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Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

2010 2.Q: Primärenergieverbrauch steigt um 5 %

Die konjunkturelle Erholung und der strenge Winter haben für eine kräftige Erhöhung des Energieverbrauchs in Deutschland gesorgt. In den ersten sechs Monaten 2010 stieg der Verbrauch an Primärenergieträgern nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 5 % auf 7129 Petajoule (PJ) (243,3 Mio. t SKE1)). Damit steigt der Energieverbrauch derzeit deutlich stärker als die wirtschaftliche Leistung. Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen deutet dies auf eine besonders kräftige konjunkturelle Erholung in den energieintensiven Grundstoffindustrien hin. Nach den ersten sechs Monaten 2009 war der Primärenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 6 % gesunken (Bericht auf TGAonline). Der konjunkturelle Abschwung hatte sich erst ab dem dritten Quartal 2008 merklich ausgewirkt.

Erdgasverbrauch um 14 % gestiegen
Der Erdgasverbrauch in Deutschland erhöhte sich um 14 % auf 1726 PJ (58,9 Mio. t SKE) in Folge der durch die konjunkturelle Erholung verstärkten Nachfrage aus der Industrie und eines deutlich gestiegenen Erdgaseinsatzes in Kraftwerken. Auch der Verbrauch der privaten Haushalte nahm witterungsbedingt zu. Im Vorjahreszeitraum war der Erdgasverbrauch um rund 11 % zurückgegangen, obwohl auch in dieser Periode die Haushalte witterungsbedingt mehr Erdgas verbrauchten.

35 % mehr Steinkohle, Kernkraft verlieft Anteile
Der Verbrauch an Steinkohle in Deutschland erhöhte sich im ersten Halbjahr 2010 besonders stark und stieg um insgesamt 35 % auf 944 PJ (32,2 Mio. t SKE). Die inländische Stahlindustrie steigerte den Einsatz von Kohle und Koks um knapp 84 % und glich damit den rezessionsbedingten Nachfragerückgang des vergangenen Jahres nahezu aus. Auch in der Stromerzeugung nahm der Einsatz von Steinkohle um 23 % zu. Der Primärenergieverbrauch an Braunkohle erreichte mit 758 PJ (25,9 Mio. t SKE) das Vorjahresniveau. Ein leicht verminderter Einsatz in der Stromerzeugung wurde durch einen höheren Verbrauch an Braunkohlenprodukten ausgeglichen. Der Beitrag der Kernkraftwerke zum Primärenergieverbrauch lag mit 750 PJ (25,6 Mio. t SKE) um 0,4 % über dem Vorjahreszeitraum. Für das erste Halbjahr 2009 war ein Minus von rund 8 % gemeldet worden.

Bevorratungseffekt durch hohen Heizölpreis
Der Verbrauch an Mineralöl verringerte sich gegen den Trend aufgrund einer Sonderentwicklung um 6 % auf 2236 PJ (76,3 Mio. t SKE). Angesichts des starken Anstiegs der Ölpreise in den ersten Monaten des Jahres, deckten viele Verbraucher ihren Bedarf an Heizöl aus den eigenen Vorräten2). Die weitere Aufstockung der Vorräte wird vermutlich erst im weiteren Jahresverlauf stattfinden. Der Verbrauch an Kraftstoffen verzeichnete im ersten Halbjahr geringe Rückgänge bei Otto- und Flugkraftstoff sowie einen leichten Anstieg beim Dieselkraftstoff. Die Beimischung an Biokraftstoffen, blieb mit 1,5 Mio. t fast unverändert. Ohne den Bevorratungseffekt beim Heizöl läge der Ölverbrauch etwa 144 PJ (5 Mio. t SKE) höher, was die Steigerungsrate des gesamten Energieverbrauchs auf etwa 7 % erhöht hätte.

Erneuerbare mit überproportionalem Zuwachs
Die erneuerbaren Energien trugen mit 626 PJ (21,4 Mio. t SKE) zur Energiebilanz des ersten Halbjahres bei und steigerten ihren Beitrag damit um 6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) verringerte sich um 7 %, die der Windkraft blieb unverändert. Photovoltaik (+64 %) und Biogas (+12 %) verzeichneten deutliche Zuwächse, wohingegen der Absatz von Biokraftstoffen nur knapp das Niveau des Vorjahreszeitraumes erreichte. Der Anteil aller erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch erreichte 8,8 % (Vorjahr: 8,7 %). ToR

1) SKE: Steinkohleeinheit. 1 t SKE = 8141,1 kWh = 29.307,98 MJ, siehe auch: Energieeinheitenumrechner
2) In der Energiebilanz werden die Lieferungen an private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen dem Endenergieverbrauch gleichgesetzt.



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