Intelligenten Zählern – einer beliebten Zukunftsvision in der Energiepolitik – stehen die Verbraucher bisher kritisch gegenüber. Das ergeben die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die heute auf der gemeinsamen Pressekonferenz von Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne) vorgestellt wurden. Hintergrund ist eine diffuse Ausgangssituation mit daraus resultierender Unsicherheit – auf Seiten der Verbraucher und des Marktes. Umfangreiche Neuerungen in der Energiebranche müssen dringend auf den Weg gebracht werden. Dafür aber fehlt es an klaren Vorgaben von Politik und Gesetzgebung. Dies kritisiert der bne ebenso wie der vzbv. Gemeinsam fordern sie eine marktorientierte Einführung von intelligenten Zählern, die die unterschiedlichen Interessen von Verbrauchern und Wettbewerbern ausreichend berücksichtigen.
Standards und politische Strategie fehlen
„Intelligente Stromzähler sind ein wichtiger Bestandteil für das Netz der Zukunft, das die Erneuerbaren und die Nachfrage zusammenführen soll. Hier ist die Politik gefragt, durch klare Entscheidungen die startbereiten Marktkräfte freizusetzen“, fordert Robert Busch, Geschäftsführer des bne. Dabei gibt er zu bedenken: „Gesetzliches Ziel ist die Einführung flexibler Tarife zum Ende des Jahres. Bisher gibt es aber weder die notwendige Infrastruktur, noch verlässliche Standards. Soll sich hier ein wettbewerblicher Markt entwickeln, sind Kommunikationsstandards unerlässlich.“
Neue Monopole und Kleinstaaterei befürchtet
Würde politisch eine flächendeckende Ausstattung mit standardisierten Zählern vorgegeben, müsste in jedem Fall vorab geklärt werden, welche notwendigen Anforderungen er Zähler erfüllen muss. „Bei allem politischen Handlungsdruck wurde bisher keine tragfähige Strategie für das übergeordnete Ziel der Integration erneuerbarer Energien durch intelligente Netze entwickelt.“ Dies führe gegenwärtig einerseits zu einer Marktlähmung, andererseits zu lokalen Speziallösungen bis hin zu neuen Monopolen, durch deren Kleinstaaterei Wettbewerb von vorneherein zunichte gemacht würde.
Politische Diskussion hat Verbraucher vernachlässigt
Der vzbv kritisiert, dass in der politischen Diskussion um intelligente Zähler und die Fernsteuerung von Geräten im Haushalt die Interessen der Verbraucher zu lange vernachlässigt wurden. Aus diesem Grund hat der Verband Anfang des Jahres eine Studie zur Ermittlung der Verbraucherakzeptanz in Auftrag gegeben, die kurz vor dem Abschluss steht. Die Studie zeigt, dass die Skepsis bezüglich der Vorteile neuer Zähler und Tarife bei Verbrauchern größer ist als erwartet und das aus den unterschiedlichsten Gründen.
„Viele Verbraucher haben keinen Bedarf
„Ein großer Teil der Verbraucher hat schlicht keinen Bedarf für Intelligenz im Haus. Politik und Versorger müssen endlich verstehen, dass es ohne den Endkunden aber nicht funktionieren kann, vor allem wenn dieser vom Nutzen nicht überzeugt ist“, sagt Dr. Holger Krawinkel, Fachbereichsleiter Bauen, Energie, Umwelt beim vzbv. Wichtige Erfolgsfaktoren seien: mehr Information über Ziele und Funktionen, einfache technische Lösungen und eine überzeugende Kosten-Nutzen Relation. „Was wir brauchen, ist eine Lösung, die alle Kundengruppen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen umfasst, auch wenn das bedeutet, dass sich de facto für manche nichts verändert“, sagt Krawinkel. ToR
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