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VBI-Konjunkturumfrage

Volle Bücher, leere Konten

Deutsche Ingenieurunternehmen erwarten in diesem Jahr erneut steigende Umsätze. Dies ergibt sich aus der Konjunkturumfrage 2008 des Verbands Beratender Ingenieure (VBI), an der sich 500 (2007: 628) Ingenieurunternehmen beteiligten. 31 % der Unternehmen gehen 2008 von Umsatzsteigerungen aus (2007: 34 %), während über die Hälfte (56 %) zumindest stabile Umsätze erwarten. Lediglich 11 % der Planungsbüros befürchten 2008 Umsatzeinbußen. Bei der vorherigen VBI-Konjunkturumfrage hatte dies noch 14 % angegeben, 2006 waren es 21 % und 2005 stellten sich sogar 45 % auf sinkende Umsätze ein.

Wie schon bei den letzten Umfragen zeigt die separate Auswertung für die Fachgruppe Technische Ausrüstung, dass TGA-Ingenieurbüros besonders vom Aufschwung profitieren, wobei die Erwartungen momentan noch optimistischer als vor einem Jahr sind: 47 (2007: 41) % erwarten 2008 steigende Umsätze und nur 1 (4) % rechnet mit Umsatzeinbußen.

TGA-Büros steigern Rendite

Doch geben solche Erwartungen auch die tatsächliche Entwicklung richtig wieder? Hier lohnt sich der Vergleich zwischen den Erwartungen und den festgestellten Geschäftsergebnissen. „Wie hat sich der Umsatz im Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?“, wurde überwiegend positiv beantwortet: 44 % aller Ingenieurunternehmen verbuchten höhere Umsätze – zum Jahresbeginn 2007 hatten dies bereits 34 % prognostiziert. 21 % der Ingenieur­unternehmen mussten 2007 geringere Umsätze als im Vorjahr verkraften, was leicht über dem Erwartungswert von 14 % liegt. In den TGA-Büros war die Umsatzentwicklung 2007 besser als für den Durchschnitt aller Ingenieurdisziplinen mit 44/34/21 % (gestiegen/unverändert/gefallen): 54/37/8 % (Erwartung aus Konjunkturumfrage 2007: 41/55/4 %).

Schwächer als die Umsätze entwickelte sich 2007 erneut die Umsatzrendite in der Vorjahresrelation. Bei 31 (2006: 36) % der Ingenieurunternehmen ist sie gestiegen, bei 38 (37) % unverändert geblieben und bei 29 (26) % gefallen. TGA-Ingenieurbüros können etwas bessere Zahlen vorweisen: 31 (21) % konnten die Umsatzrendite steigern, 51 (44) % halten, und nur 17 (35) % mussten Abstriche machen. Erfreulich ist die Verbesserung gegenüber 2006, sie dürfte neben der besseren Auslastung auch mit einem Preisschub für die TGA-Gewerke im Zusammenhang stehen.

Zahlungsmoral weiter schlecht

Allerdings geben die Zahlen aus der VBI-Konjunkturumfrage in erster Linie Stimmungen und relative Entwicklungen wieder. Aus anderen Branchen­erhebungen ist hinlänglich bekannt, dass die Umsatzrendite insgesamt so niedrig ist, dass sie vielen Planungsbüros kaum Entwicklungschancen lässt. TGA-Ingenieurbüros sind da keine Ausnahme. VBI-Hauptgeschäftsführer Klaus Rollenhagen: „Es ist eine paradoxe Situation: Die Umsätze der Ingenieurunternehmen steigen, ihre wirtschaftliche Gesamtsituation verbessert sich aber nicht entscheidend. Die von den Planungsbüros erzielten Honorare sind nach wie vor zu niedrig, als dass die Unternehmen nach der langen wirtschaftlichen Durststrecke der vergangenen Jahre Rücklagen bilden oder ausreichend in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren könnten.“

