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Heizungswende

Heizenergiekosten: Wärme­pumpe ist günstiger als Gas-Heizung

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Verivox hat im Juni 2024 Mittelwerte für Erdgas und Wärme­pumpen­strom für Neukunden vorgelegt. Danach sind die Heiz­energie­kosten einer Wärmepumpe deutlich niedriger.

Vergleich man die aktuell bundesweit verfügbaren Tarife für Erdgas und Wärmepumpenstrom auf der Basis eines Nutzwärmebedarfs von 18 600 kWh/a ergibt im Juni 2024 sich ein deutlicher Vorteil bei den Heizenergiekosten für einer Wärmepumpe im Vergleich zu einer Gas-Heizung.

Basis für den nachstehenden Vergleich sind von Verivox veröffentlichte Arbeitspreise, die von der TGA+E-Redaktion auf Situationen angewendet wurden, die eine höhere Praxisrelevanz haben.

Angepasste JNG und JAZ

Verivox setzt für Gas-Heizungen einen unrealistisch hohen Jahresnutzungsgrad (JNG) von 1,0 bezogen auf den Brennwert (Hs) an. Realistisch sind für einen Gas-Brennwertheizkessel mit Qualitätssicherung (richtig eingestellte Heizkurve, Hydraulischer Abgleich, Einschaltverzögerung) ein Wert von 0,93 (Hs) und für einen Gas-Niedertemperaturheizkessel mit Qualitätssicherung ein Wert von 0,85 (Hs). Als Jahresarbeitszahl (JAZ) für die Wärmpumpe setzt Verivox 2,7 und 4,0 an. Hier wird die JAZ zwischen 2,7 und 3,6 variiert und zusätzlich die JAZ für gleiche Heizenergiekosten ermittelt.

Verivox nennt (Stand: 10. Juni 2024) für Erdgas als mittleren bundesweit gewichteten Neukundenpreis einen effektiven Arbeitspreis von 8,29 Ct/kWh für einen Gasbezug von 20 000 kWh/a. Das Vergleichsportal berücksichtigt für die Ermittlung der Durchschnittspreise ausschließlich Neukundentarife mit einer Preisgarantie von 12 Monaten inklusive Boni und den günstigsten Preises je Postleitzahl. Für die Übertragung auf Fall 2 wird angenommen, dass sich der Grundpreis und die Boni ausgleichen. Für den Wärmepumpenstrom ergeben sich ein effektiver Arbeitspreis von 20,84 Ct/kWh und ein Fixbetrag von − 8 Euro/a (Grundgebühr minus Boni).

Fall 1: Neue Gas-Heizung vs. Wärmepumpe

Für eine neue Gas-Heizung ergeben sich mit dem zugehörigen JNG und dem vorgegebenen Nutzwärmebedarf ein Gasbezug von 20 000 kWh/a und Heizenergiekosten von 1658 Euro/a. Beide Werte sind identisch mit dem von Verivox veröffentlichten Vergleich. Für die Wärmepumpe ergibt sich

● bei einer JAZ von 2,7 ein Kostenvorteil von 222 Euro/a (13,3 %)
● bei einer JAZ von 3,0 ein Kostenvorteil von 366 Euro/a (22,0 %)
● bei einer JAZ von 3,3 ein Kostenvorteil von 483 Euro/a (29,1 %)
● bei einer JAZ von 3,6 ein Kostenvorteil von 581 Euro/a (35,0 %)
● bei einer JAZ von 2,34 ergeben sich identische Kosten

Würde man zusätzlich die Privilegierung von Wärmepumpenstrom nach § 22 EnFG (es fehlt noch die beihilferechtliche Freigabe der EU) berücksichtigen, ergibt sich für die Wärmepumpe

● bei einer JAZ von 2,7 ein Kostenvorteil von 298 Euro/a (18,0 %)
● bei einer JAZ von 3,0 ein Kostenvorteil von 435 Euro/a (26,2 %)
● bei einer JAZ von 3,3 ein Kostenvorteil von 545 Euro/a (32,9 %)
● bei einer JAZ von 3,6 ein Kostenvorteil von 638 Euro/a (38,5 %)

Fall 2: Alte Gas-Heizung vs. Wärmepumpe

Für eine alte Gas-Heizung ergeben sich mit dem zugehörigen JNG und dem vorgegebenen Nutzwärmebedarf ein Gasbezug von 21 880 kWh/a und Heizenergiekosten von 1814 Euro/a. Dieser Wert steht für ältere Gas-Heizungen. Für den Austausch gegen eine Wärmepumpe ergibt beim Einkauf der Energieträger

● bei einer JAZ von 2,7 ein Kostenvorteil von 378 Euro/a (20,9 %)
● bei einer JAZ von 3,0 ein Kostenvorteil von 522 Euro/a (28,8 %)
● bei einer JAZ von 3,3 ein Kostenvorteil von 639 Euro/a (35,5 %)
● bei einer JAZ von 3,6 ein Kostenvorteil von 737 Euro/a (40,7 %)
● bei einer JAZ von 2,14 ergeben sich identische Kosten

Würde man zusätzlich die Privilegierung von Wärmepumpenstrom nach § 22 EnFG (es fehlt zur Anwendung noch die beihilferechtliche Freigabe der EU) berücksichtigen, ergibt sich für die Wärmepumpe

● bei einer JAZ von 2,7 ein Kostenvorteil von 454 Euro/a (25,1 %)
● bei einer JAZ von 3,0 ein Kostenvorteil von 591 Euro/a (32,6 %)
● bei einer JAZ von 3,3 ein Kostenvorteil von 701 Euro/a (38,7 %)
● bei einer JAZ von 3,6 ein Kostenvorteil von 794 Euro/a (43,8 %)

Wichtig: Die Heizenergiekosten berücksichtigen nur einen Ausschnitt der Gesamtkosten und nicht die Investitions-, Finanzierungs- und Wartungskosten und keine Förderzuschüsse der bundesweiten Heizungsförderung (nur für Wärmepumpen). Zur Orientierung: Mit einer jährlichen Rate von 100 Euro und einem effektiven Zinssatz von 5,0 %/a kann bei einer Laufzeit von 15 Jahren eine Investition von gut 1000 Euro finanziert werden.

Kaum Spielraum für deutlich sinkende Gaspreise

Die Gaspreise für Neukunden sind seit dem Frühling um knapp 2 Ct/kWh gestiegen. Ein wesentlicher Kostentreiber war eine vorherige Verzerrung, die durch die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 % korrigiert wurde. Aber auch höhere Großhandelspreise und der Anstieg der Gasspeicherumlage ab Juli 2024 wirken sich zurzeit auf die angebotenen Gastarife aus.

Eine von der TGA+E-Redaktion veröffentlichte Analyse Kann Erdgas zum Heizen wieder dauerhaft „günstig“ werden? kommt zu dem Schluss, dass der Erdgaspreis bei einer Gasabnahme von 20 000 kWh/a im Bundesmittel nicht dauerhaft unter 7,31 Ct/kWh sinken kann, mit Blick in die Zukunft jedoch eher ein minimales unteres Preisniveau zwischen 8,5 und 10,0 Ct/kWh zu erwarten ist. Das tatsächliche Preisniveau kann auch deutlich darüber liegen. ■
Quelle: Verivox, eigene Berechnungen / jv

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