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Abschottung brennbarer Rohre

Brandübertragung nach unten: „Keine erhöhten Risiken“

Jakkgrit – stock.adobe.com

Die Veröffentlichung „IZEG-Brandversuch 2021“ warnt auf der Basis von orientierenden Brandversuchen vor Sicherheitslücken bei der Abschottung von Abwasserrohrsystemen aus thermoplastischen Werkstoffen. Der Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) sieht solche Risiken nicht.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
Der Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) hat das Positionspapier „Risikobetrachtung bei der Abschottung thermoplastischer Rohre bei einer Brandbeanspruchung von oben“ veröffentlicht.
■ Es folgt auf den „IZEG-Brandversuch 2021“, der Sicherheitslücken bei deckenunterseitig eingebauten Rohrabschottungen an brennbaren Rohren aufzeigen sollte.
■ Der bvfa sieht aktuell keinen Grund, die derzeit geltenden baurechtlichen Anforderungen oder die Prüfgrundsätze des DIBt zu ändern.
 

Mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung „IZEG-Brandversuch 2021“ durch das Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss (IZEG) gibt es die erste Reaktion. Ende August 2022 hat der Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) das Positionspapier „Risikobetrachtung bei der Abschottung thermoplastischer Rohre bei einer Brandbeanspruchung von oben“ [1] veröffentlicht und dazu erklärt:

„In unregelmäßigen Abständen wird insbesondere von einigen Herstellern nichtbrennbarer Abwasserrohre diskutiert, ob deckenunterseitige Abschottungen an brennbaren Rohren bei einer Brandbeanspruchung von oben Feuer und Rauch in das darunter liegende Geschoß übertragen könnten.

Das neue bvfa-Positionspapier […] kommt zu dem Schluss, dass derzeit keine erhöhten Risiken vorliegen. Der bvfa sieht keinen Grund, die derzeit geltenden baurechtlichen Anforderungen oder die Prüfgrundsätze des DIBt zu ändern. Für das Positionspapier der bvfa-Fachgruppe Baulicher Brandschutz wurden die einschlägigen Vorschriften und Richtlinien, wie Bauordnungen, MLAR und Normen sowie die Prüfgrundsätze des DIBt, geprüft sowie intensiv bei Feuerwehren und Sachversicherern zu möglichen Schadensfällen recherchiert.“

„Nach wie vor ausreichend und sicher“

Die bvfa-Pressemitteilung schließt so ab: „Deckenunterseitig angeordnete Manschetten bzw. Bandagen an brennbaren Rohren erfüllen die normativen und bauaufsichtlichen Anforderungen nach wie vor ausreichend und sicher, auch bei einer Brandbeanspruchung von oben.“

Allerdings heißt es in dem Positionspapier auch: „Eine differenzierte Risikobetrachtung und -bewertung bei dem Brandszenario ‚Brand von oben nach unten‘ hinsichtlich Wirkungsweise und Abhängigkeiten sämtlicher Einflussgrößen (Rohrwerkstoff, Rohrdurchmesser, unterschiedliche Rohrwandstärken, Baustoffklassifizierung, Brandraumthermik, Druckverhältnisse, Einfluss der Sauerstoffkonzentration, Einfluss der Brandlasten) mit aussagekräftigen Ergebnissen zu den Auswirkungen (Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungsumfang) liegt derzeit nicht vor.“

IZEG-Brandversuch 2021 „trägt nicht zur Klärung des Sachverhalts bei“

Und: „Der im Jahre 2021 durch das Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. (IZEG) durchgeführte Brandversuch konnte nicht zur Klärung des Sachverhalts beitragen, da er auf Grundlage einer nicht normativen Prüfung (ad hoc Szenario) durchgeführt wurde. […] Zu dem durchgeführten Prüfversuchsaufbau existieren keine mit Prüf- und Zulassungsstelle abgestimmten Vorgaben.“

Leider stimmen sich auch reale Brandereignisse nicht vorher mit den Prüf- und Zulassungsstellen ab. Es wäre also konsequent, Zweifel nicht nur durch eine Literaturrecherche, sondern durch reale Installationen abbildende Brandversuche auszuräumen.

Auch hierzu enthält das Positionspapier eine Position: „Da seit 1985 keine systematisch dokumentierten und näher untersuchten realen Schadensfälle öffentlich bekannt sind, stellt sich die Frage, ob die […] Schutzziele jemals durch die nicht betrachtete Situation ‚Brandübertragung von Leitungsdurchführungen von oben nach unten‘ gefährdet waren und ein Forschungsvorhaben gerechtfertigt ist. Sollte diese Thematik dennoch durch die Bauaufsichtsbehörden untersucht werden, würde der bvfa sich natürlich bereit erklären, dabei unterstützend tätig zu sein.“

Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Brandschutz

Literatur

[1] bvfa-Pos-2022-17 (01) Risikobetrachtung bei der Abschottung thermoplastischer Rohre bei einer Brandbeanspruchung von oben. Würzburg, bvfa, Juli 2022

[2] Brandenburg, Karl-Heinz; Lorbeer, Gerhard: Brandweiterleitung nach unten bei Abwasserrohren. Abschottung muss in alle Richtungen wirken. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA 08-2021

[3] Simon, Friedhelm: Brandweiterleitung durch Abwasserleitungen. Sekundärbrände als Risiko erkennen. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA 11-2021