Erschwerend kommt hinzu, dass die Planer zu lange auf ihre Bezahlung warten müssen. Rund ein Drittel der Planer gab an, dass sich 2007 die Zahlungsmoral gegenüber dem Vorjahr nochmals verschlechtert habe, wobei sich die Zahlenwerte für öffentliche (71 %) und private Auftraggeber (75 %) nahezu decken. Absolut betrachtet, beklagen 18 (2006: 22) % die schlechte Zahlungsmoral ihrer öffentlichen Aufraggeber, die privaten schneiden mit 12 (12) % besser ab. Nur noch 23 (26) % attestieren ihren öffentlichen Auftraggebern die Bestnote „gut“ beim Zahlungsverhalten, 26 (26) % gaben diese ­ihren privaten Auftraggebern. TGA-Büros kommen zu einer insgesamt schlechteren Bewertung. 35 (2006: 28) % geben öffentlichen Auftraggebern ein „schlecht“ für ihre Zahlungsmoral, ein „gut“ erhielten 14 (9) %. Bessere Noten erhielten zwar die privaten Auftraggeber von den TGA-Planern, aber die Tendenz zum Vorjahr ist negativ: „Schlecht“ ­vergaben 16 (15) % für die Zahlungsmoral, „gut“ bescheinigten nur 21 (28) %. Da bei 43 % der TGA-­Büros Kommunen, Länder oder Bund der Haupt­umsatzträger sind, bleibt die Zahlungsverzögerung der „Öffentlichen“ ein Problem, das von der Bundesregierung allerdings vehement bestritten wird1).

Preisverfall verdirbt Auftragsplus

Eigentlich dürfte es ihn gar nicht geben, trotzdem scheint der Preisverfall von Ingenieurleistungen Realität zu sein. Nur 24 (2006: 43) % der TGA-Büros stuften ein (demnach kaum existierendes) Überangebot an Planungsbüros als relevanten Faktor bei der Verschärfung der Wettbewerbssituation ein. Mit 76 (83) % waren der „Preisverfall bei Ingenieurleistungen“, die „Eigenplanung der öffentlichen Hand“ mit 32 (30) % und die Erbringung von „Planungsleistungen durch ‚scheinprivatisierte’ Unternehmen“ 26 (19) % für die TGA-Büros relevanter. 20 (18) % bestätigten Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme als den Wettbewerb verschärfenden Faktor. 13 (9) % konnten gar keine Verschärfung feststellen. Weil die Antworten ausschließlich auf Erfahrungen der Befragten und nicht auf kaufmännischen Zahlen beruhen, spiegeln sich vor allem verbesserte Akquisitionsquoten wider.

Steigende Umsätze erfordern ab einem gewissen Auslastungsgrad mehr Arbeitskräfte. Für 2007 geben 45 % (2006: 34 %, 2005: 22 %) der TGA-Büros an, den Personalbestand erhöht zu haben, bei 45 (56, 48) % blieb er unverändert, nur 8 (10, 29) % haben ihn 2007 verringert. Damit stellten letztes Jahr mehr TGA-Büros Mitarbeiter ein, als es die Einschätzung zu Jahresbeginn vermuten ließ, damals planten 40 % zusätzliches Personal einzustellen – 2008 rechnen 48 % damit; nur 3 % erwarten eine Personalreduzierung. Allerdings ist es bereits sehr problematisch, neu ­geschaffene Stellen zu besetzen: Nach der VBI-Umfrage können 84 (2007: 61) % vakante Ingenieurstellen nicht „schnell und qualifiziert“ besetzten. Durch den chronischen Ingenieurmangel in verwandten Branchen mit großen Wachstumspotenzialen dürfte sich dies noch weiter zuspitzen. Jochen Vorländer

Quelle: VBI, https://www.vbi.de/

1) „Schlechte Zahlungsmoral nicht belegbar“, http://www.tga-fachplaner.de, Meldung vom 13. Februar 2008

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