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- Für den Austausch der gesamten MSR-Technik beim Radiosender Antenne Bayern wurde zunächst eine Interimslösung mit Micro-Browser-Panels installiert.
- Anschließend wurden die DDC und die Gebäudeleittechnik erneuert. Die zentrale Anlage wurde auf fünf Informationsschwerpunkte aufgeteilt und dezentralisiert. Bei einem Teilausfall der Anlage kann so ein unterbrechungsfreier Sendebetreib gewährleistet werden.
- Die Aufschaltung der Anlage inklusive Fremdfabrikate (über BACnet) auf den Saia PCD Supervisor ermöglicht ein effizientes Anlagenmanagement mit Monitoring, Visualisierung und Fernzugriff bis zur untersten Ebene der Programmierung.
Der private Hörfunksender Antenne Bayern sendet landesweit ein Vollprogramm mit Musik, Unterhaltung, Information und Service. Von Ismaning aus wird das Programm via Satellit an die Sendetürme in ganz Bayern geschickt und von dort aus weiterverbreitet. Im Sendezentrum Ismaning Abb. 1 sind seit 1988 die Aktivitäten zusammengefasst.
Rund 150 Mitarbeiter arbeiten hier auf drei Stockwerken in einem futuristisch anmutenden Gebäude am Programm und hinter den Kulissen. Nun sollte im zweiten Obergeschoss, in dem die Verwaltung und Redaktion untergebracht sind, die Gebäudeleittechnik ausgetauscht und die gesamte MSR-Technik erneuert werden – im Idealfall natürlich ohne Unterbrechung des laufenden Sendebetriebs. Wer das Radio einschaltet, will etwas hören. Und wer nicht sendet, verliert Hörer.
Interimslösung sichert Sendebetrieb
Da die bisherige Gebäudeleittechnik zentral in den Schaltanlagen installiert war, drohte beim Austausch ein Anlagenausfall und damit eine Unterbrechung des Sendebetriebs. Um dies zu vermeiden, entwickelte der mit der Ausführung und dem Software-Engineering beauftragte SBC-Systempartner WBE-Facility Management, Ismaning, eine Interimslösung, mit der die Anlage über Micro-Browser, die mit PG5 programmiert wurden, weiterhin bedient werden konnte. Dann konnte mit dem Ausbau der Hardware begonnen werden.
Dabei wurde die bisher zentrale Lösung sukzessive dezentralisiert. Die bestehende Anlage wurde sukzessive entfernt und die GLT anlagenweise auf mehrere DDC aufgeteilt. Dazu wurden insgesamt vier Saia-PCD-Steuerungen PCD3.M5360 verbaut. In stabiler Kassettenbauweise sind sie für anspruchsvolle Anwendungen konzipiert. Die CPU ist, anders als bei vergleichbaren Systemen, in die Geräterückwand integriert. Die modulare Steuerung unterstützt die S-Monitoring-Applikation und ermöglicht eine einfache Erfassung, Speicherung und Visualisierung von Verbräuchen. Bei Antenne Bayern steuern sie die Heiz-, Kühl- und Lüftungsanlagen.
Des Weiteren wurden zwei PCD1.M2160 installiert. Diese Kleinststeuerung in flacher Bauform mit Web+IT-Funktionalität, On-Board-Speicher und diversen Schnittstellen- und Erweiterungsoptionen eignen sich hierfür ideal, da sie zahlreiche Protokolle unterstützen. Im Sendezentrum Ismaning sind die PCD1 für die Einzelraumregelung und die Heizungssteuerung zuständig.
Die neue, dezentrale MSR verfügt über insgesamt fünf Informationsschwerpunkte (ISP), im ersten Untergeschoss, im ersten Stock (dort ist auch die GLT mit dem Supervisor installiert), einen im zweiten Stock und zwei im Dachgeschoss. Die Einzelraumregelung läuft über S-Bus oder BACnet MS/TP mit LR04-Raumreglern. Die komplette Konfiguration der Software konnte nach dem erfolgten Austausch der Anlage zentral über den ISP im Dachgeschoss des Sendergebäudes erfolgen, bei dem die Daten der gesamten GLT über den Saia PCD Supervisor zusammenliefen Abb. 2.
Fehlerbehebung ohne Zeitverlust
Insgesamt wurden vier Web-Panels (1 × 12“, 1 × 10“ und 2 × 5,7“) für die Bedienung, Überwachung und Steuerung der entsprechenden PCDs verbaut. Über die Bedienpanels können je nach Berechtigung auch Änderungen wichtiger Einstellungsparameter vorgenommen werden.
