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VBI-Konjunkturumfrage 2009

Positiv gestimmt in den Tunnel

In den Ingenieurunternehmen Deutschlands ist die Grundstimmung noch positiv. Im laufenden Jahr werden noch keine gravierenden Einbußen erwartet. Dies hat der Verband Beratender Ingenieure (VBI) auf Basis seiner VBI-Konjunktur­umfrage 2009 ermittelt, an der 666 Ingenieurunternehmen (2008: 500) teilgenommen haben. Wohlgemerkt, keine gravierenden Einbußen. Sinkender Umsatz gehört 2009 aber bei deutlich mehr Unternehmen zu den Erwartungen, als dies vor einem Jahr der Fall war. Voraussichtlich erst Ende 2009 werden laut VBI die Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutschen Planungsbüros durchschlagen.

Klaus Rollenhagen, VBI-Hauptgeschäftsführer, bei der Vorstellung der Ergebnisse im März: „Die überwiegende Zahl der Ingenieurunternehmen blickt verhalten optimistisch in das laufende Wirtschaftsjahr. Zwar erwarten wir im Wirtschaftsbau im Verlauf dieses Jahres erhebliche Einbußen, andere Bereiche wie die Infrastrukturentwicklung oder die energetische Gebäudebausanierung im öffentlichen Bau werden hingegen für Stabilität in den Planungsbüros sorgen können.“ Abzuwarten sei aber, ob die Maßnahmen aus den Konjunkturpaketen auch bei den Planern ankommen.

Rückgang beim Wirtschaftsbau, Zuwachs bei der energetischen Modernisierung: Ein Minuspunkt und gleichzeitig ein Pluspunkt für TGA-Planer – die parallele Auswertung für die Fachgruppe Technische Ausrüstung verspricht Spannung:

7 (TGA: 4) % der befragten Büros schätzten ihre wirtschaftliche Lage Anfang 2009 als sehr gut und 37 (TGA: 54) % als gut ein. 34 (TGA: 33) % vergeben ein „befriedigend“. Allerdings haben 22 (TGA: 9) % offensichtlich schon mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. So gehen nur noch 16 % der Unternehmen 2009 von Umsatzsteigerungen aus (2008: 31 %), während 51 % (2008: 56 %) zumindest stabile Umsätze erwarten. 32 % gehen aber von einem Umsatzrückgang aus, was eine Trendumkehr bedeutet (2008: 11 %, 2007: 14 %, 2006: 21 %, 2005: 45 %). Die TGA-Planer sind nur unwesentlich optimistischer, der Einbruch dafür umso deutlicher: Nur noch 20 (2008: 47) % erwarten steigende Umsätze, 51 (2008: 50) % prognostizieren stabile Umsätze, aber schon 29 (2008: 1) % rechnen mit Umsatzeinbußen.

Büros planen sogar Personalaufbau

Die Zahlen korrespondieren mit den Auftragsbüchern: So geben 8 (TGA: 9) % einen sehr guten, 35 (TGA: 57 % einen guten und 32 (TGA: 19 )% einen befriedigenden Auftragsbestand für 2009 an. Darum erwarten 19 % aller Befragten 2009 einen weiteren Personalaufbau (2008: 34 %); 73 % (2008: 60 %) gehen von einem konstanten Mitarbeiterstamm aus. Nur 7 % planen 2009 Entlassungen, ein Wert der etwa denen der Vorjahre entspricht. Bei den TGA-Büros ist Personalabbau nur bei 3 (2008: 3) % ein Thema. 65 (2008: 49) % wollen ihre Personalstärke beibehalten, 30 (2008: 47) % streben sogar einen Personalaufbau an.

Somit wird das Thema Ingenieurmangel die Branche auch 2009 beschäftigen. Immerhin geben 67 (TGA: 75) % an, dass sie Stellen nicht schnell adäquat besetzen können (2008: 63 %, TGA: 84 %). Bereits 11 % der Büros, bei den TGA-Planern sind es 16 %, beklagen das Abwerben qualifizierten Personals als wettbewerbsverschärfend. Tatsächlich erhöht haben ihren Personalstand im letzten Jahr 57 (2007 36) % der Büros, bei den TGA-Büros wuchs der Personalstand bei 48 (2007: 45) %.

