Man darf die Premiere der GET Nord, die eine Verschmelzung der bisherigen shk Hamburg und der Nord Elektro ist, durchaus als Erfolg bezeichnen. Aber mit Ausbaupotenzial. Denn gemessen an der letzten shk-Hamburg, die im November 2005 knapp 38000 Fachbesucher (damals noch an vier Messetagen) anlockte, ist das Ergebnis von 44000 Fachbesuchern eher unter Plan, denn zur letzten Nord Elektro kamen 2006 ebenfalls über 10000 Fachbesucher. Dabei ist die Stimmung in der Branche keineswegs schlecht. Sehr gute Geschäfte der Branche in diesem Jahr und volle Auftragsbücher für die nächsten Monate konnte man den Fachbesuchern regelrecht ansehen. Viele sind aber gleichzeitig doch verunsichert, weil schlechte Prognosen für das 2. Halbjahr 2009 die Runde machen und die Verbände anfangen, Forderungen in Berlin zu stellen. Ob sich die Konjunktur in den SHK-Betrieben wirklich abschwächt, ist aus heutiger Sicht aber noch gar nicht entschieden.
Mit der gewerkeübergreifenden Klammer haben die Messeveranstalter einen wichtigen Trend aufgenommen, wenngleich die tatsächliche Durchmischung in den Hallen eher dürftig war. Das lag aber auch an den Wünschen vieler Aussteller, die sich lieber in „der Nähe ihrer gewohnten Zielgruppe“ positionieren wollten. Dass in Hamburg die Kombination der Gewerke SHK und Elektro mit den involvierten Partnern so gut funktioniert hat, geschah jedoch nicht nur aus weiser Voraussicht, sondern hatte auch das drohende Aus einer oder sogar beider Messen als Hintergrund. Denn viele Aussteller wären froh, wenn sie die eine oder andere Messe nicht in ihrem Etat vorsehen müssten.
Das Potenzial der GET Nord für die nächste(n) Veranstaltung(en) ist noch groß. In ihrem Einzugsgebiet sind Themen wie Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen, Biomasseheizung im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands noch unterrepräsentiert. Und mit der neuen Gesetzgebung wird der Informationsbedarf deutlich steigen. Daneben werden in den nächsten Jahren verstärkt Themen in die Gebäudetechnik Einzug halten, die mit heute angewendeten Schablonen gar nicht mehr dem einen oder dem anderen Gewerk scharf zuzuordnen sind: Hausautomation, vorausschauende Regelungen, Multienergiesysteme und Mikro-KWK sowie Entwicklungen, die auf die Funktionen intelligenter Strom- und Gaszähler aufsetzen.
Die Veranstalter der GET Nord haben in ihrem Abschlussbericht zwar Energieeffizienz als das „beherrschende Thema“ ausgewiesen, in der Relation zu anderen Branchenmessen war es aber noch deutlich ausbaufähig. Eigentlich hätte man Energieeffizienz gleich in den Messenamen integrieren können – auch um der anvisierten Zielgruppe Architekten und Bauplaner einen Haltepunkt zu geben. Angekündigt wurde vom Veranstalter zwar, dass aktuelle Konzept zu optimieren, konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht angedeutet. Geht es nach vielen Ausstellern, dürfte die Öffnung am Messedonnerstag bis 20.00 Uhr keine zweite Chance bekommen.
Die Besucherbefragung der Hamburg Messe und Congress GmbH ergab übrigens, dass jeder zweite Fachbesucher (52 %) direkten Einfluss auf Beschaffungsentscheidungen hat. Für 82 % aller Fachbesucher ist die GET Nord äußerst wichtig, um sich über den neuesten Stand der Technik und deren Anwendungsmöglichkeiten zu informieren. Das belegt, dass regionale Nähe besonders wichtig ist, wenn man das Fachpublikum erreichen will. 88 % nahmen einen einhellig positiven Gesamteindruck von der GET Nord 2008 mit nach Hause.
Die nächste GET Nord steht vom 17. bis 19. November 2010 im Kalender der Hamburg Messe. Jochen Vorländer