. Sie verlangen einen Nachweis der Energieeffizienz durch Tests und Zertifizierungen. Produkte und Systeme zur Haus- und Gebäudeautomation spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie stellen sozusagen die „Schaltstelle“ dar, welche in Wohn- und Gewerbegebäuden nicht nur komfortable Bedingungen schafft, sondern die Energiezufuhr so regelt, dass diese Bedingungen mit möglichst geringem Energieeinsatz erreicht werden.
Um die Standardisierung, die Testabläufe und die Zertifizierung auf möglichst transparente und gerechte Weise voranzutreiben, war ein europaweites System zur Qualitätssicherung für den Bereich der Haus- und Gebäudeautomation vonnöten. Als Reaktion auf die Anforderungen der EPBD und die Nachfrage von Seiten der Kunden nach energieeffizienteren Gebäuden haben die international führenden Anbieter von Gebäudeautomation die European Building Automation and Controls Association – kurz eu.bac – gegründet. Dieser Verband hat vor kurzem sein Europäisches Zertifizierungsprogramm eu.bacCert für Produkte der Gebäudeautomation präsentiert und geht dabei davon aus, dass der Primärenergieverbrauch von Gebäuden alleine durch eine optimierte Gebäudetechnik um bis zu 25 % gesenkt werden kann.
Hier setzt der Verband mit der Zertifizierung an und bietet dem Markt den Nachweis, dass die Energieeffizienz zertifizierter Produkte von unabhängigen Prüfinstituten bestätigt wurde und über die Grenzen der einzelnen Länder hinweg gewährleistet wird. Die erste Version des Zertifizierungsprogramms befasst sich mit Einzelraumreglern, die einen großen Anteil des Energieverbrauchs in Gebäuden regeln. Das Programm deckt dabei Einzelraumregler mit folgenden Anwendungen ab:
- Radiatorheizungen
- Ventilatorkonvektoren mit Heizen-/Kühlen
- Kühldecken
- Elektroheizungen
Warum eine eu.bac-Zertifizierung?
Die Europäische Union hat das europäische Normungskomitee CEN damit beauftragt, Normen rund um die EPBD zu formulieren, um die Kalkulationsverfahren zur Verbesserung von Energieeinsparungen zu standardisieren. Das CEN hat daraufhin eine Reihe von Normen vorbereitet, wie die EN 152321), die die Auswirkungen der Gebäudeautomations- und Regelungssysteme auf die Energieeffizienz definiert, oder die EN 15500, die Produktstandards mit Energieeffizienzkriterien umfasst.
Die eu.bac-Zertifizierung (eu.bacCert) basiert auf diesen europäischen Normen. Für Einzelraumregler dient also die europäische Norm EN 155002) als Referenz. Einzelne Länder haben die eu.bac-Zertifizierung bereits als Anforderung in ihre nationale Gesetzgebung aufgenommen. In Frankreich dürfen öffentliche Ausschreibungen beispielsweise nur Einzelraumregler spezifizieren, welche die Anforderungen der Richtlinie RT 20053) erfüllen, die ihrerseits eine eu.bac-Zertifizierung für Einzelraumregler vorschreibt.
Um ein Gerät nach eu.bac zu zertifizieren, muss eine Reihe von Zertifizierungsregeln beachtet werden. Produkttests, durchgeführt von einem zugelassenen Prüfunternehmen, stellen sicher, dass das getestete Produkt mindestens dem Standard entspricht. Die europäischen Standards verlangen eine bestimmte Regelgenauigkeit, um eine bessere Energieeffizienz zu gewährleisten. eu.bac geht allerdings einen Schritt weiter und verlangt für Raumregler eine 30 % höhere Regelgenauigkeit als EN 15500. Zu den Produkttests kommen noch Audits der Produktionsstandorte. Sie sollen sicherstellen, dass die Produktionsstätte in der Lage ist, für das getestete Produkt eine reproduzierbare Qualität zu gewährleisten. In der Regel besteht der Hersteller diese Kontrolle nur, wenn er über ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) verfügt, das mindestens die Standards von EN ISO 9001 erfüllt.
