2020 sollen Neubauten gesetzlich vorgeschrieben über ein Jahr bilanziert keine Primärenergie mehr verbrauchen dürfen. Mit welcher Technik dann der unvermeidbare Energiebedarf kompensiert und mit welchen Berechnungsmethoden der Ausgleich nachgewiesen wird, steht noch in den Sternen. Aber schon heute steht fest, dass ein 2020 errichtetes Gebäude einen minimalen Heizenergiebedarf aufweisen muss, um das Ziel mit möglichst geringen Investitionskosten zu erreichen.
Nur ein politisches Ziel, dass vorher von Lobbyisten noch aufgeweicht wird? Vielleicht. Doch was passiert, wenn sich Energie weiterhin schneller verteuert, als Löhne und Gehälter steigen? 2009 errichtete Gebäude werden ab 2020 nach üblichem Modernisierungszyklus noch 30 Jahre ohne Grundsanierung genutzt. Es stellt sich also die Frage, welchen Standard man heute umsetzen muss, um für diesen langen Zeitraum zukunftsfähig zu bauen.
„Jeder Bauherr, ob bei einem Neubau oder bei einer Grundmodernisierung, sollte von seinen Beratern schon heute entsprechend informiert werden, damit nach dem gesetzlichen EnEV-Mindeststandard errichtete Gebäude nicht schon in ein paar Jahren aufgrund hoher Energiekosten zum Sanierungsfall werden“, fordert Matthias von Oesen, Geschäftsführer des enercity-Fonds proKlima1). Der Klimaschutzfonds veranstaltet zusammen mit dem energie+umwelt zentrum am Deister e.u.[z.] am 14. und 15. November 2008 die EffizienzTagung Bauen +Modernisieren im Hannover Congress Centrum (HCC). Die begleitende Fachmesse EnergieSparTage vom 14. bis 16. November richtet sich an Fachbesucher und Endkunden.
Kernthemen im Tagungsprogramm sind die aktuellen Entwicklungen zur Energieeinsparverordnung EnEV 2009 und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). „Nur wer hier auf dem neuesten Stand ist, kann den steigenden Beratungsbedarf abdecken und vom erwarteten Wachstum profitieren“, prognostiziert von Oesen. „EnEV und EEWärmeG sind allerdings nur zu beachtende Mindestvorgaben keinesfalls aber ein Leitfaden zum wirtschaftlichen Bauen. Die ökonomisch sinnvolle Benchmark liegt höher. Im Neubau ist sie der Passivhausstandard, im Bestand die Modernisierung mit Passivhauskomponenten.“
„Mit der Tagung werden wir in genau diesem Spannungsfeld den erforderlichen Überblick zu Techniken, Anwendungen sowie rechtlichen Anforderungen geben. Zu den Referenten gehören bundesweit bekannte Fachleute wie Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Passivhaus Institut Darmstadt oder der Architekt Dr. Burkhard Schulze Darup“, erläutert Bernd Rosenthal, Geschäftsführer des e.u.[z.]. Plenarvorträge an den Vormittagen und vertiefende Workshops an den Nachmittagen informieren über Bauphysik, Energieberatung, Energieeffizienz für Nichtwohngebäude, Stromsparen und Entwicklungen im Heizungsmarkt.
Trotz überwiegend regional tätiger Veranstalter reicht die Bedeutung der Fachtagungsthemen weit über Norddeutschland hinaus. Schon in den Vorjahren haben die Aktivitäten in Hannover rund um das energiesparende Bauen und Modernisieren immer wieder Impulse für ganz Deutschland gesetzt. Beispielsweise sind viele der bundesweiten KfW-Programme im CO2-Gebäudesanierungsprogramm stark an zuvor in Hannover von proKlima angebotene Förderprogramme angelehnt. Das neueste proKlima-Förderprojekt Energielotse könnte wieder so ein Vorbild werden. Tobias Timm von proKlima: „Der Energielotse begleitet Hausbesitzer oder Bauherren durchgängig beim Planungs- und Umsetzungsprozess. Er ist Energieberatungs-Profi, hilft durch den Förderdschungel und verfügt über einschlägige Sachkenntnisse im Bauablauf. ProKlima fördert die Leistungen des Energielotsen im Altbau mit bis zu 2500 Euro und im Neubau mit bis zu 500 Euro je Gebäude.“
„Mit der Unterstützung der Energielotsen, die in der Konsequenz unserer Förderprogramme auch Spezialisten für Passivhäuser sein müssen, kurbeln wir den Markt auf der Nachfrage- und Angebotsseite an“, beschreibt von Oesen. „Wir sind davon überzeugt, dass entsprechend kompetenten Beratern die Zukunft gehört. Man darf aber auch beim Passivhaus nicht vergessen, dass der Standard zwar seit Jahren erprobt und etabliert ist, Bautechnik und Detaillösungen aber weiterhin einem Entwicklungs- und Innovationsprozess unterliegen. Das macht kontinuierliche Fortbildung erforderlich. Unsere Tagung ist darum zugleich zur Fortbildung und zur Neupositionierung von Markakteuren konzipiert.“
Minimaler Energieverbrauch – keine Anlagentechnik mehr? TGA-Planer, die diesem Vorurteil nachhängen, belehrt ein Blick in das Tagungsprogramm eines Besseren. Rosenthal: „Anlagentechnische Stichworte aus unseren Workshops sind zum Beispiel Potenziale und Grenzen von Wärmepumpen und Wärmepumpen-Kompaktgeräten, Hydraulischer Abgleich, optimale Einbindung von BHKWs, Zukunftsszenarien im Heizungsmarkt, energieeffiziente IT-Infrastruktur, Haustechnikplanung im Passivhaus, die Grenzen der Pumpenwarmwasserheizung und die Komfortwohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung.“ Jeweils drei Workshops finden parallel statt. „Welche Haustechnik für welchen Standard?“ und „Mehr Energieeffizienz durch Energieberatung“ stehen an beiden Tagen, aber mit unterschiedlichen Inhalten im Programm. Auf den Workshop „Bauphysik-Details nach neuer EnEV und besser“ folgt am zweiten Tag „Energieeffizienz für Nichtwohngebäude“. Teilnehmer können also den Blick über den Tellerrand ebenso wie die Kenntnisse im eigenen Fachgebiet erweitern.
Besuchen sollten die Tagung Architekten, TGA-Planer, Energieberater und beratungsorientierte Bauhandwerker, die heute schon die Baustandards anbieten wollen, die auch 2050 noch Bestand haben. Die Tagungsgebühr für die EffizienzTagung Bauen+Modernisieren beträgt 199 Euro (zzgl. MwSt.), bis zum 30. September 2008 gilt ein Frühbuchertarif von 149 Euro (zzgl. MwSt.). JV
https://www.effizienztagung.de/
1) „proKlima – Der enercity-Fonds“ wird von den Städten Hannover, Hemmingen. Laatzen, Langenhagen, Ronnenberg und Seelze (proKlima-Fördergebiet) sowie der Stadtwerke Hannover AG (enercity) finanziert. Mit Initiativen und Förderprogrammen unterstützt proKlima schwerpunktmäßig die Heizenergie-Einsparung in Alt- und Neubauten, das Errichten von Solarwärmeanlagen und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. Den Großteil der Fördermittel (1998 bis 2007: 40 Mio. Euro, 2008 rund 5 Mio. Euro) zahlen die Stadtwerke Hannover in den Fonds.