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Laser-Distanzmessgeräte

Digitale Messdiener

„Wer misst, misst Mist.“ An dieser etwas deftigen Redensart ist viel Wahres dran, denn es ist grundsätzlich unmöglich, absolut fehlerfrei zu messen: So genannte Parallaxenfehler, d.h. durch den Abstand zwischen Mess-Skala und Objekt sowie einen flachen Sehwinkel bedingte Ablesefehler, temperatur- oder spannungsbedingte Längenausdehnungen des Trägermaterials, auf dem die Messskala aufgebracht ist, oder andere Faktoren bedingen kleinere oder größere Messfehler. Auch die Entfernungsmessung per Laserstrahl kann sie nicht völlig ausschließen.

Einige, von konventionellen Messprinzipien herrührende Probleme, wie etwa die oben genannten, spielen bei diesem modernen Messverfahren aber keine Rolle. Hinzu kommen weitere Vorteile: Eine zweite Person, wie etwa beim Messen mit Bandmaß, ist in der Regel nicht erforderlich. Laser-Messgerät am Ausgangspunkt korrekt ausrichten (Standard: Gerätehinterkante, optional: Vorderkante oder Stativschraube, sofern vorhanden), Zielpunkt mit dem Laserstrahl anvisieren, Knopf drücken – fertig. Der Messwert wird bis auf Zehntelmillimeter genau auf dem LC-Display angezeigt und kann bei Modellen mit einer Bluetooth-Schnittstelle kabellos an einen mobilen PC übertragen werden.

Die Zielfläche muss nicht zuvor mit speziellen Reflektoren versehen werden, reflektiert wird der Laserstrahl praktisch an jedem Material, außer auf Glas, Flüssigkeiten oder stark porösen Oberflächen. Entfernungen bis zu 50 m lassen sich zuverlässig „aus der Hand“ messen, für größere Distanzen ist ein Stativ (ca. 100 Euro), bei extrem kleinen Messzielen zusätzlich eine ansteckbare Zieloptik (ca. 150 Euro, bei manchen Gräten bereits integriert) empfehlenswert. Mit dieser optionalen Zusatzausstattung sowie einer in der Regel mitgelieferten Zieltafel für eine bessere Reflexion des Laserstrahls können Entfernungen bis maximal 200 m präzise gemessen werden.

Neben Längen lassen sich per Rechenfunktion auch Flächen und Volumina erfassen. Eine Speicherfunktion ermöglicht eine automatische Addition oder Subtraktion des gemessenen Wertes zum/vom aktuellen Speicherinhalt. Auch Raumdiagonalen lassen sich erstaunlich exakt bestimmen: dazu wird einfach die Minimum/Maximum-Funktion aktiviert und der Laserpunkt von links nach rechts oder umgekehrt über eine Innen- oder Außenecke geführt. Das Gerät bestimmt automatisch den minimalen/maximalen Messwert – und damit das korrekte Diagonalmaß.

Unschlagbar sind Laser-Distanzmesser bei der Ermittlung von Höhen: Gerät auf den Boden stellen, Zielfläche anvisieren und Messung per Knopfdruck auslösen – einfacher geht es nicht. Leitern oder Gerüste werden auch dann nicht benötigt, wenn von unten keine Zielfläche anvisierbar ist, etwa bei einem Gebäudefirst für die Ermittlung der korrekten Schornsteinhöhe. Man stellt sich einfach an eine beliebige Stelle, misst im indirekten Messmodus die waagerechte Entfernung zum Haus, anschließend peilt man den Dachfirst an. Das Messgerät berechnet nach dem Satz des Pythagoras selbstständig und relativ präzise die Haushöhe. Typische Zielgruppen sind vor allem Fachingenieure, Innenarchitekten, Raumausstatter, Maler, Schreiner, Estrich-, Parkett-, Teppich- oder Fliesenleger, Haustechniker, Gutachter, Haus- und Wohnungsverwalter, Gebäudemanager oder Immobilienmakler.

So funktioniert es

Zwei Verfahren kommen bei der digitalen Längenmessung im ­Baubereich zum Einsatz: die Ultraschall- und die Lasertechnik. Beide Verfahren unterscheiden sich erheblich in der Genauigkeit und Zuverlässigkeit sowie im Preis. Beim Ultraschallverfahren wird das Ultraschallsignal kegelförmig ausgesandt und vom Zielobjekt mehr oder weniger gut reflektiert. Aus der Zeitdifferenz zwischen dem Senden und dem Empfangen des reflektierten Signals errechnet das Messgerät die Entfernung. Nachteil: die anvisierte Messfläche ist nicht unmittelbar erkennbar, zudem wird sie mit zunehmender Entfernung größer. Steht im Messkegel ein kleiner Gegenstand auch nur teilweise im Weg, wird die Messung ungenau oder gar unbrauchbar. Deshalb lassen sich mit dem Ultraschallverfahren nur in leeren Räumen gute Ergebnisse (Genauigkeit: ±2 cm) erzielen.

