Kompakt informieren
- Im Privatbereich haben viele Konzepte des anlagentechnischen Brandschutzes bisher nur eine geringe oder sehr geringe Durchdringung. Auto-matische Kleinst- und Hauslöschanlagen werden hierzulande kaum eingesetzt.
- Einer frühzeitigen Branddetektion und effektiven Brandbekämpfung kommt generell eine große Bedeutung zu. Mit absehbaren Entwicklungen dürfte sie noch wesentlich größer werden.
- Andere Länder sind Deutschland bereits weit voraus. Haussprinkleranlagen gehören in den USA schon länger zum gängigen Repertoire des Brandschutzes. Künftig könnten höhere Anforderungen der Versicherer die Nachfrage, zunächst mit bestimmten Schwerpunkten, verstärken.
Handfeuerlöscher im Haushalt sind eine sinnvolle Investition in die eigene Sicherheit. Eine Verpflichtung zur Vorhaltung von Feuerlöschern existiert jedoch ausschließlich im Gewerbe. Deshalb ist die Verbreitung von Feuerlöschern im Privatbereich längst nicht auf dem Stand, der für gewerbliche Bereiche vorgeschrieben ist. Das ist bereits ein großes Manko, doch was passiert während der Abwesenheit der Bewohner?
Für Hauseigentümer und die Planer ihrer Objekte empfiehlt sich, über den Einbau einer automatischen Hauslöschanlage nachzudenken. Der erweiterte Personen- und Sachwertschutz durch eine solche Anlage ist im gewerblichen Bereich nicht nur gesetzlich, sondern oftmals auch von der Versicherungswirtschaft gefordert. Das ist künftig aufgrund des immens gestiegenen Werts von Immobilien auch im Privatbereich durchaus vorstellbar.
Wandel auch bei der Feuer(ab)wehr
Ein weiteres Argument für den Einbau von Hauslöschanlagen ist die abnehmende Verfügbarkeit einsatzbereiter Freiwilliger Feuerwehren. Die Gründe hierfür liegen in der demografischen Entwicklung, der Bevölkerungswanderung hin zu den Ballungszentren und in fehlenden Einsatzkräften. Damit werden sich in Zukunft Anmarschzeiten und Aktionsradien verändern.
Einer frühzeitigen Branddetektion und effektiven Brandbekämpfung kommt somit eine wesentlich größere Bedeutung zu. Denkbar ist, dass das aktuelle System des abwehrenden Brandschutzes, das sich durch eine hohe Verfügbarkeit in der Fläche auszeichnet, nicht mehr selbstverständlich sein wird. Vorbeugen sollte man deshalb schon jetzt durch technische Maßnahmen. Andere Länder sind uns hier bereits weit voraus. So gehören Haussprinkleranlagen in den USA schon länger zum gängigen Repertoire des Brandschutzes.
Kleinstlöschanlagen schon getestet
An der MPA Dresden wurden bereits einige Systeme vorgestellt und hinsichtlich ihrer Effektivität bei der Brandbekämpfung getestet. So gibt es bereits technische Lösungen zum Einbau von Kleinstlöschanlagen in elektrische Systeme, wie Fernsehgeräte oder Computer. Im Falle des Versagens elektronischer Bauteile können diese Anlagen bei ihrer Auslösung die Stromzufuhr unterbrechen, kleine Mengen Löschgas gezielt auf Leiterplatten oder ähnliche Bauteile aufbringen und so Entstehungsbrände frühzeitig bekämpfen.
Andere Systeme arbeiten mit einer besonderen Aerosoltechnik, bei der durch chemische Reaktion feine Löschmittelpartikel erzeugt und ausgestoßen werden, welche die freien Radikale im Brandprozess binden und das Feuer löschen. Mit solchen Systemen lassen sich bereits heute Transportbehälter, Serverschränke und ganze Räume absichern und im Brandfall löschen. Vorteile der Aerosoltechnik liegen unter anderem im geringen Platzbedarf der Einbauten, weitgehend rückstandsfreiem Löschen, der Skalierbarkeit für unterschiedliche Raumgrößen und Raumstrukturen sowie den überschaubaren Anschaffungs- und Wartungskosten. Verbunden mit der zugehörigen Melde- und Alarmierungstechnik entsteht so ein effizientes System, das Menschen und Einrichtung schützt.
