Der Verband Beratender Ingenieure VBI hat heute in Berlin aktuelle Konjunkturzahlen vorgelegt. Nach Auswertung der Befragung von 828 Mitgliedern (darunter 98 TGA-Planungsbüros) zeigt sich eine überwiegend stabile konjunkturelle Lage. 11 % (2011: 9 %) bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut, 49 % als gut (2011: 40 %). Damit steht die Mehrzahl der Büros deutlich besser da als vor Jahresfrist. 26 % vergeben noch ein „befriedigend“ und 8 % ein „ausreichend“. Lediglich 3 % bewerten ihre Lage als mangelhaft oder ungenügend.
Auftragsbestand Ende 2011
Der Auftragsbestand stellt sich positiv dar: 53 % bezeichnen die Auftragslage als sehr gut oder gut (2011: 46 %, 2010: 39 %). 27 % verzeichnen noch einen befriedigenden, 9 % einen ausreichenden Bestand. Von den TGA-Planungsbüros haben sogar 68 % die Auftragsalge als gut oder sehr gut bezeichnet.
Die Bilanz des Jahres 2011
46 % konnten 2011 ihren Umsatz steigern (2010: 42 %). Bei 16 % blieb er auf Vorjahresniveau. 32 % verzeichneten wie im Vorjahr einen Umsatzrückgang. Aber: Die guten Umsätze wirken sich immer noch zu wenig auf die Umsatzrenditen aus. Wie im Vorjahr verzeichneten nur 29 % einen Anstieg der Renditen. 20 % mussten einen Rückgang hinnehmen. Bei 44 % blieben die Umsatzrenditen auf niedrigem Niveau. Von den TGA-Planungsbüros wurden leicht bessere Angaben gemacht.
Die schwachen Renditen belegen erneut, dass die 2009 erfolgte pauschale Erhöhung der Ingenieurhonorare kaum eine wirtschaftliche Entlastung für die Ingenieurbüros gebracht hat. Konkret nach der HOAI gefragt, sagten 56 % der Unternehmen, dass sich die Erhöhung gar nicht auf das Geschäftsergebnis ausgewirkt habe. Nur 4 % (TGA: 16 %) sprechen von einer spürbaren Auswirkung. Für 15 % haben Änderungen in der Honorarordnung 2009 hingegen zu messbaren Einbußen geführt.
Tendenzielle positive Umsatzerwartung für 2012
Die Umsatzerwartung ist für 2012 tendenziell positiv und stellt sich vergleichbar zu der Erwartung Anfang 2011 dar: 20 % erwarten einen Umsatzanstieg, 56 % gehen von Stabilität aus. 20 % befürchten einen Umsatzrückgang (Vorjahr: 21 %). Sabine von Berchem, kommissarische VBI-Hauptgeschäftsführerin: „Die Branche zeichnet sich seit einigen Jahren durch eine erstaunliche Stabilität aus. Wirtschafts- und Finanzkrise sowie die Unsicherheiten durch die Eurodiskussion scheinen den unabhängigen Planungsbüros nicht wirklich etwas auszumachen. Maßnahmen wie solides Wirtschaften durch Kostenanpassung, aber auch Sicherung des qualifizierten Personals für die Unternehmen haben sich ausgezahlt.“
Von Berchem: „Allerdings dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass viele Ingenieurbüros aufgrund geringer Umsatzrenditen und zu geringer Eigenkapitalausstattung im internationalen Vergleich weiter hinterherhinken. Darum wird unser Weg zu einem gesunden Wirtschaftszweig noch weit und beschwerlich sein. Wir fordern das Wirtschaftsministerium deswegen dringend auf, die Grundlagen für eine realistische Bewertung von Ingenieurleistungen zu legen und in eine neue verbindliche Honorarordnung einfließen zu lassen.“ (Bericht von TGA Fachplaner: BMWi verspricht Reform bis 2013)
Personal ist weiterhin Mangelware
Das höhere Umsatzvolumen hat in den Büros unmittelbar zu einem Personalaufbau geführt. 327 Unternehmen (32 %) haben 2011 insgesamt 1581 hoch qualifizierte Stellen aufgebaut. 52 % hielten ihren Personalstamm. Lediglich 12 % mussten Personal abbauen. Auch 2012 wollen die Unternehmen weiter Personal aufbauen. 28 % denken an Neueinstellungen (TGA: 32 %). 60 % wollen das Auftragsvolumen mit den vorhandenen Mitarbeitern stemmen. Nur 12 % planen Personalabbau. Die Personalbeschaffung bleibt vor dem Hintergrund der „Ingenieurlücke“ schwierig. 68 % (TGA: 77 %) der VBI-Mitgliedsunternehmen geben an, vakante Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Eine Besserung der Situation ist auch 2012 nicht in Sicht. Auch spielt für 16 % (Vorjahr nur 9 %) das Problem der Personalabwerbung eine zunehmende Rolle (TGA: 20 %).
Preisverfall ist die größte Bedrohung
Der VBI fragte auch nach Ursachen für eine mögliche Verschärfung des Wettbewerbs. Hier gaben 60 % (TGA: 44 %) an, dass sie einen Preisverfall bei Ingenieurleistungen verzeichnen. 28 % sehen ein Überangebot an Ingenieurdienstleitern als Ursache. Für 21 % tragen Eigenplanungen der öffentlichen Hand und für 16 % die Konkurrenz durch scheinprivatisierte, in der Regel mehrwertsteuerbefreite Unternehmen zur Verschärfung des Wettbewerbs bei. 21 % (TGA: 32 %) sehen keine Verschärfung des Wettbewerbs. ■