Nach Berechnungen des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) zahlen Verbraucher für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung im kommenden Jahr nur einen geringfügigen Aufschlag beim Strompreis. Die reinen Förderkosten für Strom aus Wind-, Solar- und Bioenergie sowie Wasserkraft und Geothermie betragen danach im nächsten Jahr 2,54 Ct/kWh statt bisher 2,39 Ct/kWh. Bei einem Stromverbrauch von 3500 kWh/a würde sich dadurch die Stromrechnung inkl. Mehrwertsteuer um 6,25 Euro/a erhöhen. Das entspricht etwa den Kosten für einen elektrischen Dauerverbrauch von 3 W, ließe sich also verhältnismäßig einsparen.
Erneuerbare: Opfer des eigenen Erfolgs
Dennoch steigt nach aktueller Gesetzeslage laut BEE die EEG-Umlage insgesamt Anfang 2014 von heute 5,27 auf voraussichtlich rund 6,4 Ct/kWh an. Für diese Erhöhung sind insbesondere die gesunkenen Börsenstrompreise verantwortlich. Zudem steigern großzügige Ausnahmeregelungen für die Industrie die Kosten für Verbraucher. „Unsere Berechnungen zeigen: Die EEG-Umlage steigt vor allem, weil die Strompreise an der Börse stetig sinken. Mit dem Zwang, sauberen Strom aus erneuerbaren Energien am Spotmarkt der Börse zu verkaufen, werden die Erneuerbaren Opfer ihres eigenen Erfolgs. Denn je geringer die Einnahmen für die Vermarktung des sauberen Stroms dort ausfallen, desto höher steigt die EEG-Umlage. Dieses Paradoxon kann nur die Politik beseitigen“, erklärt BEE-Geschäftsführer Dr. Hermann Falk.
„Von fairem Wettbewerb weit entfernt“
Sowohl am Spotmarkt als auch am Terminmarkt für langfristige Energielieferverträge notieren die Strompreise an der europäischen Energiebörse (EEX) immer niedriger. Für die Lieferung von Grundlaststrom für das Jahr 2014 lagen sie zuletzt bei 3,7 Ct/kWh und damit rund 25 % niedriger als im Vorjahr (Stand 31. August), durch einen höher liegen Planwert wird die EEG-Umlage 2014 auch mit erheblichen Nachholungen aus 2013 belastet werden.
Ursachen für die gesunkenen Börsenstrompreise sind laut BEE vor allem massive Wettbewerbsverzerrungen zugunsten von Kohle- und Kernkraftwerken. Falk kritisiert, dass bei der Kernenergie Risiko- und Endlagerkosten nicht eingepreist sind und CO 2 -Emissionszertifikate seit geraumer Zeit zum Schleuderpreis zu haben sind. Falk: „Deshalb drängt besonders klimaschädlicher Kohlestrom zu Dumpingpreisen auf den Markt. Von einem fairen Wettbewerb sind wir also weit entfernt.“ Hinzu komme das wachsende Angebot von sauberem Strom aus Regenerativ-Kraftwerken, das die Preise an der Strombörse zusätzlich senke. Diese Preissenkung werde aber von vielen Versorgern nicht an die Kunden weitergegeben.
„Die Entwicklung zeigt, dass die bestehenden Marktregeln dem Umbau unserer Energieversorgung nicht gewachsen sind. Wir brauchen deshalb nach der Wahl eine umfassende Reform des Systems, die die fluktuierenden erneuerbaren Energien aus Wind- und Solarkraftwerken in den Mittelpunkt rückt und flexible Ausgleichsmaßnahmen darum herum organisiert“, fordert Hermann Falk. ■
BEE-Hintergrundpapier mit Berechnungen, Grafiken und Erläuterungen