Kompakt informieren
- Den Personenschutz im Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museums Bochum gewährleistet ein Betreibermodell mit umfassender Brandmelde-, Alarmierungs- und Videotechnik.
- Die Branddetektion sichern optische Rauchmelder, die über einstellbare Parametersätze verfügen und unempfindlich gegen Staub und Betauung sind.
- Bei einer Brandmeldung wird ein elektroakustisches Sprachalarmsystem aktiviert. Ein intelligentes Videosystem sorgt dafür, dass Störungen der Personenströme erkannt und behoben werden können.
Das 1930 gegründete Deutsche Bergbau-Museum in Bochum gilt als bedeutendstes und größtes Fachmuseum für Bergbau weltweit Abb. 1. Es lockt Jahr für Jahr rund 400000 Besucher an. Anschaulich illustriert es die Entwicklung und Geschichte des Bergbaus von den ersten Anfängen bis in die Gegenwart hinein. Als besonderes Highlight der Ausstellung befindet sich unter dem Museumsgebäude ein einzigartiges, realitätsgetreu nachgebildetes Anschauungsbergwerk Abb. 2. Es erstreckt sich über rund 2,5 km in Tiefen zwischen 17 und 22 m. Originale, lauffähige Maschinen und Aggregate dokumentieren dort die technische Entwicklung des Bergbaus. Hier bekommen Besucher einen ganz unmittelbaren, persönlichen Eindruck von den Arbeitsbedingungen unter Tage.
Hinter den Kulissen dieser außergewöhnlichen Erlebniswelt arbeitet eine ebenfalls nicht alltägliche sicherheitstechnische Lösung von Siemens: Die Sicherheit von mehreren hunderttausend Besuchern pro Jahr bedeutet schon für einen herkömmlichen Museumsbau eine große Herausforderung. Umso höher liegen die Anforderungen in einem unterirdischen Bauwerk. Deshalb wurde 2008 die Sicherheitstechnik im Anschauungsbergwerk komplett neu eingerichtet. Oberstes Ziel war dabei der Personenschutz.
Siemens setzte diesen Anspruch flächendeckend mit einem umfassenden Konzept um, das Brandmelde-, Alarmierungs- und Videotechnik kombiniert. Sämtliche Systeme werden zentral am Info-Stand angezeigt und lassen sich von dort aus bedienen. Darüber hinaus bestehen Aufschaltungen zur Bochumer Feuerwehr und zu einer Service-Leitstelle des Herstellers. Ergänzt wird die neu realisierte Sicherheitstechnik durch eine Zentralbatterieanlage, die die bisher vorhandene Notstromversorgung ersetzt hat.
Errichtet wurde die Anlage in einem auf zehn Jahre angelegten Betreibermodell. Das heißt: Siemens verantwortet nicht nur Planung und Installation der sicherheitstechnischen Anlagen, sondern auch die gesamte Wartung und Instandhaltung. Die Vorteile dieses Modells liegen im jederzeit gesicherten Betrieb der Technik und in einer hohen Verfügbarkeit der eingesetzten Hardware. Zudem waren durch eine entsprechende Leasing-Lösung keine Investitionsmittel vonseiten des Museums erforderlich.
Brandmeldetechnik
Für eine lückenlose Branddetektion sichern 160 abgehängte optische Rauchmelder und zwölf Handfeuermelder zur manuellen Alarmierung das Anschauungsbergwerk. Auch die für Besucher nicht zugänglichen Strecken wurden dabei berücksichtigt. Die Handfeuermelder sind insbesondere an den Notausgängen zu finden. Neben der hohen Detektionssicherheit sprach auch die Unempfindlichkeit gegen Staub und Betauung für die eingesetzten Melder der Modellreihe Sinteso. Sie verfügen über dafür notwendige und einstellbare Parametersätze.
Aufgeteilt in 27 Gruppen, sind sie im Loop – also ringförmig – installiert. Diese Verkabelungsform gewährleistet, dass auch bei Unterbrechung des Leitungsnetzes alle Melder weiterhin versorgt werden und in Betrieb bleiben. Eine normgerechte Notstromversorgung stellt sicher, dass bei Netzausfall die Brandmeldeanlage in Funktion bleibt. Als weiterer Vorteil lässt sich der Standort eines jeden einzelnen Melders exakt lokalisieren. Zusätzlich dokumentieren Feuerwehrlaufkarten alle Standorte, sodass ein entstehender Brand schnell erreicht und gezielt bekämpft werden kann. Zum Anschluss von externen Alarmierungssystemen, Feuerwehrbedienfeldern und weiteren Steuerungen stehen entsprechende Schnittstellen bereit.
