Kompakt informieren
- In 2009 und 2010 konnte der Wärmepumpen-Rekordabsatz aus dem Jahr 2008 nicht erreicht werden. Die Prognosen sind aber eindeutig. Bis 2020 wird der Absatz deutlich zulegen.
- Die Absatzentwicklung hängt von vielen Randbedingungen ab. Das politische Handeln wird auch in Zukunft einen großen Einfluss haben.
- Neue Impulse sind durch die Marktöffnung für Wärmepumpenstrom zu erwarten. Künftig wird eine Konkurrenzsituation um die Versorgung der Wärmepumpen mit Strom entstehen.
- Ein zunehmender Anteil der neu installierten Wärmepumpen wird im Bestand eingebaut, aktuell sind es rund 50 %.
Gemessen an den sonst trägen Veränderungen und vom Austauschgeschäft geprägten Wärmeerzeugermarkt, hat die Elektro-Wärmepumpe in den letzten Jahren eine steile Karriere gehabt. 2009 haben sich zwar die Marktanteile beim Absatz von Wärmeerzeugern teilweise gegen den langfristigen Technologietrend entwickelt, doch der Rückgang auf 55000 neu installierte Heizungspumpen (2008: 62500) ist vornehmlich außergewöhnlichen Randbedingungen und einem überhitzten Markt in 2008 geschuldet. Wenngleich sich auch 2010 in der Absatzstatistik mit einer Delle verewigen wird, stehen für die Wärmepumpe die Zeichen auf Wachstum.
trend:research geht in seiner aktuellen Studie „Der Markt für Wärmepumpen in Deutschland bis 20201)“ davon aus, dass der Absatz in den kommenden zehn Jahren stark zulegt. Im wahrscheinlichsten Referenzszenario steigt die Anzahl der pro Jahr neu installierten Wärmepumpen bis 2020 kontinuierlich auf ca. 110000 Anlagen an. Diese Erwartung liegt knapp über der Prognose des Bundesverbands Wärmepumpe2) (BWP) von Oktober 2009 im niedrigen Szenario „gleichbleibende Rahmenbedingungen“. Im zweiten BWP-Szenario mit starkem Ausbau der Förderung und einer Auflösung des Modernisierungsstaus würde der Absatz im Jahr 2020 sogar einen Wert von über 200000 erreichen.
Die größten Steigerungsraten erzielen in den nächsten Jahren in beiden Studien Luft/Wasser-Wärmepumpen, da sich diese durch eine Verbesserung der Technologie und der Wirkungsgrade für immer mehr Anwendungen gut eignen, im Vergleich zu Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen günstiger sind und die Errichtung mit deutlich geringerem Aufwand verbunden ist. Bei der Betrachtung nach Anlagengrößen nehmen im Betrachtungszeitraum in erster Linie kleinere Anlagen bis 25 kWth (fast immer aber wesentlich kleiner) zu. Der größte Teil der Wärmepumpen ist heute im Bereich der Privathaushalte installiert. Gemessen an der kumulierten Leistung liegen Gewerbe Dienstleistungen, und Handel bei einem Anteil von ca. 7 %, kommunalen Einrichtungen bei knapp 5 %. Die Anteile der größeren Leistungsklassen steigen im Referenzszenario geringfügig an, da in gewerblichen Betrieben und kommunalen Einrichtungen die Anzahl der Wärmepumpen etwas stärker steigt.
Politik bestimmt Wachstum mit
Nach Ansicht der von trend:research befragten Experten3) bilden die rechtlichen Rahmenbedingungen (insbesondere das EEWärmeG), die Wiederaufnahme des Marktanreizprogramms sowie eine steigende Effizienz bei Neuanlagen durch höhere Jahresarbeitszahlen die wesentlichen Treiber der Marktentwicklung. Und die hohen energetischen Standards zukünftiger Neubauten (Passivhaus-Niveau) eignen sich sehr gut für den Einsatz von Wärmepumpen. Das Potenzial für die Nutzung der Technologie steigt somit in den kommenden Jahren weiter an. Allerdings ist die Abhängigkeit von der Politik bzw. vom politischen Handeln unverkennbar. Beispielsweise könnte die im Energiekonzept der Bundesregierung für mittelfristig angekündigte stärkere Ausrichtung der Energiesteuern im Wärmemarkt nach den CO2-Emissionen der fossilen Energieträger zu einer Verschiebung des vorherigen Marktgefüges führen. Erheblichen Einfluss kann zudem die anstehende Umsetzung der Ökodesign-Anforderungen für energiebetriebene Produkte nehmen.
