Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Von Zentralheizung bis Abwasser

Messtechnik für die Praxis

Kann man die Effizienz eines alten Wärmeerzeugers mit einem Kurzverfahren ausreichend genau feststellen? Man kann. Schon 1991 hat das Umweltbundesamt ein von TÜV Süd erarbeitetes Verfahren vorgestellt. Das Problem: „Insbesondere die Verlustgrößen des Wärmeerzeugers vor Ort waren eine kaum realisierbare Messgröße“, berichtet Wöhler-Geschäftsführer Dr. Stephan Ester. Für die Anwendung in der Praxis fehlte schlichtweg ein Messgerät, mit dem geringste Drücke gemessen werden können. Dies war eine der größten Herausforderungen, um das Verfahren für den Heizungs-Check1) nutzbar zu machen.

Denn der VdZ-Heizungs-Check erfordert die Messung des Ventilationsverlusts 30 s nach Brennerschluss, wozu kleinste Strömungsgeschwindigkeiten in der Abgasleitung und damit minimale Drücke gemessen werden müssen. Wöhler hat dazu eine „S-Tube Messsonde“ entwickelt, die in Verbindung mit einem Handmessgerät Drücke mit einer einzigartigen Auflösung von 0,01 Pa messen kann. 0,01 Pa entsprechen einer Wassersäule von 0,001 mm. Die Lösung von Wöhler geht aber noch weiter: Eine im Messgerät hinterlegte Gleichung erspart die Berechnung der Verlustgröße und erlaubt die unmittelbare Übernahme des Ergebnisses in den Heizungs-Check. Um diesen insgesamt professionell durchzuführen, bietet Wöhler ein „Energieeffizienz-Set“ als Messkoffer an.

Besonders lohnend dürfte für am Heizungs-Check Interessierte ein Besuch von Wöhler auf der GET Nord (Hamburg, 19. bis 21. November), Halle A4, Stand 320, sein. Wie das Unternehmen durchblicken ließ, wolle man noch eine erweiterte Lösung vorstellen.

Abwasseranlagen auf Dichtheit prüfen

Über die Dichtheitsprüfung von häuslichen Abwasseranlagen (im Wesentlichen Grundleitungen) informierte Frank Lützenkirchen, Technischer Referent der Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK-Handwerke, St. Augustin. Die Pflicht leitet sich aus der EU-Wasserrahmen-Richtlinie ab, die einen umfassenden Schutz für alle Gewässer fordert und die Mitgliedstaaten verpflichtet, für alle Gewässer bis zum Jahr 2015 einen guten Zustand zu erreichen oder zu erhalten. Auszug: „Die Mitgliedstaaten führen […] die erforderlichen Maßnahmen durch, um die Einleitung von Schadstoffen in das Grundwasser zu verhindern oder zu begrenzen…“

Was dies für Betreiber bedeutet, hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland aufgezeigt. Ende 2007 wurden bislang wenig beachtete Forderungen aus der Landesbauordnung (BauO NRW §45 „Abwasseranlagen“) in das Landeswassergesetz (§61a „Private Abwasseranlagen“) überführt. Auszug: „[…] Abwasserleitungen müssen … dicht sein. […] Der Eigentümer eines Grundstücks hat im Erdreich oder unzugänglich verlegte Abwasserleitungen zum Sammeln oder Fortleiten von Schmutzwasser […] nach der Errichtung von Sachkundigen auf Dichtheit prüfen zu lassen. […] Über das Ergebnis der Dichtheitsprüfung ist eine Bescheinigung zu fertigen. […] Die Dichtheitsprüfung ist in Abständen von höchstens zwanzig Jahren zu wiederholen. Bei bestehenden Abwasserleitungen muss die erste Dichtheitsprüfung […] spätestens … bis zum 31. Dezember 2015 durchgeführt werden.“

Welche Brisanz und welcher Markt zumindest theoretisch dahinter stehen, verdeutlicht ein Zahlenspiel: Das Statistische Bundesamt weist für Nordrhein-Westfalen allein 3,58 Mio. Wohngebäude aus. Vom 1. Januar 2009 bis zum 31. Dezember 2015 gibt es in Nordrhein-Westfahlen noch 2120 Arbeitstage. Gleichmäßig verteilt wären also in den nächsten Jahren täglich die Grundleitungen von rund 1700 Ge­bäuden auf Dichtheit zu prüfen. Doch dies wäre noch der leichteste Teil: Nach Unter­suchungsergebnissen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) sind rund 40 % der insgesamt 900000 km privater Abwasserleitungen sanierungsbedürftig. Die Gründe sind vielfältig, die Klassiker: Schadhafte Anschlüsse, Risse, undichte Muffen, Wurzel­einwuchs, Lageabweichungen, Korrosion und Hindernisse.

Doch die müssen erst einmal lokalisiert werden. Dazu bietet Wöhler zwei Sets im Komplettkoffer an. Zum einen das Videoinspektionssystem VIS 330, dessen Miniatur-Kamera (ø 40 mm) mit dreh- und schwenkbarer Optik für Abwasserleitungen ab DN 70 und auch für 87°-Bögen geeignet ist. Das zweite Set, ebenfalls im Komplettkoffer, wurde für die normgerechte Durchführung einer Dichtheitsprüfung gemäß DIN EN 16102) entwickelt. Es enthält eine Haspel mit längenmarkierter flexibler GFK-Stange zum punktgenauen Setzen der Abdicht- und Prüfblasen (ø 65…100 mm und ø 75…150 mm), Ventilblock mit verwechslungsfreien Anschlüssen, Verbindungs- und Anschlussschläuche, Druckluftpumpe, Stahlseil zum Bergen der Blasen, ein Multifunktions-Messgerät mit Mess­programm gemäß DIN EN 1610 sowie einem Thermodrucker.

Wer sich die Sets vorführen lässt, wird schnell feststellen, dass bei der Entwicklung gründlich über die Erfordernisse nachgedacht und viel im Feld getestet worden ist. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gemeinden die Betreiber rechtzeitig und gegebenenfalls unterstützt von finanziellen Anreizen zur Durchführung der Dichtheitsprüfung anhalten. Sonst wird es wohl kurz vor dem Ablaufen der Frist ziemlich hektisch. Wer in das Geschäft einsteigen will, muss zuvor einige Zertifizierungen durchlaufen, und je nach Satzung auch noch andere bürokratische Hürden meistern. Gesucht werden auch Prüfbeauftragte, die wiederum die Fachbetriebe prüfen, zertifizieren und überwachen. Jochen Vorländer

https://www.woehler.de/

https://www.uewg-shk.de/

1) Heizungs-Check – Maßanzug statt Radikalkur, TGA 05-2008

2) DIN EN 1610 Verlegung und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen. Berlin: Beuth Verlag, Oktober 1997

3) DIN EN 15378 Heizungssysteme in Gebäuden – Inspektion von Kesseln und Heizungssystemen. Berlin: Beuth Verlag, Juli 2008

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ TGA+E-ePaper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus TGA: Sonderhefte (PDF)
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen