TGA: Seit August 2008 vermitteln Sie auf dem Projektmarkt Personaldienstleistungen. Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell, aus welchen Bereichen vermitteln Sie Freiberufler?
Bösselmann: Als spezialisierter Personaldienstleister decken wir die Bereiche Construction & Property inklusive TGA und Versorgungstechnik, Renewable Energy und Finance ab. Wir besetzen Projekte unserer Kunden mit freiberuflichen Spezialisten und bilden somit die Schnittstelle zwischen diesen Experten und den suchenden Unternehmen. Unsere selbstständigen Business Partner profitieren von unseren Kundenbeziehungen und gewinnen somit Zugang zu anspruchsvollen Projektaufgaben.
Jagemann: Unsere Kunden haben durch den „Single Point of Contact“ Zugang zu einer Vielzahl hoch qualifizierter Spezialisten und bekommen somit schnell und zuverlässig den passenden Business Partner vorgestellt. Also eine wirkliche Win-Win-Situation für beide Seiten.
TGA: Wollen Sie sich mit diesen Berufsgruppen bewusst breit aufstellen oder gibt es eine verbindende Klammer?
Jagemann: Die Schnittmenge ist relativ klein, die Kundensegmente sind sehr unterschiedlich. Wir haben uns bewusst auf Bereiche ausgerichtet, in denen gute Spezialisten rar sind und das Modell der Freiberuflichkeit an Bedeutung gewinnt.
TGA: Ihr Geschäft basiert auf Spezialisten. Seit einiger Zeit wird im Bausektor aber bemängelt, dass gut ausgebildete Generalisten fehlen. Welchen Bedarf haben Ihre Kunden?
Bösselmann: Unsere Kunden benötigen wirkliches Expertenwissen. Deshalb ist es im Auswahlprozess entscheidend, dass ein von uns vorgestellter Business Partner über viel Erfahrung in seinem Spezialgebiet verfügt. Wir achten sehr darauf, dass sein Profil eine klare Ausrichtung aufweist, z.B. die durchgängige Erfahrung in einem bestimmten TGA-Gewerk.
TGA: Mit Ihrem Unternehmen sind Sie zu einem Zeitpunkt in den Markt eingetreten, in dem Ingenieurmangel viele Kunden plagt. Andererseits werden Sie den Ausverkauf auch in Ihrem Expertenpool spüren. Was macht Ihr Geschäftsmodell dennoch für Experten attraktiv?
Bösselmann: Als Business Partner im Kundeneinsatz steht das aktuelle Projekt und die damit verbundene Aufgabe im Vordergrund. Insbesondere in den Projektabschlussphasen nimmt die zeitliche Intensität stark zu. Es bleibt so häufig keine Zeit für die Akquise eines Folgeprojekts. Business Partner, die auf Projektsuche sind, haben oftmals ihr eigenes, aber begrenztes Netzwerk. Der Aufbau von neuen Kontakten geht nicht von heute auf morgen und ist auch nicht jedermanns Sache.
» Durch uns haben die Business Partner die Möglichkeit, die Projektakquise ohne eigenen Aufwand abzugeben und sich absolut auf das Projekt zu konzentrieren. Im Idealfall gibt es für den Folgeauftrag mehrere Optionen.«
Durch uns haben die Business Partner die Möglichkeit, die Projektakquise ohne eigenen Aufwand abzugeben und sich absolut auf das Projekt zu konzentrieren. Im Idealfall können unsere Business Partner so aus unterschiedlichen Optionen wählen. Oft lässt sich durch die Zusammenarbeit mit uns auch ein unmittelbar folgender Auftrag realisieren, sodass ein reibungsloser Übergang in das nächste Projekt gewährleistet ist.
Ein weiterer Vorteil für Experten sowohl in der Festanstellung als auch in freiberuflichen Einsätzen ist der Marktüberblick der Krongaard AG. Durch die Aufnahme in unseren Expertenpool und den Kontakt zu unserem Team haben sie Zugang zu den bedeutenden Unternehmen der Branche, bundesweit. Wir wissen welche Kunden aktuell Mitarbeiter oder externe Unterstützung in Bauvorhaben benötigen. Von diesem Know-how profitieren unsere Experten.
TGA: Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihren Expertenpool zusammen?
Jagemann: Von unseren Kunden wird Expertenwissen abgefragt, welches unsere Business Partner in der Regel durch Berufserfahrung und eine klare Ausrichtung vorweisen. Die Grundlage bildet ein Ingenieurstudium oder eine vergleichbare – langjährige – Berufserfahrung oder die Kombination einer Ausbildung und eines Studiums. Wichtige Eigenschaften sind Kundenorientierung sowie Flexibilität mit Hinblick auf den Projektort und die zeitliche Auslastung.
