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- Der Funktions- und Systemumfang von Brandmeldeanlagen wird durch das Brandmeldekonzept definiert, das sich aus dem Brandschutzkonzept ableitet.
- Die Dokumentation der Errichtungsphasen einer Brandmeldeanlage wird häufig vernachlässigt. Unterstützung bietet das Merkblatt VdS 3140 mit Hinweisen, was vor der Planung und Errichtung zu berücksichtigen ist.
- Bei der Planung von Brandmeldeanlagen spart Software gegenüber dem Arbeiten mit Handbüchern und Katalogen Zeit und hilft, Fehler zu vermeiden. Besonders effizient sind Online-Tools.
Brandmeldeanlagen (BMA) leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit in Gebäuden. Durch die Meldung eines Brandes in einem frühen Stadium lassen sich Maßnahmen zur Gefahrenabwehr schnellstmöglich einleiten. Zu jedem Bauvorhaben gehört ein Sicherungskonzept. Es enthält das Nutzungsvorhaben für das Objekt und die darauf basierenden Schutzziele sowie die „Grobmaßnahmen“, die zur Erreichung dieser Schutzziele getroffen werden müssen. Aus dem Sicherungskonzept leitet sich das Brandschutzkonzept ab. Es umfasst die baulichen und anlagentechnischen Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes. Das Brandschutzkonzept wiederum ist die Grundlage für das Brandmeldekonzept. Dieses muss dem Planer vor der Planungsphase zur Verfügung stehen.
Unentbehrlich: das Brandmeldekonzept
Das Brandmeldekonzept definiert den Funktions- und Systemumfang einer Brandmeldeanlage. Es ist durch den Betreiber zu erstellen oder muss von ihm in Auftrag gegeben werden. Relevante Regelwerke für die Errichtung und den Betrieb einer einwandfrei funktionierenden Anlage sind dabei DIN VDE 0833, die Richtlinie VdS 2095 sowie DIN 14675. Letztere beschreibt die unterschiedlichen Phasen für den Aufbau und Betrieb von Brandmeldeanlagen. Dabei ist die Dokumentation jeder Phase als Grundlage für die Arbeiten der nachfolgenden Phase vorgeschrieben.
Die Sachverständigen bzw. der Zertifizierer VdS stellte bei der Anlagenabnahme, insbesondere bei kleinen und mittleren Anlagen, häufig fest, dass die Dokumentation der Brandmeldeanlage in Bezug auf Durchgängigkeit und Folgerichtigkeit lückenhaft ist. Das Brandmeldekonzept – nicht oder nur unzureichend vorhanden – überlässt die Ausarbeitung und Realisierung der Funktionsanforderungen an die BMA der Errichtungsphase. Die BMA-Errichter sind häufig jedoch gar nicht in der Lage, die fehlenden Schritte bzw. Dokumentationen einzusetzen. Sie werden damit gezwungen, Verantwortung für Teile der BMA zu übernehmen, die nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen.
Dies führte zur Erstellung des Merkblatts VdS 3140. Es ist im Wesentlichen eine Checkliste mit Hinweisen und Festlegungen, die vor der Planung und Errichtung einer Brandmeldeanlage zu berücksichtigen bzw. zu treffen sind. Das Brandmeldekonzept beinhaltet unter anderem:
- Allgemeines (beispielsweise auf welcher Normengrundlage geplant werden soll)
- Objektbeschreibung (Ausführung, Nutzungsart des Gebäudes)
- Brandlasten
- Gefährdungen
- bauliche Rauch- und Brandbegrenzung
- Brandentdeckung, Alarmierung
- Schutzziel
- Sicherungskonzept / Abdeckungsbereich der BMA
- Ansteuerung von Sicherungseinrichtungen durch die BMA
Das ausgearbeitete Brandschutzkonzept bildet die Basis für die Arbeit des Fachplaners.
Die Planung der Brandmeldeanlage
Bei der Planung einer Brandmeldeanlage muss der Planer häufig einen Spagat bewältigen: Einerseits besteht die Standard-Brandmeldeanlage heute aus durchschnittlich 100 Brandmeldern, verteilt auf zwei bis drei Loops an einer Brandmelderzentrale. Dieses „Universalsystem“ muss schnell geplant werden können.
