Kompakt informieren
- Höhere Nachhaltigkeit, Wertschöpfung in der Region, „Brennstoff vor der Haustüre“ und Arbeitsplätze vor Ort waren die Beweggründe für die Initiatoren des Bioenergiedorf-Mitwitz-Projekts.
- Die Verbrauchserfassung wurde mit Ultraschallzählern realisiert, die neben ihrer robusten Konstruktion, einen geringen Druckverlust und eine besonders hohe Messdynamik aufweisen.
- Für die Verbrauchsabrechnung wurde eine Fernauslesung installiert, die auch wichtige Daten für den Betrieb der Wärmeerzeugung, ihre Qualitätssicherung und die Optimierung liefert.
Entstanden war die Idee, sich von Energieversorgungsunternehmen gänzlich unabhängig zu machen, bei einer Besichtigungsfahrt zu einem Musterprojekt in Österreich. Seitdem haben die Mitwitzer Schritt für Schritt ihren Plan verfolgt, indem das Thema den Bürgern auf Infoveranstaltungen nähergebracht, die Finanzierung geklärt und schließlich die Genossenschaft Energie Mitwitz eG gegründet wurde, die heute als Betreiber fungiert.
Mit zwei Hackschnitzelkesseln mit 1500 kW Gesamtnennleistung 3 und einem zentralen 60 m3 großen Pufferspeicher werden 120 private und öffentliche Liegenschaften mit 6,3 Mio. kWh/a Wärme über ein insgesamt 8321 m langes Nahwärmenetz versorgt. Damit steht in Mitwitz das bislang größte privat betriebene Biomasseheizwerk 1 in Oberfranken.
Von der Vision zur Realität
„Der Grund, unsere Energie selbst zu produzieren, liegt in der viel höheren Nachhaltigkeit, die wir erreichen: Die Art der Energieversorgung ist umweltschonend, da hauptsächlich nachwachsende Brennstoffe eingesetzt werden. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, da die Hackschnitzel in unserem waldreichen Gebiet quasi direkt vor der Haustür wachsen. Und schließlich schaffen wir mit unserem Projekt und weiteren Bioenergiedörfern im Frankenwald Arbeitsplätze in einem eher strukturschwachen Gebiet“, erläutert Sebastian Höpflinger, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Energie Mitwitz eG.
Nachdem die Genossenschaft viele der Dorfbewohner überzeugt hatte, Genossenschaftsmitglied zu werden und somit in das geplante Nahwärmenetz zu investieren, konnte im April 2011 mit dem Bau begonnen werden. Unterstützung bei Planung und Umsetzung erhielten die Mitwitzer vom SHK-Fachhandwerksbetrieb Höcherich Versorgungstechnik, der die Installation im Heizhaus und die Montage aller 120 Übergabestationen übernommen hat. Die Heizzentrale wurde in massiver Betonbauweise hergestellt.
Die Montage der Heiztechnik nahm rund vier Monate in Anspruch: Während die beiden Hackschnitzelfeuerungsanlagen vom Kesselhersteller installiert wurden, übernahmen zwei Mitarbeiter Höcherichs die Montage des Öl-Spitzenlastkessels mit den dazugehörigen Verbrennungsluft- und Rauchgasventilatoren sowie der Netzpumpen und der Abgasreinigung. Im offenen, 440 srm fassenden Lagerraum werden die Hackschnitzel für die Biomasse-Heizkessel gelagert und mittels eines hydraulischen Schubbodens zu den beiden Heizkesseln transportiert. Zusätzlich bestehen Lagermöglichkeiten in einer Lagerhalle und der Freifläche mit insgesamt ca. 3000 srm.
„Vor allem die Montage des 60-m3-Pufferspeichers 2 war eine Herausforderung: Da das Dach bereits geschlossen und darauf eine Photovoltaik-Anlage installiert war, konnte kein Kran eingesetzt werden. 12,5 t Gewicht bei 9,5 m Höhe mussten von Hand justiert werden“, berichtet Firmeninhaber Dipl.-Ing. Hans Höcherich. Da ging die Montage der Wärmemengenzähler viel leichter von der Hand.
Messgeräte der neuesten Generation
Insgesamt 120 Gebäude, darunter neben zahlreichen Privathäusern auch Unternehmen und öffentliche Gebäude wie Rathaus und Wasserschloss, statteten zwei weitere Mitarbeiter der Höcherich Versorgungstechnik innerhalb von vier Monaten mit Wärmemengenzählern aus. Wolfgang Fleischmann, Allmess-Werksvertreter vor Ort, riet zu modernen Ultraschallzählern 4.
Der Integral-MK UltraMaXX garantiert eine optimale Erfassung des Energieverbrauchs. Im Gegensatz zu mechanischen Zählern verfügt sein Volumenmessteil nicht über bewegliche Teile – unnötiger Verschleiß oder ein Ausfall des Geräte werden somit nahezu ausgeschlossen und Messverluste deutlich minimiert, was wiederum die Abrechnungssicherheit erhöht. Der Zähler überzeugt zudem mit jahrelanger, höchster Messgenauigkeit, einem außerordentlich niedrigen Druckverlust sowie enormer Robustheit. Selbst bei Schmutzablagerungen oder kritischem Heizungswasser gewährleistet der Zähler dank des hohen Pegels des Ultraschallsignals eine exakte und sichere Messwerterfassung.