Nach bestandenen Produkttests und Werksaudits stellt schließlich eine anerkannte Zertifizierungsstelle für das Produkt ein Zertifikat mit Lizenznummer aus. Entsprechende Produkte tragen das eu.bac-Zertifizierungszeichen (eu.bacCert) und demonstrieren auf diese Weise, dass Energieeffizienz und Qualität im vorgeschriebenen Bereich liegen.
Der Beitrag zur Energieeffizienz
Je höher die Regelgenauigkeit, desto besser kann ein bestimmter Sollwert gehalten werden. Wenn man berücksichtigt, dass eine um 1 K niedrigere Raumtemperatur bis zu 6 % Heizenergie einspart, dann kann eine Regelabweichung von 1,5 K für den Betreiber des Gebäudes zu einem Anstieg des Energieverbrauchs um bis zu 9 % führen. Da eu.bac eine 30 % höhere Regelgenauigkeit als die europäische Norm verlangt, übertreffen eu.bac-zertifizierte Geräte in der Regel die Energieeffizienzanforderungen.
Im Rahmen des eu.bac-Zertifizierungsprozesses wird die tatsächliche Regelgenauigkeit gemessen, dokumentiert und durch eine unabhängige Prüfstelle zertifiziert. CentraLine lies beispielsweise seinen Einzelraumregler Serval unter der Lizenznummer 20855 zertifizieren. Die Tests haben ergeben: Der Serval-Regler von CentraLine bietet eine viermal höhere Regelgenauigkeit als von der Norm verlangt. Damit werden sowohl die Anforderungen der EU-Norm als auch die höheren eu.bac-Standards eindeutig übertroffen. Ein gutes Beispiel dafür, wie ein Regelsystem mit vielen kleinen Details zu überdurchschnittlicher Energieeffizienz beitragen kann.
Und was kommt danach?
Derzeit zertifiziert eu.bac ausschließlich Einzelraumregler. Dieser Fokus erklärt sich durch die Tatsache, dass bei Gewerbebauten mit Einzelraumreglern im Vergleich zu Gebäuden ohne Einzelraumregelung ein sehr hohes Einsparpotenzial von bis zu 30 % möglich ist. Allerdings spielen auch noch eine ganze Reihe anderer Faktoren eine Rolle, wenn es um die Energieeffizienz eines Gebäudes geht. Wenn man einmal von den Rahmenbedingungen eines Gebäudes absieht (beispielsweise der Dämmung), erreicht man in bestehenden Gewerbebauten mit einer optimierten Mess- und Regeltechnik in den Bereichen Heizung, Lüftung und Warmwasser einen erheblichen Anstieg der Energieeffizienz um bis zu 25 %.
eu.bac plant daher als nächsten Schritt die Einführung eines Zertifizierungsprogramms auch für witterungsgeführte Regler. Man rechnet dabei mit einem Einsparungspotenzial von bis zu 25 % im Vergleich zu Systemen ohne witterungsge-führte Regelung. Das von eu.bac geschätzte Einsparpotenzial für eine Kombination beider Lösungen liegt bei 32 %. Nach aktuellem Planungsstand soll das erweiterte Zertifizierungsprogramm witterungsgeführte Festapplikationsregler abdecken. Im Nichtwohnbau werden jedoch häufig frei programmierbare oder konfigurierbare Regler eingesetzt. Ob und wie das Zertifizierungsprogramm auch für diese Geräte greifen kann, ist noch offen. Planer von gewerblich genutzten Gebäuden können jedoch grundsätzlich davon ausgehen, dass zusätzliche Energieeinsparungen möglich sind, wenn eine Interaktion zwischen einem eu.bac-zertifizierten Raumregler und den (witterungsgeführten) Anlagenreglern stattfindet, welche für die Produktion von Heiz-/Kühlenergie verantwortlich sind.