Einfache automatische Löschsysteme
Technisch wesentlich aufwendiger und damit auch teurer sind Gaslösch- oder Sprinklersysteme. In Betriebsgebäuden ist ihr Einbau gängige Praxis und Bestandteil der Baugenehmigung und der Betriebserlaubnis. Oft wird die Vorhaltung automatischer Löschanlagen auch von den Schadensversicherern in Verbindung mit der Senkung von Versicherungsprämien gefordert. Durch den Einbau automatischer Löschanlagen sinkt zwar nicht das Brandrisiko, aber die Schadenshöhe wird signifikant begrenzt.
Höhere Immobilienpreise, die technische Aufrüstung und Vernetzung der Gebäudeinstallationen und die damit verbundenen höheren Schadenssummen könnten durchaus dazu führen, dass Versicherungen auch im Privatbereich umdenken. Denkbare Szenarien für den Einsatz von Hauslöschanlagen sind:
- Systeme für die Nutzung alternativer Energien, hier besonders die Sicherung von Energiespeichern.
- Die zusätzliche Absicherung von Ladestationen für E-Bikes, Elektrofahrzeuge etc.
- Heizungs- und Klimasysteme bis hin zu kleinen Blockheizkraftwerken (Brennstoffzellen), die mittlerweile im privaten Sektor Einzug gehalten haben.
- Lagerbereiche für Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen (z. B. Holzpellets).
Automatische Löschsysteme einfachster Art können zum Beispiel Feuerlöscher mit eingebautem Sprinklerkopf sein. Hier erfolgt das Erkennen und Löschen wie bei herkömmlichen Sprinklersystemen mit wässrigem Löschmittel oder Löschpulver. Solche Systeme sind schon heute in Sportbooten zur Absicherung von Motorräumen im Einsatz und werden in Bussen zum Löschen von Motorbränden eingesetzt.
Prüfprogramme für Neuentwicklungen
Alles in allem ist ein breites Anwendungsspektrum für den privaten Sektor erkennbar, dem perspektivisch eine zunehmende Bedeutung für die Einführung automatischer Löschsysteme zukommen wird.
Die MPA Dresden wird diesen Prozess fachlich begleiten. Für Brandversuche verschiedener Größenordnungen werden daher am Standort in Freiberg mehrere Versuchsanlagen betrieben. Für Versuche unter freiem Himmel – zum Beispiel an Fahrzeugen, Tanks oder Transformatoren – steht ein Brandplatz mit 600 m2 Grundfläche zur Verfügung. Brandereignisse in geschlossenen Räumen, wie die Entzündung einer Fritteuse, können dagegen in der Brandhalle untersucht werden. Auf einer Grundfläche von 200 m2 und einer Deckenhöhe von bis zu 8,4 m kann mit Brandobjekten vom Mobiltelefon bis zur Blocklagerung mehrerer Europaletten geprüft werden.
Da Neuentwicklungen im Bereich der Löschanlagen oft nicht unter den Anwendungsbereich gängiger Normen fallen, müssen für den Leistungsnachweis häufig spezielle Prüfprogramme ausgearbeitet und durchgeführt werden. Den Herstellern stehen bei der MPA hierfür die erfahrenen Prüfingenieure des Bereiches Feuerlöschgeräte und Feuerlöschmittel beratend zur Seite.
Dipl.- Ing. Thomas Hübler
ist Geschäftsführer der MPA Dresden, Freiberg, Gutachter für baulichen Brandschutz und arbeitet in diversen Normenausschüssen von DIN, CEN und ISO mit. www.mpa-dresden.de