Deutlich präziser – auch auf größere Entfernungen – sind Geräte mit Lasertechnik: Ein Laserstrahl sendet dabei einen roten Messpunkt auf das Zielobjekt. Im Empfänger wird das reflektierte Lichtsignal ausgewertet und aus der laufzeitbedingten Phasenverschiebung des Laserstrahls die Entfernung ermittelt. Die erzielbaren Genauigkeiten liegen bei diesem Verfahren auch bei größeren Entfernungen im Millimeterbereich. Nach dem Ultraschall-Prinzip arbeitende Messgeräte werden teilweise mit einem Laserpointer als Zielhilfe ausgestattet. Dadurch werden sie häufig mit Laser-Entfernungsmessern verwechselt. Ein vermeintlicher Schnäppchenkauf erweist sich dann schnell als Fehlinvestition…

Ein relativ zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal ist der Preis: Während Ultraschallgeräte zwischen 30 und 100 Euro kosten, liegt der Preisbereich von Laser-Entfernungsmessern zwischen 150 und 500 Euro. Übrigens: Laser-Entfernungsmessgeräte arbeiten mit Lasern der Klasse 2 (sichtbarer Spektralbereich zwischen 400 und 700 nm), so dass davon keine Gefahr für das Auge ausgeht, wenn es kurzzeitig versehentlich vom Laserstrahl getroffen wird. Allerdings sollte man es trotzdem vermeiden werden, damit auf die Augen anderer Personen zu zielen.

Messdiener sucht PC-Anschluss

Da mit dem Druck auf die Messtaste der Messwert in digitaler Form kurzfristig im flüchtigen Speicher des Gerätes abgelegt wird, war es nahe liegend, diesen über eine Schnittstelle an einen PC – genauer an ein Programm – zu übertragen. Eine Bluetooth-Schnittstelle für die drahtlose Vernetzung von (mobilen) PCs und Periepheriegeräten sorgt bei drei Geräten der Marktübersicht dafür, dass die Messwerte über eine Distanz von bis zu 10 m an Notebooks oder Handheld-PCs (PDA) übertragen werden können. Damit entfällt die fehlerträchtige manuelle Messwert-Eingabe in das verarbeitende Programm. Ohne komplizierte Installationsvorgänge lässt sich so ein komfortables und individuelles Aufmaß- und Verarbeitungssystem zusammenstellen.

Gab es bis vor einiger Zeit nur von Bosch ein Laser-Messgerät mit Bluetooth-Schnittstelle, so bieten mittlerweile auch Hilti und Leica ein Gerät mit dieser Funktion an. Die im Lieferumfang enthaltene Datenübertragungs-Software bereitet die Messwerte so auf, dass sie direkt in Formulare beliebiger Standardprogramme, z.B. Excel-Tabellen, eingetragen werden. Noch zeitsparender und effizienter ist die direkte Verarbeitung der Daten durch eine branchenspezifische Software, beispielsweise für das Grundrissaufmaß, zur Angebotserstellung, Abrechnung etc. Eingabemasken und Abfrageroutinen innerhalb dieser Programme geben die nötige Sicherheit, dass kein Wert vergessen wird. Plausibilitätskontrollen prüfen, ob alle Messwerte vorhanden sind und in den Kontext passen. Wenn nicht, macht das Programm darauf aufmerksam und der fehlende oder falsche Wert kann noch vor Ort (erneut) gemessen werden.

Verfügt übrigens der Rechner nicht serienmäßig über Bluetooth, lässt sich per USB- oder PCMCIA-Schnittstelle ein entsprechendes externes Modul auch nachträglich installieren. Vor dem Kauf sollte man jedoch im Handbuch oder Internet nachsehen, welche konkreten Produkte bzw. welche Version vom Laser-Entfernungsmesser unterstützt wird.

Checkliste Laser-Entfernungsmesser

Wichtige Auswahlkriterien für ein Laser-Messgerät sind eine Reihe von Merkmalen, die im tabellarischen Produktvergleich berücksichtigt wurden (kursiv). Da man mit dem Anbieter eine längerfristige Bindung eingeht (Stichworte: Garantieleistungen, Zubehör, Ersatzteile, Software-/Firmware-Updates etc.), sollte man sich auch ihn genauer anschauen: Seit wann ist er auf dem Markt? Vertreibt er „nur“ die Laser-Messgeräte oder ist er gleichzeitig auch Hersteller? Zu den wichtigsten Parametern eines Laser-Entfernungsmessers zählen der Messbereich und die Messtoleranz: Der erste Wert gibt an, von welcher minimalen bis zu welcher maximalen Distanz in Metern das Gerät messen kann (durchschnittlich 5 cm bis 200 m). Der zweite Wert gibt die Messgenauigkeit an (durchschnittlich ± 1,5…2 mm).

