Für das Zeichnen und Aktualisieren von Flucht- und Rettungsplänen oder für die Erstellung und den Nachweis von Brandschutzkonzepten eignen sich CAD- und Grafik- oder Office-Programme nur bedingt. Spezielle Software verspricht weniger Aufwand und mehr Sicherheit.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Aktuelle Brandschutzsoftware vereinfacht das Zeichnen von Flucht- und Rettungsplänen, Feuerwehrplänen etc. und gibt mehr Sicherheit beim Nachweis von Brandschutzkonzepten.
■ Dazu bieten inzwischen zahlreiche Programme nützliche Funktionen, wie eine Raumkonturerkennung, aktuelle und normkonforme Symbolkataloge oder eine automatische Legendengenerierung.
■ Auch die Erstellung und den Nachweis von Brandschutzkonzepten wird von speziellen Programmen durch Eingabeassistenten, Schritt-für-Schritt-Abfragen, hinterlegte Gesetzestexte, Verordnungen und Richtlinien und weitere Funktionen unterstützt.
■ Achten sollte man darauf, ob die Software auch Nachweise für spezielle Objekte unterstützt, beispielsweise Industrie- und Gewerbebauten oder Denkmalschutzobjekte.
Flucht- und Rettungspläne oder Brandschutzkonzepte werden teilweise immer noch mit im Büro vorhandener CAD-, Grafik- oder Office-Software erstellt. Zwar enthalten CAD-Programme alle wichtigen Funktionen, wie die automatische Raumkonturerkennung, transparente Farbflächen oder eine Symbolverwaltung.
Doch es können sich schnell Fehler einschleichen, weil die Symbolik nicht mehr aktuell ist, eine automatische Planlegendengenerierung, normkonforme Vorlagen, Vollständigkeits- oder Plausibilitätsprüfungen fehlen. Außerdem braucht man meist länger.
Spezielle Software für Flucht- und Rettungspläne sowie für Brandschutzkonzepte und -nachweise unterstützt Planer bei der korrekten Erstellung und Zusammenstellung aller Unterlagen. Eingabemasken und strukturierte Abfragen sorgen dafür, dass Wichtiges nicht vergessen wird, kontextbezogene Hilfetexte und Vorgabewerte beschleunigen die Eingabe.
Vorteile bei der Fluchtplanerstellung
Software für die Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen, Feuerwehrplänen, Feuerwehreinsatzplänen, Feuerwehrlaufkarten, Bestuhlungsplänen, Brandschutzplänen oder Brandschutzordnungen ermöglicht eine normgerechte Planerstellung (Symbolik, Schrift-/Symbolgrößen, Farben etc.).
Der Gebäudegrundriss, in der Regel per DXF-, DWG- oder PDF-Schnittstelle importiert, enthält idealer Weise alle erforderlichen Grundrissinformationen strukturiert auf getrennten Folien oder Layern. Nicht benötigte Folien können im Programm selektiv entfernt werden. Stehen nur Papierpläne zur Verfügung, lassen sich bei einigen Programmen auch gescannte Pläne in Form von Pixeldaten importieren. Alternativ können Grundrisse auch mit dem meist im Programm enthaltenen Grundrisseditor gezeichnet werden. Parametrisierbare Architekturobjekte, wie Wände, Fenster, Türen, Stützen oder Treppen etc., machen die Grundrisserstellung dann komfortabler.
Für die Kennzeichnung der Fluchtwege stehen transparente Farben bereit, sodass darunterliegende Planinformationen erkennbar bleiben. Aus einer übersichtlich gegliederten, individuell erweiterbaren Bibliothek für Brandschutz- und Rettungszeichen, Gebots- und Verbotszeichen, Warnzeichen etc. nach DIN ISO 23601, DIN EN ISO 7010 etc. können danach die entsprechenden Symbole in den Plan eingefügt werden. Über einen zuvor definierten Skalierungsfaktor haben die Symbole stets eine zum gewählten Grundrissmaßstab passende Größe.
Eine automatische Raumkonturerkennung vereinfacht die Definition von Flächengrenzen. Eine Folienverwaltung ermöglicht eine übersichtliche Strukturierung auch großer und komplexer Pläne. Hilfslinien, Raster- und Fangpunkte vereinfachen die Platzierung von Symbolen, Pfeilen oder der Beschriftung.
Lassen sich Objekte gruppieren, Objekteigenschaften ändern und letzte Aktionen stornieren oder wiederherstellen, macht das die Planerstellung und -änderung komfortabler.
Abschließend werden Planlegenden, Verhaltensanweisungen und gegebenenfalls Übersichtspläne eingefügt. Für die Planlegenden-Generierung werden entweder fertig beschriftete Legenden-Vorlagen verwendet und an den aktuellen Plan angepasst. Zeitsparender sind automatisch generierte Legenden, die alle im Plan verwendeten Symbole auflisten und erläutern.