„Damit werden die Geräte den bei diesem Projekt geforderten hohen Ansprüchen an Messgenauigkeit, Service und Messbeständigkeit optimal gerecht“, erklärt Allmess-Experte Wolfgang Fleischmann. Auch Höcherich ist begeistert: „Der Ultraschallmesskapselwärmezähler Integral-MK UltraMaXX Qp 1,5 arbeitet nicht nur sehr genau, er lässt sich dank seiner enormen Messdynamik von 2 bis 3300 l/h flexibel wie kaum ein anderer Zähler auf dem deutschen Markt einsetzen, was uns die Arbeit stark erleichtert hat. Nur in Ausnahmefällen mussten wir auf ein anderes Allmess-Modell zurückgreifen.“
Fernauslesung erhöht Energieeffizienz
„Für die Auslesung der Zähler haben wir ebenfalls auf modernste Technik gesetzt: Uns ist wichtig, die Daten für die jährliche Heizkostenabrechnung schnell und einfach zu erhalten. Außerdem benötigen wir zur Qualitätssicherung und Kontrolle unserer Anlage laufend Daten über monatliche Verbrauchszahlen“, erklärt Höpflinger. Der Genossenschaftsgeschäftsführer, der für alles Finanzielle und damit auch für die Abrechnungen zuständig ist, kann sich dank des M-Bus-Fernauslesesystems 5 von Allmess über enorme Zeitersparnis und vereinfachte Arbeitsabläufe freuen.
„Erfasst werden nicht nur Energieverbräuche, sondern auch Wassermengen. Mit dem Fernauslesesystem kann eine genaue Momentaufnahme der kompletten Anlage mit allen Anschlüssen gemacht werden, was dem Hydraulischen Abgleich und damit der Energieeffizienz sehr zugute kommt“, ergänzt Allmess-Werksvertreter Fleischmann. Da das Allmess-M-Bus-System modular aufgebaut und flexibel einsetzbar ist, kann es sowohl in Mehrfamilienhäusern als auch in großen Versorgungsgebieten wie Mitwitz eingebaut werden. Die gewünschten Daten landen im zentralen Rechner des Heizhauses 7, wo Höpflinger jederzeit Einblick halten kann.
Überzeugungstäter
Der Mitwitzer Bürgermeister Hans-Peter Laschka war von der ersten Stunde an absolut überzeugt vom Projekt „Bioenergiedorf“. Zwar habe man mit niedrigeren Heizkosten gerechnet, die zurzeit durch höhere Investitionen in größere Lagerflächen noch nicht zustande gekommen seien.
Doch die Vorteile überwiegen für ihn und die Mitwitzer Genossenschaftler klar: „Man muss sich nicht mehr um die eigene Heizung kümmern. Viele Gas- und Ölheizungen waren schon alt, eine Investition in eine neue Heizung ist mit dem Anschluss ans Nahwärmenetz entfallen. Auch Wartungskosten für Schornsteinfeger etc. belasten nicht mehr das eigene Portemonnaie.“ Nicht zu unterschätzen ist der Einsparungseffekt auf der Umweltseite: Die CO2-Einsparung beträgt ca. 1200 t/a. Rund 173 000 l/a Heizöl und 288 000 m3/a Erdgas werden von dem Nahwärmekonzept mit Biomasse-Heizkesseln ersetzt.
Mittlerweile ist Mitwitz eins von insgesamt 16 Bioenergiedörfern im Frankenwald, die unter Begleitung des übergeordneten Vereins EnergieVision Frankenwald entstanden sind. Auch im Ausland weckt die Idee einer dezentralen Energieerzeugung merkliches Interesse. Dem Bioenergieort Mitwitz stattete bereits eine chinesische Delegation als Folge eines Kongresses in Wuhan, der im Rahmen einer von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) organisierten Deutschlandreise stattgefunden hatte, einen Besuch ab.
" class="chapter-heading">Energiedorf Mitwitz
Die Energie Mitwitz eG betreibt ein Nahwärmenetz mit 8321 m Trassenlänge, in das zwei Hackschnitzkessel mit insgesamt 1500 kW Heizleistung rund 6,3 Mio. kWh/a einspeisen. Eingesetzt werden dafür 8000 srm Hackschnitzel pro Jahr. Das Nahwärmenetz hat 120 Anschlussnehmer. Die Gesamtinvestition betrug 4,2 Mio. Euro (inklusive der Kosten für eine PV-Anlage mit 63 kWp, eine zusätzliche Lagerhalle und eine Lagerfreifläche für Hackschnitzel.). 925 400 Euro konnten über KfW-Zuschüsse finanziert werden.