Ein Beispiel: Der Serval-Regler von CentraLine deckt Radiatorheizung, Ventilatorkonvektor mit Heizen/Kühlen, Kühldecken, elektrische (Nach-) Heizung und Fußbodenheizung ab. Wie erwähnt, übertrifft Serval die Genauigkeitsanforderungen der Norm um 400 % und bietet so eine deutlich höhere Energieeffizienz als gefordert. Außerdem spart er, selbst als Einzelgerät, zusätzliche Energie, beispielsweise durch automatische Sollwertabsenkung, wenn sich keine Personen im Raum befinden oder durch Schließen der Ventile bei offenem Fenster. Wenn der Serval-Regler zusammen mit Anlagenreglern in einem CentraLine-System eingesetzt wird, sendet er Anforderungssignale an die Vorregelung des Hydraulikkreislaufs, an den er angeschlossen ist. Dann kann eine ganze Etage abgeschaltet werden, wenn keiner der Räume genutzt wird. Die Vorregelungen geben die berechneten Anforderungen an die Regler der Wärme- und Kälteerzeuger weiter, damit keine Heiz-/Kühlenergie über den Bedarf für den Erhalt der festgelegten Raumbedingungen produziert wird.
Auch die Integration in Fremdsysteme ist möglich. In einem Hotel kann der Raumregler zum Beispiel an das Reservierungssystem angeschlossen werden. In diesem Fall wird die Regelung für einen Raum erst dann aktiviert, wenn eine Buchung vorliegt. Am Anreisetag schaltet der Regler automatisch in den Stand-by-Modus. Wenn der Gast eincheckt, wird der KomfortModus aktiviert. Checkt der Gast aus und liegt keine anschließende Reservierung vor, kann der Raum mit Minimalsollwert betrieben werden. Dies birgt zwei Vorteile: Komfort für den Gast, denn der Raum ist bei seinem Eintreffen bereits perfekt temperiert, und Energieeinsparungen für den Hotelbesitzer, da Räume komplett abgeschaltet werden können, wenn keine Buchungen vorliegen, anstatt sie ständig im Stand-by laufen zu lassen.
Fazit
Die eu.bac-Zertifizierung für Raumregler stellt sicher, dass Produkte mit dem eu.bacCert Zeichen mindestens den Energieeffizienzanforderungen der europäischen Normen entsprechen. Die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Im Bereich Heizung und Lüftung gehören dazu einwandfrei funktionierende Zeitprogramme, optimierte Ein- und Abschaltfunktionen, eine bedarfsabhängige Energiebereitstellung, korrekte Regelparameter, eine optimale Anlagendimensionierung, korrekter Hydraulischer Abgleich und vieles mehr. All diese Faktoren wirken sich in erheblichem Maße auf die Energieeffizienz eines Systems aus.
Die eu.bac-Zertifizierung ( https://app.eubaccert.eu/ ) bietet dem Planer die Gewissheit einer maximalen Energieeffizienz auf der Produktseite. Innerhalb eines Systems ermöglichen diese Geräte durch ihre nachgewiesene Regelgenauigkeit erhebliche Energieeinsparungen. Ein erfahrener Systempartner kann durch Berücksichtigung der genannten Faktoren zudem weitere Einsparungen bewirken.
1) DIN EN 12232 Energieeffizienz von Gebäuden – Einfluss von Gebäudeautomation und Gebäudemanagement, November 2007
2) DIN EN 15500 (Entwurf) Elektronische Regel- und Steuereinrichtungen für einzelne Räume oder Zonen, Juni 2006
3) RT 2005 Réglementation Thermique pour les bâtiments neu fs
Michael Rader
ist Produktmarketing-Manager für „CentraLine by Honeywell“. Telefon (0 70 31) 63 74 56 E-Mail: info-d@centraline.com http://www.centraline.com