Ein Planstempel, ein Firmenlogo sowie ein Planrahmen komplettieren den Plan, der meist auch in anderen Sprachen ausgegeben werden kann. Eine Druckvorschau spart Zeit und Papier bei der Druckausgabe. Der fertige Plan kann anschließend auf dem Bürodrucker oder über einen (Online-)Druckservice ausgegeben werden. Dieser übernimmt die im PDF-Format exportierten Plandaten, druckt sie lichtbeständig und auf verzugsfreiem Material aus und rahmt sie auf Wunsch.
Brandschutzkonzepte Schritt für Schritt
Brandschutzkonzept-Software muss einerseits vorgegebenen Strukturen folgen, die schrittweise abgearbeitet werden, damit Wichtiges nicht vergessen wird. Andererseits muss sie aber auch flexibel sein, damit nicht nur Standardobjekte, sondern beispielsweise auch für Industrie- und Gewerbebauten oder Denkmalschutzobjekte taugliche Brandschutzkonzepte nachgewiesen werden können.
Nach der Eingabe der Stammdaten (Entwurfsverfasser, Bauherr, Bauvorhaben, Grundstücks- und Gebäudedaten etc.), die wahlweise auch einer Stammdatenbank entnommen werden können, folgt die brandschutztechnische Einstufung des Objekts, bei der Flächen, Geschosse, Grenzabstände, die Nutzungsart und andere Spezifikationen abgefragt werden.
Ausgehend von den Anwenderangaben werden dabei aus der Fülle der rechtlichen Anforderungen die für das jeweilige Gebäude relevanten herausgefiltert. Danach wird ein Musterkonzept erzeugt, das anschließend an das konkrete Projekt individuell angepasst wird. Bereits bearbeitete oder noch offene Punkte werden ebenso gekennzeichnet wie Abweichungen und Erleichterungen, die sukzessive abgearbeitet werden können.
Erläuternde Texte lassen sich ebenso importieren und einfügen wie teilweise auch Bilder, Grafiken oder Pläne, die man durch Symbole, Kommentare oder Linien ergänzen kann.
Die Anwenderangaben werden ausgewertet und auf Konformität mit allen relevanten, im Programm hinterlegten und kontinuierlich aktualisierten bau- und brandschutzrechtlichen Regelwerken überprüft. Danach wird der aus einem Erläuterungsbericht mit Textteil, einer tabellenförmigen Festlegung von Anforderungen, Planunterlagen und Abbildungen bestehende Brandschutznachweis generiert.
Eine Vorschaufunktion macht die einseitige, teilweise auch zweiseitige Druckausgabe (Duplexdruck) der mit einem individuellen Bürolayout versehenen Dokumente komfortabler.
Der fertige Brandschutznachweis kann als PDF-Dokument, respektive im RTF- oder DOCX-Textformat exportiert werden, sodass er per E-Mail versandt oder mit Office-Programmen weiterbearbeitet werden kann.
Was bietet der Markt?
Das Softwareangebot für die verschiedenen Aufgabenbereiche ist sehr unterschiedlich: Während aktuell etwa ein gutes Dutzend deutschsprachiger Programme für die Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen, Feuerwehrplänen etc. angeboten wird, sind für die Erstellung von Brandschutzkonzepten und -nachweisen derzeit nur zwei Programme erhältlich: der Brandschutznachweis von Weise Software und der FeuerTrutz Composer von FeuerTrutz Network.
So unterschiedlich wie das Angebot sind auch das Konzept, der Funktionsumfang und der Bedienkomfort. Neben Zusatzapplikationen oder Plug-ins von allgemeinen oder bauspezifischen CAD-Programmen (z. B. Spirit BrandSP), werden auch speziell für diesen Bereich entwickelte Anwendungen (z. B. Fluchtplan) offeriert. Die Programme sind meist PC-, respektive Server-basiert (On Premise) mit einer lokalen Datenhaltung.
Inzwischen gibt es aber auch SaaS-Lösungen, die plattform- und betriebssystemunabhängig über den Webbrowser bedient werden können und Anwenderdaten auf externen Webservern speichern (z. B. Fluchtplan Manager oder FeuerTrutz Composer).
Die Einsatzbereiche fokussieren sich auf Flucht- und Rettungspläne, Feuerwehrpläne, Feuerwehreinsatzpläne, Feuerwehrlaufkarten und Bestuhlungspläne. Teilweise können aber auch Brandschutzpläne der verschiedenen Leistungsphasen sowie Brandschutzordnungen, Teil A, B und C erstellt werden. Software für die Erstellung von Brandschutzkonzepten oder -nachweisen aller Bundesländer und Gebäudeklassen berücksichtigt teilweise auch geregelte und ungeregelte Sonderbauten sowie Industriebauten.
Die meisten Programme verfügen über Funktionen für die Projekt- und Nutzerverwaltung, die ein paralleles Öffnen und Bearbeiten von Plänen und Projekten sowie einen schnellen Cut+Paste-Austausch von Daten ermöglichen.
Eine Projekt- und Nutzerverwaltung ermöglicht bei mehreren Bearbeitern eine flexible Anzeige, Bearbeitung und Ausgabe von Projekten, unter Berücksichtigung der individuellen Nutzerrechte.
