TGA: Herr Gaffal, turbulente Monate liegen hinter Ihnen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Gaffal: Ich fühle mich wie ein Marathonläufer, der den Wettstreit gewonnen hat. Trotz der rund zehn Monate dauernden Übernahmeschlacht war das Jahr 2006 das beste Jahr in der Geschichte von Wolf. Bestes Jahr bezogen auf die unternehmerische Weichenstellung und bestes Jahr in wirtschaftlicher Hinsicht.
TGA: Die Branche wundert sich, dass Wolf als europaweit bekannter Hersteller von Heiz- und Klimageräten von der relativ unbekannten Centrotec-Gruppe übernommen wurde. War das wirklich Ihr Wunschpartner?
Gaffal: Ja, er ist es. Es ist richtig, dass der Name Centrotec bisher in unserer Branche nicht groß in Erscheinung getreten ist. Aber hinter der Holding stehen wiederum recht bekannte und wirtschaftlich starke Unternehmen, denken Sie an Brink, Nedair, Ubbink, Centrotherm, Centrosolar und noch einige mehr. Unsere Unternehmen ergänzen sich – gerade mit Blick auf die Zukunft – in idealer Weise.
TGA: Das heißt dann wohl auch, dass die Marke Wolf erhalten bleibt?
Gaffal: Nicht nur die Marke Wolf bleibt erhalten, Wolf wird künftig auch operativ separat geführt. Wir nutzen die Synergien innerhalb der Centrotec-Gruppe. Durch diesen Zusammenschluss entsteht ein europäischer Konzern für Energiesparsysteme, der sämtliche Energiesparlösungen im Bereich der Gebäudetechnik anbietet. Wolf fügt sich bestens in das Portfolio der Centrotec ein und hat sich als einer der führenden Systemanbieter von Heiz-, Klima-, Lüftungs- und Solartechnik etabliert. Wir haben auch im Jahr 2006 deutlich schwarze Zahlen geschrieben und sind wirtschaftlich sehr erfolgreich. Auf dem Klimatisierungs-Sektor ist Wolf Marktführer mit Schwerpunkt für Industrie- und Gewerbebauten. Centrotec ist ihrerseits Marktführer bei Energiespar-Klimatisierungen für Privathäuser sowie bei Abgassystemen für Brennwertheizungen.
TGA: Der Standort Mainburg wird also gestärkt?
Gaffal: Der Standort Mainburg stand nie in Frage. Unabhängig von der Centrotec-Übernahme haben wir die Produktion in Mainburg in den letzten fünf Jahren für die Zukunft ausgebaut. Das gilt für die neue Solarfertigung, die moderne Gas- und Öl-Brennwertheizkessel-Produktion genau so wie für die neue Klimageräteserie KG-Top. Und wir werden auch weiterhin in den Standort Mainburg investieren. 2006 waren es 6,1 Mio. Euro, bis 2010 werden wir weitere 20 Mio. Euro investieren, um den Standort und die Arbeitsplätze zu sichern. Wir glauben an das Qualitätssiegel „Made in Germany“.
TGA: Welche Vorteile haben Wolf-Kunden von der Übernahme?
Gaffal: Das ohnehin schon umfassende Systemangebot von Wolf wird durch die Unternehmen der Centrotec AG nochmals erweitert. Ganz aktuell handelt es sich um das von Brink für Wolf gefertigte Wohnungslüftungssystem und das Photovoltaik-System von Centrosolar. Der Planer und Fachhandwerker hat also künftig nur noch einen Ansprechpartner, wenn es um Lösungen für Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Solartechnik geht. Das Systemangebot wird größer, aber die Ansprechpartner bleiben die gleichen. Das schafft mehr Effizienz auf beiden Seiten.
TGA: Das neue PV-Paket steht also künftig allen Wolf-Kunden zur Verfügung?
Gaffal: Richtig, und wir gehen auch hier den bewährten Weg über den Großhandel.
TGA: Ist der dreistufige Weg bei PV-Systemen sinnvoll? Ist Wolf damit wettbewerbsfähig?
Gaffal: Hier muss langfristig gedacht werden. In der Photovoltaik vollziehen sich rasante technologische Veränderungen. Hier sind wir mit dabei und werden weiterhin wettbewerbsfähig sein.