Akustische Sprachalarmierung
Meldet die Brandmeldeanlage ein entstehendes Feuer, steuert sie direkt ein elektroakustisches Sprachalarmsystem an. Über hinterlegte, eindeutige Nachrichten oder über individuell eingesprochene Hinweise lässt sich so der betroffene Bereich zügig evakuieren. Bei Ausfall eines Verstärkers wird durch eine Havarie-Schaltung automatisch auf einen Reserve-Verstärker umgeschaltet. Ebenso ist eine Feuerwehrsprechstelle gemäß VDE 0828 für Ansagen der Einsatzkräfte vorhanden.
Die einfache Installation und die intuitive Bedienung des Sprachalarmierungssystems sorgen für schnelle, sichere Geräteeinstellung und einen zuverlässigen Betrieb vor Ort. Alle wesentlichen Komponenten der Anlage werden permanent vom System auf ihre Betriebsfähigkeit hin überwacht und entsprechende Fehlermeldungen mittels Klartext angezeigt. Ähnlich wie bei den Bandmeldern wird auch bei den Komponenten der Sprachalarmierungsanlage durch Ring-Verkabelung der Funktionserhalt bei einer einfachen Leitungsunterbrechung sichergestellt. Ebenso hält eine eigene Notstromversorgung bei Ausfall der Betriebsspannung die Funktion der Spannungsversorgung gemäß den DIN-Vorschriften aufrecht.
Die insgesamt 45 Lautsprecher sind als Doppelrichtungssystem mit jeweils zwei Twin-cone-Chassis zur gleichzeitigen Abstrahlung in zwei Richtungen ausgeführt. Sie werden in einem Evakuierungs-Bereich durch Anschluss jedes zweiten Lautsprechers an einer Linie redundant verkabelt. Bei einem Kurzschluss an einem Lautsprecher trennt eine Keramik-Schraubklemme diesen aus dem geschalteten Kreis, sodass ein Ausfall des gesamten Lautsprecherkreises vermieden wird.
Videotechnik
Ein intelligentes Videosystem sorgt dafür, dass eventuelle Störungen der Personenströme sofort erkannt und behoben werden können. Die Basis der Anlage bildet eine frei parametrierbare, modular erweiterbare und universell einsetzbare Videozentrale in Verbindung mit einem Hybridrekorder (Sistore MX). Die Zentrale verfügt über eine Ausfallüberwachung der Videosignale und Texteinblendungen im Videobild. Über drei serielle Schnittstellen (V.24/RS 232) lassen sich beispielsweise PCs anschalten. Ebenso besteht die Möglichkeit, die Standardbedienung und die Bildlauffunktion über frei parametrierbare Tasten vorzunehmen.
Angezeigt werden die Video-Bilder aus den insgesamt 17 Kameras auf zwei Monitoren mit Bild-in-Bild-Funktion. An einem der Monitore erfolgt die Bedienung mittels der vom Sistore MX abgesetzten Tastatur und Maus. Der Auswahl des am besten geeigneten Kamera-Modells gingen umfassende Videoversuche vor Ort voraus. Die Wahl fiel auf eine Tag-/Nacht-Variante mit Aluminiumgehäuse (Schutzklasse IP66), Wandarmbefestigung und 22-fach optischem Zoom. Diese Kamera lässt sich flexibel an unterschiedlichste Lichtverhältnisse anpassen und verfügt dazu auch über eine Tag-/Nacht-Umschaltung. Damit sind eine maximale Zeilenzahl von 530 Linien und eine Lichtempfindlichkeit von 0,01 Lux im Low-Shutter-Betrieb möglich. Trotz der vielfältigen technischen Möglichkeiten zeichnet sich die Kamera durch eine sehr kompakte und optisch unauffällige Bauform aus. •
Mehr Infos zum Thema in den TGAdossiers Brandschutz und Brandschutzprodukte: Auf https://www.tga-fachplaner.de/ einfach Webcode 724 bzw. 732 eingeben.
Dipl.-Ing. Michael Stillert
ist bei der Division Building Technologies der Siemens AG Teamleiter im Vertrieb für Fire Safety und Security Systems https://new.siemens.com/de/de/produkte/gebaeudetechnik.html