Bei den Angaben für den Kaufpreis oder Mietpreis pro Monat (in den Tabellen exklusive Mehrwertsteuer) sollte man auf eventuelle Zusatzkosten, beispielsweise für Symbolbibliotheken oder für zusätzlichen Online-Speicherplatz bei SaaS-Lösungen achten. Bei allen OnPremise-Lösungen kommen Kosten für den Wartungsvertrag (ca. 10 bis 20 % vom Software-Kaufpreis pro Jahr) sowie eventuelle Schulungskosten hinzu.
Neben der Software, sollte man sich auch den Anbieter näher anschauen, mit dem man in der Regel eine jahrelange Partnerschaft im Hinblick auf den Support, Software-Aktualisierungen, Schulungen etc. eingeht: Seit wann gibt es ihn, welche Zielgruppen spricht er an, wie viele Mitarbeiter hat er und nicht zuletzt – wie gut erreichbar, kompetent und freundlich ist der Support? Das sind Fragen, die man am besten mit einem kurzen Anruf, beispielsweise der Support-Abteilung klären kann. Marian Behaneck
Worauf achten bei Flucht- und Rettungsplänen?
Flucht- und Rettungspläne müssen den aktuellen Stand der Gebäudestruktur und der Brandschutztechnik wiedergeben, übersichtlich sein und neben den Vorgaben der DIN ISO 23601 auch anderen Richtlinien entsprechen (siehe Literatur). Zur schnellen Orientierung muss der Plan bezogen auf den aktuellen Standort orientiert und darin der Standort des Betrachters markiert werden. Wird nur ein Teil des Gesamtgrundrisses dargestellt, muss eine Übersichtsskizze die Lage im Gesamtkomplex zeigen. Flucht- und Rettungspläne sind an gut sichtbaren Stellen in der Nähe von Gebäudeaus- oder Gebäudeeingängen, im Flurbereich in Treppenhausnähe etc. anzubringen. Bei Stromausfall muss eine Notbeleuchtung die Lesbarkeit gewährleisten. Mindestens alle zwei Jahre müssen die Pläne auf Aktualität geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier TGA+E-Software
Literatur / weitere Infos
[1] DIN ISO 23601 Sicherheitskennzeichnung – Flucht- und Rettungspläne (ISO 23601:2020). Berlin: Beuth Verlag, November 2021
[2] DIN EN ISO 7010 Graphische Symbole – Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen - Registrierte Sicherheitszeichen (ISO 7010:2019). Berlin: Beuth Verlag, Juli 2020
[3] DIN ISO 3864-1 Graphische Symbole – Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen – Teil 1: Gestaltungsgrundlagen für Sicherheitszeichen und Sicherheitsmarkierungen (ISO 3864-1:2011). Berlin: Beuth Verlag, Juni 2012
[4] DIN ISO 3864-3 Graphische Symbole – Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen – Teil 3: Gestaltungsgrundlagen für graphische Symbole zur Anwendung in Sicherheitszeichen (ISO 3864-3:2012). Berlin: Beuth Verlag, November 2012
[5] DIN 14034-6 Graphische Symbole für das Feuerwehrwesen – Teil 6: Bauliche Einrichtungen. Berlin: Beuth Verlag, April 2016
[6] DIN 14095 Feuerwehrpläne für bauliche Anlagen. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2007
[7] DIN 14096 Brandschutzordnung – Regeln für das Erstellen und das Aushängen. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2014
[8] DIN 14675-1 Brandmeldeanlagen – Teil 1: Aufbau und Betrieb. Berlin: Beuth Verlag, Januar 2020
[9] DGUV Vorschrift 9 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung am Arbeitsplatz, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. Berlin: DGUV April 2002
[10] ASR A 1.3 Technische Regeln für Arbeitsstätten – Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Juni 2017
[11] ASR A 2.3 Technische Regeln für Arbeitsstätten – Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dezember 2016
[12] VDI 3819-4 (Entwurf) Brandschutz für Gebäude – Anforderungen an Brandschutzpläne. Berlin: Beuth Verlag, Dezember 2019
[13] Roszak, M., Schmitz, C.: Flucht- und Rettungspläne – Anforderungen, Aufstellungen und praktische Umsetzung. Eltville: FeuerTrutz Network, 2020
[14] www.bgbau-medien.de Formulare, Sicherheitszeichen etc.
[15] www.baua.de Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
[16] www.baunetzwissen.de Rubrik „Brandschutz“
[17] www.feuertrutz.de Verlag für Brandschutzpublikationen
[18] www.safetyconsult.de Dienstleister mit vielen Infos
Weitere Produkte und Anbieter (Auswahl)
Arcadia BIM Fluchtplan & Rettungsplan www.arcadia-bim.de
DDScad Security www.dds-cad.de
HottCAD Brandschutz-Bibliothek www.hottgenroth.de
MegaCAD Feuerware www.megatech.de
ViCADo.flucht+rettung www.mbaec.de