Dazu wurden mehrere Benutzerebenen vorgesehen. Die Panels werden vom zuständigen Service- bzw. Fachpersonal bedient, die auf einer entsprechenden Zugriffsebene einen eingeschränkten Zugriff auf freigegebene Parameter haben.
Da auf die komplette Anlage per Fernzugriff (VPN) zugegriffen werden kann, ist es auch dem Systemintegrator möglich, jederzeit bis auf die unterste Ebene der Programmierung zuzugreifen. Dies ermöglicht schnelle Reaktionszeiten bei allen Störungen, die der interne Servicetechniker nicht selbst beheben kann.
Alles gebündelt in einem Programm
Herzstück der neuen GLT ist der Saia PCD Supervisor Abb. 3. Bei der skalierbaren Scada-Lösung für Gebäude und Infrastrukturanlagen laufen alle Fäden zusammen. Mit der Software-Plattform lassen sich einfache HLK-Raumregelungen ebenso steuern wie unternehmensweite Leitstationen von größeren Gebäudekomplexen und Multisite-Anlagen. Durch offene Kommunikationsstandards ist die Handhabung und Integration von Fremdsystemen problemlos möglich und ermöglicht so ein effizientes Anlagenmanagement.
„Antenne Bayern war es wichtig, eine offene Gebäudeleittechnik zu bekommen, die auch Fremdfabrikate zulässt“, berichtet Denny Breitbart, Geschäftsführer der WBE-Facility Management GmbH. „Mit dem Saia PCD Supervisor konnten wir auch Lüftungsanlagen und Klimageräte von anderen Herstellern problemlos über BACnet aufschalten.“ Ihr Preis-/Leistungsverhältnis macht sie auch für Klein-anlagen bis 500 Datenpunkte erschwinglich. Ein weiterer Vorteil des Saia PCD Supervisor liegt in seiner BACnet-Zertifizierung, die dem neuesten Standard entspricht und gerade bei öffentlichen Bauvorhaben von großer Bedeutung ist.
Im Supervisor sind Visualisierung, Interaktion, Monitoring und Berichterstattung in nur einem Programm gebündelt. Zusätzlich können die Nutzer Daten individuell zusammenstellen und auf einem Dashboard Abb. 3 darstellen, das auf HTML5 basiert. So behält man die wichtigen Kennzahlen immer im Blick und etwaige Probleme oder Störungen werden schnell erkannt. Der Supervisor kann über Standard-Web-Browser auf PCs, Tablets oder Smartphone bedient werden.
Optional steht ein Add-on zur Verfügung, mit dem Energieverbräuche gewerkeübergreifend erfasst, dargestellt, analysiert und optimiert werden können. Dadurch kann ein Energie-Monitoring zur Unterstützung nach DIN ISO 50001 stattfinden.
Benutzerprofile individuell anpassen
In einem großen Gebäudekomplex oder in Infrastrukturanlagen müssen häufig viele Personen Zugriff auf das Leitsystem haben, um die jeweiligen Gewerke und Funktionen zu überwachen oder zu warten. Mit dem Supervisor ist die Verwaltung der einzelnen Nutzergruppen individuell anpassbar. Die LDAP-Integration (Lightweight Directory Access Protocol) ermöglicht es zudem, bereits bestehende Nutzerprofile einfach zu übernehmen.
Ein anpassbares Nutzerrechtemanagement erlaubt es dem Administrator, je nach Nutzer eine individuelle Bedienoberfläche einzu-richten. So erhält jeder nur auf die Daten Zugriff, die nötig sind. Bei Antenne Bayern haben insgesamt fünf Personen Zugriff auf den Supervisor. Zwei von ihnen erhiel-ten eine intensive Schulung durch den SBC Systempartner.
Im Falle von Störungen kann WBE-Facility Management per Fernzugriff auf die Anlagen zugreifen und Fehler beheben. „Der Supervisor ist quasi das Gehirn unserer GLT“, meint André Spangenberg von der Antenne-Bayern-Technik. „Wir können Daten einfach visualisieren und werden im Alarmfall schnell per E-Mail benachrichtigt. So können wir umgehend reagieren und Störungen direkt beheben.“
Die Erneuerung der gesamten MSR-Technik und der Austausch der GLT ging übrigens tatsächlich ohne Programmunterbrechung und während des laufenden Sendebetriebs reibungslos vonstatten. Das neue System umfasst 4200 physikalische Datenpunkte und verwendet vier Bus-Schnittstellen.
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