„Die aktuellen Diskussionspapiere zur Novellierung der EnEV schießen weit über das Ziel hinaus. Von Sanierungszwang ist gar die Rede. Das lehnen wir kategorisch ab. Denn die EnEV berücksichtigt bereits heute nicht die spezifischen Belange des einzelnen Bauwerks. Dadurch werden die Wirtschaftlichkeit und somit auch die Nachhaltigkeit vieler Maßnahmen im Gebäudebestand infrage gestellt“, warnt Karl-Heinz Schneider, Vorsitzender der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB).
„Die energetische Gebäudesanierung wird konterkariert“
Der BVB kritisiert, dass bereits die Anforderungen der aktuell gültigen EnEV 2009 an die Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes bei einer Sanierung vielfach nur durch die Kombination von Wärmedämmmaßnahmen und Anlagentechnik erfüllt werden kann. Durch diesen erzwungenen Umfang der Gesamtmaßnahme würden dann viele Eigentümer gänzlich auf eine energetische Modernisierung verzichten.
Zwar sind auch Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle im Rahmen der EnEV-Regeln möglich, jedoch seien hierbei noch höhere Anforderungen an die Wärmedämmung einzelner Bauteile als bei einer Gesamtmaßnahme einzuhalten. Schneider: „Damit wird die energetische Gebäudesanierung aber konterkariert und nicht zum Erfolg geführt. Die derzeit erreichte Sanierungsquote von weniger als 1 % spricht Bände.“
Über mehr Nachhaltigkeit soll der Bauherr entscheiden
Um der energetischen Gebäudemodernisierung einen Impuls zu geben und damit die Energieeffizienz im Gebäudebereich zu steigern, ist nach Auffassung des BVB eine weitere Verschärfung der Anforderungen der falsche Weg. Stattdessen fordert Schneider flexiblere Anforderungen an Bestandsgebäude, die auch eine schrittweise energetische Modernisierung erlauben. Beim Neubau müsse es nach Auffassung des Bau- und Ausbauhandwerks weiterhin der Entscheidung des Bauherren und seiner Fachplaner vorbehalten bleiben, ob durch eine noch höhere Energieeffizienz eine größere Nachhaltigkeit des Gebäudes erreicht werden soll.
Gebäudehülle ohne Anlagentechnik betrachten
Außerdem will der BVB erreichen, dass bei der anstehenden Novelle der EnEV berücksichtigt wird, dass die Energieeffizienz der Gebäudehülle unabhängig von der jeweiligen Haustechnik betrachtet wird. Begründet wird dies mit den deutlich unterschiedlichen Lebenszyklen von haustechnischen Anlagen und der Gebäudehülle. ■