Zu den Standardfunktionen, die fast alle Geräte beherrschen, zählen die Anzeige der Länge, die Berechnung der Fläche, des Volumens, die Addition und Subtraktion von Messwerten sowie die Ermittlung der Höhe nach dem Satz des Pythagoras. Zusatzfunktionen sind die Dauermessung und die Anzeige des minimalen/maximalen Messwertes, die auch die meisten Geräte beherrschen. Eine digitale Neigungsanzeige und weitere Funktionen sind eher selten. Über eine drahtlose Bluetooth-Schnittstelle zu mobilen Rechnern wie Notebook oder PDA verfügen derzeit nur drei Geräte von Bosch, Hilti und Leica. Kompakte Abmessungen und ein geringes Gewicht sorgen dafür, dass das Gerät notfalls in der Jackentasche Platz findet. Bluetooth-Geräte gehören allerdings zu den voluminöseren und schwereren Vertretern.

Beim Gehäuse sollte auf „Baustellentauglichkeit“ (möglichst Gummiarmierung und/oder Leichtmetallgehäuse, möglichst staub- und spritzwassergeschützt mit der Schutzklasse IP54) geachtet werden. Die Stromversorgung sollte durch Batterien oder wahlweise durch hochwertige Lithium-Ionen-Akkus erfolgen, die über keinen Memory-Effekt verfügen, sich schnell aufladen lassen und länger durchhalten. Zum Standard-Lieferumfang sollten eine Tasche, Batterien, eine Tragschlaufe, eine Zieltafel und weitere Details wie ein flaches und ein keilförmiges Endstück für Messungen in Innenecken gehören. Eine integrierte oder ansteckbare Libelle, die anzeigt, ob man das Gerät waagrecht hält, ist ebenso nützlich. Bei Geräten mit PC-Schnittstelle sollte auch Software mitgeliefert werden. Zum optionalen Zubehör gehören eine Laserbrille, ein Gürtelclip, eine Ladestation, ein Stativ, ein justierbares Fernrohr für weit entfernte Ziele etc. Der in der Tabelle angegebene Preis ist die vom Anbieter genannte unverbindliche Preisempfehlung (zuzüglich Mehrwertsteuer) inklusive Standard-Zubehör.

Schwächen digitaler Messdiener

Das Messen per Laserstrahl hat auch Nachteile. Dazu zählt, allerdings nur in der Anfangsphase, das psychologische Phänomen, dass man dem Gerät – konkret dem gemessenen Wert – nicht traut und gelegentlich manuell nachmisst. Schwerwiegender im Hinblick auf die Praxistauglichkeit ist ein anderer Umstand: Das Funktionsprinzip setzt am Zielpunkt eine (wenn auch kleine) Reflexionsfläche voraus, an welcher der Laserstrahl zurückgeworfen werden kann. Doch eine Reflexionsfläche ist nicht immer vorhanden – schon bei der Messung eines einfachen Außenmaßes stellt sich dieses Problem. Deshalb muss man sich bei fast allen Messvorgängen behelfen, bei denen nicht lediglich das lichte Innenmaß gemessen wird. Dazu hält man beispielsweise einen mitgeführten Notizblock, eine Zieltafel oder einen anderen Gegenstand an die Objekt-Außenkante und lässt ihn ein Stück weit herausragen. Das setzt jedoch in den meisten Fällen voraus, dass sich am Zielpunkt eine zweite Person befindet, wodurch sich der Vorteil der Ein-Mann-Messung schnell relativiert.

Auch bei der geometrischen Erfassung von Details und insbesondere beim verformungsgerechten Aufmaß – beispielsweise von krummen und schiefen Fachwerkkonstruktionen – muss man doch wieder zu vertrauten Messwerkzeugen wie Bandmaß, Zollstock, Senkblei etc. greifen. Letztere funktionieren auch bei Minusgraden – Laser-Entfernungsmesser, bzw. die darin befindlichen Batterien/Akkus, funktionieren nur bis etwa –10 °C. Problematisch ist auch grelles Sonnenlicht, denn darin ist der Laser-Messpunkt nicht oder kaum mehr erkennbar. Zwar lässt sich die Sichtbarkeit durch eine spezielle Lasersichtbrille verbessern, sie ist aber beim Anfertigen von Notizen, Fotos oder beim Ablesen von Messwerten ­etwas lästig.

Fazit: Besser messen mit K(n)öpfchen

Laser-Distanzmesser taugen nicht für jeden Einsatzzweck. Für das Einsatzprofil im TGABereich – die Erfassung von Innenraummaßen, auch über größere Distanzen hinweg (Hallen, Tech­nikräume, Heizflächen, Raumvolumina, Rohrleitungs-/Kabelkanallängen, verbaute Massen etc.), sind Laser-Distanzmesser gegenüber konventionellen Messwerkzeugen aber unbestritten im Vorteil: Sie verkürzen den Aufmaßvorgang erheblich, bieten eine weitaus höhere Präzision, mehr Sicherheit und können auch an unzugänglichen Stellen messen, die man beispielsweise mit dem Bandmaß nicht erreicht oder weil der Boden noch nicht begehbar ist. Zudem kann im Innenbereich in den meisten Fällen auf eine assistierende Person verzichtet werden. Marian Behaneck

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