TGA: Bleiben wir beim dreistufigen Vertrieb. Hat sich der Vertrieb über den Großhandel bewährt? Wie hoch ist Ihr Umsatzanteil, der über den Großhandel geht?
Gaffal: Die Zusammenarbeit mit dem Großhandel sehe ich für uns als Erfolgsstory und als sehr langfristig angelegte Strategie. Inzwischen sind wir dort sehr gut positioniert. Seit dem Jahr 2002 konnten wir im Heizungsbereich unseren Großhandelsumsatz von rund 37 auf aktuell 70 % erhöhen. Wir sind heute ein starker Großhandelspartner mit dem komplettesten Programm an Energiesparsystemen für Heizung, Klima, Lüftung, Solar und Erneuerbare Energien. Wer kann das in diesem Umfang schon bieten?
TGA: Wolf ist im Jahr 2004 mit Richter+Frenzel eine strategische Partnerschaft eingegangen. Hat sich diese Partnerschaft bewährt?
Gaffal: Die Zusammenarbeit mit R+F entwickelt sich bestens. Genauso wie die Partnerschaft zu allen unseren Großhandelspartnern. Wir haben uns dem dreistufigen Vertriebsweg verschrieben. Das wird auch durch unsere Mitgliedschaft bei der ZVSHK-Handwerkermarke unterstrichen.
TGA: R+F hat Anfang des Jahres einen Großteil der Vertriebs- und Logistikaktivitäten der Essener Schulte-Gruppe übernommen. Dazu zählen auch 80 Schulte-Standorte in Deutschland. Was erwarten Sie von dem nun größeren R+F-Großhandelsnetz?
Gaffal: Durch diese Übernahme ergibt sich für uns sicher weiteres Wachstumspotenzial, das wir mit Freude nutzen wollen.
TGA: Wolf war eine zeitlang in der Schweiz sehr aktiv. Wie schätzen Sie den schweizerischen Markt für Wolf-Produkte ein? Wo liegen dort Ihre künftigen Schwerpunkte?
Gaffal: Der schweizerische Markt ist für uns derzeit schwierig. Wir waren hier bis vor eineinhalb Jahren mit unserer Heiztechnik selbst nicht tätig. Unsere Produkte wurden durch uns als Zulieferer über ELCO in Zürich vertrieben. Wir sind aber in der Schweiz schon lange stark mit unserer Klimatechnik vertreten und haben einen guten Namen. Das kommt uns heute zu Gute. Durch unsere – auch für den schweizerischen Markt – sehr interessante Heiztechnik-Produktpalette sind wir gut gerüstet und können dem Fachhandwerk und dem Großhandel auch hier Erfolg versprechende Gesamtsysteme anbieten.
TGA: Nach Aussage des BDH ist deutsche Energiespartechnik im Ausland gefragt wie nie zuvor. Welchen Teil des Kuchens will sich Wolf davon abschneiden?
Gaffal: Wir haben in der Klimatechnik traditionell einen sehr starken Export. Das können wir jetzt für unsere Heiztechnik gut nutzen. Derzeit liegt unser Exportanteil bei rund 30 %. Unser Ziel bis zum Jahr 2010 ist ein Exportanteil von 50 %. Wolf ist für den Export denkbar gut aufgestellt. Insgesamt arbeiten in den fünf Tochtergesellschaften und 60 Vertretungen in 46 Ländern rund 350 Menschen für Wolf.
TGA: Welche Ihrer Produkte bzw. Systeme eignen sich besonders für die Exportmärkte?
Gaffal: Eigentlich alle unsere Produkte. Hohe Energiepreise fördern weltweit den Trend hin zu Energiesparsystemen. Auch in der EU und in den USA wird das Thema Energiesparen immer wichtiger. So wurde jetzt durch eine EU-Kommission beschlossen, den Energieverbrauch in Europa bis 2020 um 20 % zu senken und der Gebäude-Energieausweis auf europäischer Ebene wird auch kommen. Damit eröffnen sich für uns mit unserer innovativen Produktpalette sowohl im In- wie auch im Ausland neue Geschäftsfelder. Das zeigt uns, dass wir mit unserer Strategie für Energiesparsysteme absolut richtig liegen.
TGA: In welchen Ländern macht sich das schon besonders bemerkbar?
