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VBI-Konjunkturumfrage 2011

TGA-Planungsbüros: Scheinbar sorgenfrei

Kompakt informieren

  • 21 % der TGA-Planungsbüros haben Anfang 2011 ­ihren Auftragsbestand mit „sehr gut“ und 46 % mit „gut“ bewertet.
  • Über die Hälfte (56 %) der TGA-Planungsbüros ­konnte im Jahr 2010 ihren Umsatz steigern, bei 25 % der Unternehmen ist der Umsatz gesunken.
  • Knapp die Hälfte (48 %) der TGA-Planungsbüros konnte im Jahr 2010 ihre Umsatzrendite verbessern, bei 19 % ist sie gesunken.
  • 46 % der TGA-Planungsbüros haben ihren Per­sonalbestand im Jahr 2010 erhöht, nur 4 % haben ihn vermindert. 2011 wollen 33 % der Unternehmen zusätzliches Personal einstellen.
  • Die TGA-Planungsbüros haben mehrheitlich (77 %) Schwierigkeiten, ihre freien Stellen schnell mit qualifiziertem Personal zu besetzen.
  • Die Abwerbung von qualifiziertem Personal war im Jahr 2010 der zweithäufigste Faktor für die Verschärfung der Wettbewerbssituation.

Es gehört sicherlich zu den angenehmeren Aufgaben eines Verbands, gedämpfte Erwartungen zur wirtschaftlichen Entwicklung nachträglich durch eine positive Entwicklung zu korrigieren. Dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) ist dies mit seinen jährlichen Konjunkturumfragen gleich zweimal nacheinander widerfahren: Die Wirtschaftskrise hat die Planungsbüros nicht erfasst, entgegen düsterer Prognosen sind die Aufträge nicht in größerem Umfang ausgeblieben. Die andauernd gute Auslastung vermutet der VBI sogar als Grund, warum sich an seiner Konjunkturumfrage 2011 mit 457 Unternehmen deutlich weniger als im Vorjahr (726) beteiligt haben. Nachfolgend stellen wir die Zahlen aus der Gesamtbefragung den Antworten der TGA-Planungsbüros (48; 2010: 96) gegenüber.

Zahlenwerk und Entwicklungen

Lageeinschätzung 2011: 9 % der befragten Ingenieurunternehmen (TGA: 23 %) schätzten ihre wirtschaftliche Lage Anfang 2011 als „sehr gut“ und 40 (TGA: 44) % als „gut“ ein. 33 (TGA: 23) % vergaben ein „befriedigend“. 4 (TGA: 6) % haben wirtschaftliche Probleme (Lageeinschätzung „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“).

Umsatzprognose 2011: 22 % der Unternehmen gehen in 2011 von Umsatzsteigerungen aus (2010: 18 %), und 53 (2010: 53) % erwarten stabile Umsätze. 21 % rechnen mit einem Umsatzrückgang, Anfang 2010 hatten 28 % diese Erwartung. Die TGA-Planer sind ähnlich optimistisch: 25 (2010: 26) % erwarten steigende Umsätze, 52 (2010: 56) % prognostizieren stabile Umsätze, 21 (2010: 18) % rechnen mit einem geringeren Umsatz Abb. 1.

Auftragsbestand Anfang 2011: Die Umsatz­erwartungen sind in der Regel eng an den Blick in die Auftragsbücher gekoppelt. So geben 7 (TGA: 21) % einen sehr guten, 39 (TGA: 46) % einen guten und 33 (TGA: 21) % einen befriedigenden Auftragsbestand für 2011 an.

Umsatzentwicklung 2010: Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2010 gegenüber 2009 zeigt wie im letzten Jahr ein heterogenes Bild. 42 (2009: 40) % der Unternehmen steigerten ihre Umsätze. Bei 21 (2009: 25) % waren die Umsätze stabil und bei 33 (2009: 33) % gingen sie zurück. Bei den TGA-Büros ist der Unterschied deutlicher ausgeprägt: 56 (2009: 47) % konnten ihren Umsatz steigern, 19 (2009: 22) % halten, in 25 (2009: 26) % der TGA-Büros sank der Umsatz Abb. 1.

Umsatzrendite 2010: Die Umsatzrendite verbesserte sich 2010 im Vorjahresvergleich bei 29 (2009: 28) % der Unternehmen, blieb unverändert bei 41 (2009: 42) % und ging bei 24 (2009: 29) % der Ingenieurbüros zurück. Deutlich erfolgreicher entwickelten sich 2010 die TGA-Büros: Hier konnten 48 (2009: 35) % ihre Umsatzrendite gegenüber dem Vorjahr steigern und 29 (2009: 36) % halten. Bei 19 (2009: 27) % der TGA-Büros ging die Umsatzrendite zurück. Grundsätzlich ist allerdings zu beachten, dass sich die Umsatzrendite nach den Werten anderer Untersuchungen nur in einem sehr schmalen Band bewegt und allgemein als nicht ausreichend für die Unternehmensentwicklung gilt.