TGA: Streben Sie an, Experten mehr oder weniger exklusiv zu vermitteln oder setzen Sie auf einen verbleibenden Teil Selbstständigkeit?
Jagemann: Wir freuen uns, wenn wir langfristig mit unseren Business Partnern arbeiten können und legen Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Unabhängigkeit der Business Partner ist jedoch selbstverständlich und auch ein elementarer Bestandteil der Selbständigkeit. Es gibt also in unserer Zusammenarbeit keine exklusive Bindung an Krongaard.
TGA: Erwarten Sie, dass die Projekt-bearbeitung/-abwicklung durch die Einbindung zugekaufter Experten künftig zunimmt?
Bösselmann: Wir sehen einen generellen Trend, dass immer mehr Unternehmen die Flexibilität des Modells schätzen. Unsere Kunden steigern ihre Reaktionsgeschwindigkeit. In dem Moment, in dem ein großer Auftrag gewonnen wurde und es zügig in die nächste Projektphase geht, fehlen häufig an entscheidenden Stellen qualifizierte Experten. Das ist oft gar nicht anders zu lösen, als sich schnell mit externen Kräften zu verstärken. Die zunehmende Spezialisierung trägt ihren Teil dazu bei, das angefragte Know-how variiert stärker als früher.
TGA: Was müssen Kunden beachten, welche Zusatzqualifikation benötigt der verantwortliche Projektleiter für diese Arbeitsweise?
Bösselmann: Die Entscheider auf Kundenseite sind gestandene Profis, die es gewohnt sind, ihre Mannschaft auch mit externen Spezialisten zu verstärken. Wir weisen gerne darauf hin, dass ein enger Austausch mit uns und ein partnerschaftliches und zügiges Handeln wichtig sind. Nur wenn wir die entscheidenden Anforderungen kommuniziert bekommen, kön-nen wir diese in den Auswahlprozess einfließen lassen.
TGA: Wie bringen Sie Anfragen, Expertenwissen und Termine in Deckung? Handelt es sich bei den Personaldienstleistungen eher um zeitlich begrenzte Vollzeitjobs oder um Teilzeitaufgaben?
Jagemann: Es sind vor allem Projektaufgaben mit hoher Auslastung über einen begrenzten Zeitraum.
TGA: Wenn es zur Vermittlung kommt: Wer macht mit wem welchen Vertrag und wie erfolgt die Vergütung?
Bösselmann: Der Vertrag wird für den Projekteinsatz zwischen dem Business Partner und der Krongaard AG geschlossen. Die Vergütung erfolgt immer auf Basis tatsächlich erbrachter Zeiten und wird in Form von Tages- oder Stundensätzen monatlich vergütet.
TGA: Wie sichern die einzelnen Partner die Risiken und mögliche Haftung ab?
Bösselmann: Wir sind kein Ingenieurdienstleister und erbringen keine Werkleistungen. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Rekrutierung von Experten auf Zeit. Unsere Business Partner haften dem Kunden gegenüber für die erbrachten Leistungen auf Basis eines Dienstvertrags. Jeder selbstständige Business Partner sollte über eine vernünftige Versicherung zur Deckung seiner beruflichen Haftpflichtrisiken verfügen.
TGA: Sie werben auch damit, dass Sie Experten Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern vermitteln. Ist das ein zweites Standbein oder die Realität der Projektwirtschaft?
Jagemann: Dies ist eine getrennt zu betrachtende Personaldienstleistung der Krongaard AG. Wir haben natürlich ein enormes Netzwerk und werden immer wieder auch von Kandidaten angesprochen, die sich in Festanstellung befinden und die berufliche Veränderung suchen. Und Kunden fragen uns an, wenn sie eine Position in Festanstellung besetzen möchten und hierfür einen erfahrenen Spezialisten suchen. Unsere Business Partner für das Projektgeschäft sind selbstständige Unternehmer, die sich nicht in die Festanstellung orientieren.
TGA: Welchen Tipp haben Sie für den TGA-Ingenieurnachwuchs?
Bösselmann: Geradlinigkeit, eine klare Ausrichtung in dem beruflichen Werdegang und Erfahrungen in der Projektarbeit. Gute Kenntnisse in einer Fremdsprache sowie Flexibilität sind ebenfalls ein Pluspunkt.
TGA: Woher kommt der Name Krongaard?
Bösselmann: Auf der Suche nach einem gut klingenden Namen für unser Unternehmen sind wir auf einen aus der Familie meines Gründungskollegen stammenden dänischen Familiennamen gestoßen. Und nachdem unsere erste Recherche und die Befragung vieler Bekannter und Kollegen uns ein sehr positives Feedback zu dieser Namenswahl beschert hat, haben wir uns dafür entschieden.
TGA: Vielen Dank für das Gespräch.