Andererseits soll bei der Planung auf spezielle Anforderungen von Betreibern, Sachverständigen oder Feuerwehr flexibel reagiert werden können. Aus dem Universalsystem wird in diesem Fall ein individuell auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Kunden zugeschnittenes Sicherheitssystem. Jetzt gilt es, aus einem modularen Baukasten heraus zu planen. Hier ist tiefes herstellerspezifisches Wissen notwendig, um entscheiden zu können, mit welchem System sich die speziellen Leistungsanforderungen bestmöglich realisieren lassen.
Doch das Know-how, das der Planer zur Bewältigung solch komplexer Aufgaben benötigt, ist in der Regel nicht auf eine Person konzentriert. Stattdessen leisten mehrere Beteiligte ihren Beitrag zur Lösungsfindung. Die Aufgabe des Planers ist die optimale, korrekte Planung der Brandmeldeanlage auf der Grundlage des Brandmeldekonzepts. Der Planer kennt das Objekt, seine Nutzung und die vorhandenen Räume. Er bestimmt das Mengengerüst und die benötigten Meldertypen von Standard- bis zu Spezialmeldern. Darüber hinaus berücksichtigt er in der Planung besondere Anforderungen wie Brandfallsteuerungen, zusätzliche Bedienteile und Zusatzstromverbraucher.
Aufgrund der Vergleichbarkeit der verschiedenen am Markt verfügbaren Systeme kommt es bei der konkreten Planung der besten Lösung auf Details an. Hier ist das Wissen der Hersteller gefragt. Sie kennen „ihr“ System, dessen Stärken, aber auch dessen Leistungsgrenzen am besten. Technisch sind sie optimal auf die Hardware und Software geschult. So können sie bei der Planung die geeigneten Komponenten von den Meldern über die passende Brandmelderzentrale bis zur kompatiblen Zusatzperipherie schnell und korrekt zusammenstellen. Die Herausforderung an die Hersteller besteht darin, ihr Wissen den Planern so zugänglich zu machen, dass diese es bei der Projektierung effektiv nutzen können.
Zeitgemäße Planungsunterstützung
Jeder Planer kennt das: Kurzfristig wünscht ein potenzieller Auftraggeber die Abgabe einer schnellen Grobplanung bzw. Schätzung. Diese sollte möglichst mit einer nachvollziehbaren Dokumentation untermauert werden. Bisher griff der Planer dann zu den Hilfsmitteln, die die Hersteller ihm zur Verfügung stellen. In Planungshandbüchern, Datenblättern, Projektierungsanleitungen und zahlreichen weiteren Unterlagen finden sich alle benötigten Informationen.
Doch die Zusammenstellung des optimalen Systems ist auf diesem herkömmlichen Weg ausgesprochen zeitaufwendig. Erschwerend kommt hinzu, dass sich aufgrund der technischen Innovation die Leistungsmerkmale häufig ändern und Informationen von mehreren Herstellern vorliegen, die im Detail nicht verwechselt oder vermischt werden dürfen. Darum wächst bei den Planern der Wunsch nach zeitgemäßer Unterstützung in Form von Planungs-, Projektierungs- und Konfigurationssoftware. Aus der Erfahrung der Planer heraus sollte eine Software Folgendes ermöglichen:
- schnelle Reaktion auf (komplexe) Ausschreibungen
- einmaliges Erfassen der notwendigen Projektdaten
- komplette Berücksichtigung von technischen Grenzwerten und Richtlinien
- sichere Überprüfung der Funktionsfähigkeit der BMA, Vollständigkeit
- sicheres Planen von Spezialanwendungen
- interaktive Produktauswahl mit unterstützenden Informationen
- baugruppenoptimierte Lösung
- generieren von Ausschreibungstexten (zur Konfiguration passend)
- Erstellung von Exporten zum Ausdrucken und Archivieren
- Schaffung von Schnittstellen zur Weiterverwendung von Daten in den eigenen Prozessen
- Steigerung der Qualität, Einsparung von Planungszeit
Am Markt existieren diverse Softwaretools zur Unterstützung der Planer. Die Palette reicht von einfachen Excel-Konfigurationshilfen über Offline-Tools (auf CD-ROM) bis hin zu Online-Tools auf Web-Plattformen. Die Tools sind dabei unterschiedlich komfortabel in der Bedienung. Um ein effektives Arbeiten zu ermöglichen, sollte die Software möglichst „selbsterklärend“ sein und über eine benutzerfreundliche Bedieneroberfläche verfügen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist jedoch die Aktualität der von der Software verwendeten Daten.