2008: Viele Gewinner, mehr Verlierer

Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2008 zeigt in der Umfrage gegenüber 2007 ein heterogenes Bild. 49 (2007: 44) % der Unternehmen steigerten ihre Umsätze. Bei 19 (2007: 34) % waren die Umsätze stabil und bei 29 (2007: 21) % gingen sie zurück. Unter den TGA-Büros geht die Schere noch weiter auseinander: 58 (2007: 54) % konnten ihren Umsatz steigern und 10 (2007: 37 % halten, in 30 (2007: 8) % der TGA-Büros sanken jedoch die Umsätze.

Die Umsatzrendite verbesserte sich bei 32 (2007: 31) % der Unternehmen, blieb unverändert bei 46 (2007: 38) %, ging bei 20 (2007: 30) % der Ingenieurbüros zurück. Erfolgreicher entwickelten sich 2008 die TGA-Büros: Hier konnten 45 (2007: 30) % ihre Umsatzrendite steigern und 35 (2007: 51) % konnten sie halten. Nur bei 19 (2007: 17) % der TGA-Büros ging die Umsatzrendite zurück. Ein Teil der Differenz dürfte sich aus den kräftigen Preisschüben der TGA-Gewerke ergeben haben, ein weiterer Teil auf qualitativ höhere Ausstattung, beispielsweise um die Energieeffi­zienz zu steigern, zurückzuführen sein. Allerdings ist zu beachten, dass sich die Umsatzrendite nach den Werten anderer Untersuchungen nur in einem sehr schmalen Band bewegt.

Nur 12 (2008: 22) % der Büros erwarten 2009 eine Verbesserung der Umsatzrendite. 53 (2007: 55) % gehen von einer gleichbleibenden und 34 (2007: 21) % von einem Rückgang der Umsatzrendite aus. Bei den TGA-Büros hat sich die Stimmung noch deutlicher eingetrübt: Mit einer steigenden Umsatzrendite in 2009 rechnen 14 (2007: 33) %, 48 (2007: 57) % gehen von einer gleichbleibenden und 36 (2007: 8) % von einer sinkenden Umsatzrendite aus. Zum Umfragezeitpunkt war klar, dass die 6. HOAI-Novelle das laufende Wirtschaftsjahr höchstens streift. Ein weiterer Einfluss könnte sein, dass sich der Auftraggeberschwerpunkt bei den TGA-Planern schon im letzten Jahr in die Richtung öffentliche Auftraggeber verlagert hat (siehe Bild), wo die Anwendung der HOAI eine auskömmliche Umsatzrendite verhindert. Nur 16 (2007: 25) % der TGA-Büros erwirtschafteten 2008 mehr als ein Viertel ihrer Einnahmen außerhalb der HOAI.

Zahlungsmoral und Wettbewerb

Ob bei den Renditeerwartungen auch die Zahlungsmoral eine Rolle spielt, lässt sich nur mutmaßen. Allerdings begleichen die privaten Auftraggeber ihren TGA-Büros Rechnungen deutlich schneller als die öffentlichen Auftraggeber.

Dass 2008 eine gutes Jahr für viele TGA-Planer war, lässt sich auch daran erkennen, dass deutlich weniger Angaben zu den Wettbewerb verschärfenden Faktoren (Mehrfachnennungen möglich) gemacht wurde. Für 2007 hatten 76 % den Preisverfall bei Ingenieurleistungen bemängelt, für 2008 gaben dieses nur 58 % an. Als zweitwichtigster Faktor wurde (wie im Vorjahr) bei der aktuellen Konjunkturumfrage mit 29 (2007: 32 )% die „Eigenplanung der öffentlichen Hand“ genannt.

Nach der Veröffentlichung der VBI-Konjunktur­umfrage ist die 6. Novelle der HOAI schon ziemlich konkret geworden (siehe https://www.tga-fachplaner.de/, Meldung vom 15. April). Nach ihrem Inkraft­treten wird es aber dauern, bis sie sich bemerkbar macht. Denn bis nur noch besser (?) honorierte „Neuverträge“ die Bilanzen dominieren, müssen die alten erst abgearbeitet werden. Und die gibt es zurzeit reichlich, zumindest von der Öffentlichen Hand. Durch die EnEV-Verschärfung zum 1. Oktober 2009 und das KonjunkturpaketII ist in manchen Amtsstuben rege Betriebsamkeit ausgebrochen. Jochen Vorländer

https://www.vbi.de/

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