Wettbewerb bei Wärmepumpenstrom
Auch der gerade erst beginnende Wettbewerb bei Wärmepumpenstrom nach dem Abschluss der im Herbst 2009 eingeleiteten Missbrauchsverfahren gegen 17 Heizstromversorger durch das Bundeskartellamt (Webcode 293332), dürfte dem Markt einen neuen Impuls geben. Zwar bieten schon heute mehr als 80 % der in der Studie befragten Energieversorgungsunternehmen (EVU) einen Sondertarif für Wärmepumpenstrom an, in der Regel aber nur im eigenen Versorgungsgebiet. 15 % der Befragten planen jedoch, Wärmepumpenstrom in den kommenden zwei Jahren auch außerhalb des eigenen Versorgungsgebiets anzubieten und 38 % der befragten EVU erwarten zudem, dass die Zahl der Anbieter von Wärmepumpenstrom in ihrem Versorgungsgebiet steigt. Aktuell sind überregionale Angebote eine Ausnahme (Webcode 244810). Mehr regionale Angebote dürften zukünftig eine lokale Energieträgerpreispolitik der EVU verhindern.
Gebremst wird die Marktentwicklung durch hohe Investitionskosten. Die Preise von Wärmepumpen werden in den kommenden Jahren leicht sinken: Durch Skaleneffekte bei der Produktion und ein weiter zunehmender Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Wärmeerzeugungstechnologien.
Leistung, Standorte, Effizienz
Zahlen und Daten zum Wärmepumpenmarkt liefert auch die GZB-Studie4) des GeothermieZentrums Bochum, die den Bestand bis 2008 und Entwicklungen bis 2009 analysiert. Danach beträgt die durchschnittliche Heizleistung von aktuell installierten Sole/WasserWärmepumpen ca. 10 kW, für Luft/WasserWärmepumpen ca. 12 kW und für Wasser/ Wasser-Wärmepumpen ca. 14 kW. Durch gestiegene Anforderungen an die Gebäudedämmung hat sich die durchschnittliche Heizleistung der Anlagen seit dem Jahr 1990 im Durchschnitt um ca. 5 kW verringert. Während 1990 noch rund 70 % aller installierten Wärmepumpenanlagen im Neubaubereich zum Einsatz kamen, werden aktuell die Hälfte aller Wärmepumpenanlagen im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand installiert. Der Trend deutet darauf hin, dass die Wärmepumpe in Zukunft ihren Hauptabsatz bei der Renovierung von Bestandsgebäuden finden wird.
Die Ergebnisse der Prüfstandsmessungen (EN 14511) des Wärmepumpen-Testzentrums Buchs zeigen, dass Luft/Wasser-Wärmepumpen derzeit eine durchschnittliche Leistungszahl (A2/W35) von 3,4 vorweisen (+0,5 / –0,4) können. Die durchschnittliche Leistungszahl für Sole/Wasser-Wärmepumpen (B0/W35) liegt bei 4,5 (±0,5). Im Feld unter realen Nutzungsbedingungen erreichen nach dem Wärmepumpen-Feldtest des Fraunhofer ISE Luft/Wasser-Wärmepumpen aktuell Jahresarbeitszahlen von 3,0 im Neubau und 2,6 im Gebäudebestand. Die Werte für Sole/Wasser-Wärmepumpen liegen im Neubau bei 3,8 und im Gebäudebestand bei 3,3. Jochen Vorländer
Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Wärmepumpe: Auf https://www.tga-fachplaner.de/ einfach Webcode 718 eingeben.
1) Die Studie „Der Markt für Wärmepumpen in Deutschland bis 2020“ umfasst 842 Seiten, kostet 4200Euro und kann bei trend:research Institut für Trend- und Marktforschung, 28209 Bremen, https://www.trendresearch.de/, bezogen werden.
2) Wärmepumpenmarkt: 90…390 % Zuwachs bis 2030. TGA Fachplaner 1-2010, Webcode 266980
3) In die trend:research-Potenzialstudie sind 95 strukturierte Interviews mit Herstellern von Wärmepumpen, Energie- und Wärmeversorgern, Energieberatern, (potenziellen) Zielkunden (privat, gewerblich, kommunal) und weiteren Experten eingeflossen.
4) „Analyse des deutschen Wärmepumpenmarktes. Bestandsaufnahme und Trends“. GeothermieZentrum Bochum (GZB) an der Hochschule Bochum. Download über Webcode 299744
Soviel kostet eine Wärmepumpe
Im Rahmen der GZB-Marktstudie „Analyse des deutschen Wärmepumpenmarktes4)“ [1] wurden auch die Investitionskosten für Heizungswärmepumpenanlagen inklusive Gerätekosten, Kosten für die Wärmequellenerschließung sowie Kosten für Material und Montage auf Basis der BAFA-Förderstatistik ermittelt. Die durchschnittlichen Investitionskosten (netto) liegen für Sole/Wasser-Wärmepumpen bei rund 17500 Euro im Neubau und 19500 Euro im Gebäudebestand. Der reine Gerätepreis hat dabei einen Anteil von etwa 50 % an den Investitionskosten. Für Luft/Wasser-Wärmepumpen liegen die durchschnittlichen Kosten bei 14500 Euro im Neubau und 15300 Euro im Bestandsgebäude. Der Gerätepreis hat hier einen Anteil an den Gesamtkosten von etwa 80 bis 85 %. Für Wasser/Wasser-Wärmepumpen fallen durchschnittliche Investitionskosten von rund 17000 Euro im Neubau und 15800 Euro im Gebäudebestand an (Anteil Gerätepreis ca. 60 %).