Online-Planungstool Sinteso PLdesk
Sinteso PLdesk ist ein von Siemens entwickeltes, grafisch gestütztes Online-Planungstool. Bei der Konzeption wurden konsequent die Anforderungen der Planer berücksichtigt. Die Online-Planung erfolgt mit aktuellen Daten im sicheren Siemens-Extranet. Die Software verfügt über folgende Funktionen:
- Loop-Planung und Lastfaktorberechnung
- Konfiguration von Brandmelderzentralen und Zusatzkomponenten inklusive Energieversorgung
- Schnittstellenplanung
- technisch korrekte Dokumentation
Das Online-Planungstool ermöglicht einen effizienten, nahtlosen Planungsprozess. Die Planung erfolgt mit den in der Fachwelt bekannten Planungssymbolen der VdS-Richtlinie 2135. So kann der Planer schnell und eindeutig die korrekten Komponenten wie Meldertyp, Spezialmelder, Alarmtongeber, Bedienteile oder Feuerwehrkomponenten auswählen. Bei der Zusammenstellung der verschiedenen Komponenten des Brandmeldesystems erfolgt ein automatischer Plausibilitäts-Check der Konfiguration. Abschließend werden Mengenexporte sowie eine Planungsdokumentation generiert. Produktstücklisten, Ausschreibungstexte, Anlagen-Schemaplan, Kabelpläne und Reports zu berechneten Systemeigenschaften wie Loop-Auslastung und Energieversorgung werden als Dokumente erzeugt.
Um eine hohe Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, unterteilt sich die grafische Oberfläche in fünf Bereiche: Funktionsleiste, Objekt-Pool, Systemübersicht, Detailplanung und Hinweisleiste. Die relevanten Planungsobjekte werden dabei in der Systemübersicht durchgängig hierarchisch abgebildet. Nach jedem durchgeführten Schritt prüft und speichert die Software die Konfiguration und gibt gegebenenfalls Informationen in der Hinweisleiste aus. Falls Systemgrenzen überschritten wurden, erhält der Planer Tipps zur Korrektur.
Abb. 2 verdeutlicht anhand eines Beispiels die Unterstützung, die die Software bei der Planung bietet. 23 Mehrfachsensormelder sollen der Konfiguration hinzugefügt werden. Das entsprechende Planungssymbol wurde aus dem linken Bereich „Planungsobjekte“ der Systemübersicht hinzugefügt – genauer gesagt, zum Loop der Brandmelderzentrale. Die Software unterstützt den Planungsprozess, indem sie die passende Anzahl Standardsockel und Melderkennzeichnungsschilder selbstständig hinzufügt.
Die Detailplanung erfolgt rechts. Möchte der Planer beispielsweise nicht den Standardsockel nutzen, sondern die Melder in einem Feuchtraum installieren, kann er einfach in der Detailplanung des Melders die Montagesituation ändern. Hier zeigen sich die Vorteile einer durchdachten Planungssoftware: Ohne weiteres Zutun des Planers passt das Tool das Zubehör automatisch an. Dem Planer spart das die Zeit für das Nachschlagen in dicken Planungshilfen und Produktkatalogen.
Fazit
Zur Planung einer Brandmeldeanlage muss dem Fachplaner ein ausgearbeitetes Brandschutzkonzept zur Verfügung stehen. Er wählt dann das System aus, mit dem sich eine geplante Brandmeldeanlage bestmöglich umsetzen lässt. Besonders effizient lässt sich dies mit Online-Softwaretools realisieren. Im Optimalfall arbeitet eine solche Software mit den aktuellsten technischen Daten, prüft die Eingaben auf Plausibilität und gibt automatisch Hilfestellungen zur Korrektur. •
Brandschutz-Wegweiser
Im Mai 2012 hat die Siemens-Division Building Technologies das Fachbuch „Brandschutz-Wegweiser: Technischer Brandschutz und Brandschutzsysteme“ herausgegeben. Als Ratgeber für die Praxis liefert das 300-Seiten-Werk Informationen und praktische Hilfestellungen rund um das Thema Brandschutz für Gebäude. Der Brandschutz-Wegweiser (ISBN 978-3-89578-422-4) ist über den Buchhandel für 34,90 Euro erhältlich.
Ralf Jock
Sales Support, Fire Safety & Security Deutschland bei der Siemens AG, Building Technologies Division, https://new.siemens.com/de/de/produkte/gebaeudetechnik.html