Gaffal: Dies gilt insbesondere für Italien, Frankreich und Spanien, wo wir mit unserem Heizungsgeschäft sehr gute Erfolge erzielt haben. Auch das Geschäft mit Russland und den GUS-Staaten hat sich sehr positiv entwickelt.
TGA: Auslandsmärkte verlangen häufig nach speziellen Produkten. Kann Wolf diese Märkte bedienen?
Gaffal: Ja, selbstverständlich. In erster Linie kann ich hier unsere neue Gasthermenfamilie CGG für den Export nennen. Sie ist für die Auslandsmärkte aufgrund des günstigen Preis-Leistungsverhältnisses interessant. Durch die Übernahme der Großkesselaktivitäten von Fröling sind wir jetzt auch Exporteur von Heizkesseln bis 5 MW. Da wir das neue KG Top-Klimagerät aufgrund der steckbaren Rahmenkonstruktion auch zerlegt anbieten können, hat sich auch unser Aktionsradius für Klimalösungen wesentlich erweitert.
TGA: Wie ist das zu verstehen?
Gaffal: Durch die zerlegte Anlieferung vermindern sich die Frachtkosten um 10 bis 20 %. Das eröffnet natürlich Spielraum für weitere Auslandsmärkte in Europa wie auch in Asien. Die Türkei ist mittlerweile für uns ein wichtiger Standort für die Endmontage von KG Top-Klimageräten. Um es auf den Punkt zu bringen: Der Export wird für Wolf immer wichtiger und von großer strategischer Bedeutung.
TGA: Stellt sich mit Ihrem hohen Exportziel die Frage nach der Auslagerung von Teilen der Produktion in die boomenden Märkte nochmals neu?
Gaffal: Wie schon gesagt, wir setzen speziell bei der Energiespartechnik auf das Premiumzeichen „Made in Germany“. Unsere wenig gute Erfahrung mit einer Kollektorfertigung im Ausland hat uns darin bestärkt, in Deutschland zu fertigen. Daran möchte ich so schnell nichts ändern.
TGA: Das zurückliegende Geschäftsjahr haben Sie als das beste in der WolfGeschichte bezeichnet. Wie sind Ihre Perspektiven für die Zukunft?
Gaffal: Alle Zeichen deuten auf Aufschwung, wenn auch die offiziellen Zahlen der Wirtschaftsweisen gegenüber dem Vorjahr etwas nach unten korrigiert wurden. Ich denke, wir haben günstige politische Rahmenbedingungen, die für eine Ausweitung und Aufwertung unseres Geschäftes sprechen. Da ist der Gebäudeenergieausweis, der zwar verspätet kommt, aber er kommt. Er wird wichtige konjunkturelle Impulse auslösen. Hinzu kommt der Beschluss der EU-Kommission, den Energieverbrauch bis 2020 um 20 % zu senken. Die hohen Energiepreise und die zumindest zeitweisen Unsicherheiten bei der Öl- und Gasversorgung beflügeln die regenerativen Heiztechnologien wie Biomasse, Wärmepumpe und Solarthermie.
TGA: Welches Energieeinsparpotenzial sehen Sie denn in Deutschland?
Gaffal: Noch immer gibt es in Deutschland rund 2,5 Mio. Wärmeerzeuger, die älter sind als 24 Jahre und somit ausgetauscht werden müssten. Leider sind sich die Eigentümer nicht bewusst, dass sie damit bis zu 40 % Energie einsparen könnten. Das gilt übrigens auch für bereits neuere Heizungsanlagen im Bestand, die jetzt durch die Nachrüstung von solarer Heizungsunterstützung ebenfalls noch enormes Energieeinsparpotenzial haben.
TGA: Ist das Thema Energiesparen auch in der Klimatechnik von Bedeutung?
Gaffal: Ja, auch in der Klimatechnik gibt es noch ein weites Feld für Energieeinsparungen, nehmen Sie nur den hohen Bestand an Klimageräten ohne Wärmerückgewinnung. Ich schätze, dass wir durch moderne Klimageräte mit Hocheffizienz-Wärmerückgewinnern bis zu 90 % der Abwärme aus der Fortluft zurückgewinnen können. Zusammen mit dem Fachinstitut Gebäude-Klima arbeiten wir daran, dass die Wärmerückgewinnung aus verbrauchter Abluft als erneuerbare Energie anerkannt und damit förderfähig wird.
TGA: Herr Gaffal, vielen Dank für das Gespräch.