Umsatzrenditeerwartung 2011: Dass die neue HOAI, die sich nach ihrem Inkrafttreten am 18. August 2009 immer stärker in den laufenden Aufträgen abbildet, die Rendite signifikant verbessert, glauben die Ingenieurunternehmen offensichtlich nicht. Nur 16 (2010: 16) % der Büros erwarten 2011 eine Verbesserung der Umsatzrendite. 58 (2010: 54) % gehen von einer gleichbleibenden und 21 (2010: 30) % von einem Rückgang der Umsatzrendite aus. Die TGA-Büros, vor einem Jahr noch deutlich optimistischer als der Branchendurchschnitt, haben ebenfalls keine hochtrabenden Erwartungen: Mit einer steigenden Umsatzrendite in 2011 rechnen 13 (2010: 27) %, 67 (2010: 53) % gehen von einer gleichbleibenden und 19 (2010: 19) % von einer sinkenden Umsatzrendite aus.

Personalentwicklung: 27 % aller Befragten gehen in diesem Jahr von einem weiteren Personalaufbau (2010: 20 %) aus. 60 (2010: 67) % erwarten eine konstante Mitarbeiterzahl. Nur 9 % planen 2010 Entlassungen, ein Wert der auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Bei den TGA-Büros ist Personalabbau bei 8 (2010: 5) % ein Thema. 58 (2010: 61) % wollen ihre Personalstärke beibehalten, 33 (2010: 29) % streben einen Personalaufbau an. Der Ingenieurmangel ist in der Branche voll angekommen. 66 (TGA: 77) % der Ingenieurunternehmen geben an, dass sie vakante Stellen nicht schnell mit der erforderlichen Qualifikation besetzen können (2010: 72 %; TGA: 86 %). 9 % aller Büros – bei den TGA-Planern sind es 25 % – beklagen das Abwerben qualifizierten Personals als wettbewerbsverschärfend (2010: 10 %; TGA: 13 %). Bei den TGA-Planern wurde nur noch der Preisverfall bei Ingenieurleistungen häufiger genannt. Tatsächlich erhöht haben ihren Personalstand im letzten Jahr 32 (2009: 30) % aller Büros, bei den TGA-Büros wuchs der Personalstand bei 46 (2009: 50) %.

Engpass qualifiziertes Personal

TGA-Planungsbüros erwirtschaften ihren Umsatz vornehmlich auf Basis der HOAI, bei 83 % der Unternehmen unterliegen 75 % oder mehr vom Umsatz, dem verbindlichen Preisrecht. Durch die große HOAI-Abhängigkeit können sich die TGA-Büros ohne Selbst- und Mitarbeiterausbeutung Spielraum zur wirtschaftlichen Entwicklung hauptsächlich durch eine Steigerung der Produktivität schaffen, wozu vor allem qualifizierte und „treue“ Mitarbeiter erforderlich sind.

Allerdings steigt gerade beim Personal der Druck. Die HOAI-Honorare lassen eine mit benachbarten Branchen konkurrenzfähige Bezahlung kaum zu, gleichzeitig besteht bei den Herstellern ein großer Bedarf an TGA-Ingenieuren für Entwicklung, Produktmarketing, Vertrieb und Zielgruppenbetreuung. Auch parallele Trends, beispielsweise das Energie­management von Liegenschaften, die Ausweitung von Dienstleistungen der Energiebranche und die Rekommunalisierung, werden den Wettbewerb um TGA-Ingenieure verschärfen. Das Klagen über Abwerbungen und die Schwierigkeiten beim Besetzen freier Stellen dürfte in den nächsten Jahren also noch lauter werden. Vermutlich hat die Wirtschaftskrise den Sog etwas gebremst, ein Engpass an TGA-Ingenieuren ist aber längst Realität. Eine beschleunigte Energiewende könnte ihn massiv verstärken. Sorgenfrei wird der Bedeutungszuwachs der Technischen Gebäudeausrüstung darum für viele Inhaber von TGA-Planungsbüros nicht ablaufen. Jochen Vorländer

Mehr Infos zum Themenumfeld in den TGAdossiers HOAI und Marktdaten der TGA-Branche: Webcode 717 bzw. 1047

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