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ERNEUERBARE ENERGIE

Biogas im Erdgasnetz

Bioerdgasanlage Pliening - RES Renewable Energy Systems - © RES Renewable Energy Systems
Bioerdgasanlage Pliening - RES Renewable Energy Systems

Seit einigen Monaten wird aufbereitetes Biogas, auch Biomethan oder Bioerdgas genannt, in das deutsche Erdgasnetz eingespeist. Trotz noch zahlreicher wirtschaftlicher und technischer Herausforderungen beweisen die Pionieranlagen, dass es geht. Erdgaskunden können so (oder müssen), zumindest physikalisch, in Zukunft regenerative Energie über den Gashausanschluss beziehen. Welcher Stand dabei aktuell in der Praxis erreicht worden ist und welche Aufgaben die deutsche Gaswirtschaft noch zu bewältigen hat, hat die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE) beleuchtet.

Keine für Bioerdgas zugelassene Zähler verfügbar
Herausforderungen gibt es entlang der gesamten Nutzungskette von Bioerdgas – bei der Erzeugung der Biomasse, der Erzeugung und Aufbereitung von Bioerdgas sowie beim Transport und der Vermarktung von Bioerdgas bis hin zu den speziellen Absatzbereichen: Kraft-Wärmekopplung, Kraftfahrzeuge und Heizungsanlagen. Die Anforderungen an das einzuspeisende Biogas richten sich nach der Vermischung im Netz. Als „Austauschgas“ sind die Qualitätsansprüche höher als für „Zusatzgas“. Damit ein signifikanter Anteil eingespeist werden kann, hat Bioerdgas in der Regel die Anforderungen an „Austauschgas“ zu erfüllen. Die Messung der Bioerdgasmengen gestaltet sich noch schwierig, da derzeit noch keine für Bioerdgas zugelassenen Messgeräte verfügbar sind. In H-Gasgebieten kann die Beimischung von geringen Mengen Flüssiggas notwendig sein, um die im DVGW-Arbeitsblatt G 685 geforderten Brennwertvorgaben einhalten zu können.

Komplizierte Vermarktung
Die Regeln zur Vermarktung von eingespeistem Bioerdgas sind kompliziert. Der Bioerdgasproduzent ist verantwortlich für die Gasqualität. Er informiert sich beim Netzbetreiber über verfügbare Netzkapazitäten. Bioerdgasmengen werden – wie andere Gasmengen – von einem „virtuellen Handelspunkt“ aus verkauft. Der Netzbetreiber bilanziert die ein- und ausgespeisten Mengen. Die Gasnetzzugangsverordnung sieht abweichend von der üblichen 1-stündigen Basisbilanzierung bei Bioerdgas einen Bilanzierungszeitraum von 12 Monaten vor. Erfahrungen mit dem einjährigen Bilanzierungszeitraum gibt es bislang nicht. Werden Bioerdgasmengen in wärmegeführten KWK-Anlagen eingesetzt, ergibt sich ein Unterschied zwischen der Einspeisestruktur der Bioerdgasanlage und der Abnahmestruktur der KWK-Anlage über das Jahr. Die Folge: Das Netz wird als Speicher genutzt, sofern das technisch möglich ist. Ungeklärt und umstritten ist die Frage, wer die Kosten für die Speicherung trägt. Bei der Nutzung von Bioerdgas ist derzeit die Stromerzeugung in KWK-Anlagen erste Wahl. Durch die Regelungen des Erneuerbare-Energie-Gesetzes werden Strompreise von 16,51 bis 20,99 ct/kWhel erzielt. Zunehmende Beachtung erhält der Einsatz in Kraftfahrzeugen.

Pilotprojekt kann 40 Mio. kWh/a ins Netz speisen
Ein beispielhaftes Pilotprojekt ist die Anlage in Pliening bei München. Sie wurde von der RES Renewable Energy Systems GmbH, München, initiiert und konzipiert. Errichtet und betrieben wird sie von einem Fond der Aufwind Schmack Neue Energien GmbH & Co. KG, Regensburg, in Zusammenarbeit mit RES. Die Produktion von Bioerdgas erfolgte im Dezember 2006. In Pliening wird das aus vergorener Biomasse gewonnene Biogas im Druckwechselverfahren zu Bioerdgas aufbereitet. 6,3 Mio. Nm³ Roh-Biogas werden jährlich in Pliening erzeugt. Mit einer jährlichen Aufbereitungskapazität von etwa 3,9 Mio. Nm³ Biomethan ist diese Anlage derzeit auch die größte in Bayern. Sie hat eine Energieeinspeisekapazität von rund 40 Mio. kWh, was einem jährlichen Erdgasverbrauch von rund 1300 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Mit dem direkt in das Erdgasnetz der Stadtwerke München eingespeisten Biogas betreibt E.ON Bayern Wärme in Poing und Puchheim zwei Blockheizkraftwerke, in denen das Biogas dann verstromt und gleichzeitig die anfallende Wärme ganzjährig in ein Fernwärmenetz eingespeist wird. Eine nicht vollständige Übersicht weiterer Projekte zeigt die Tabelle.



Herausforderung sind geeignete Standorte
Die neu gegründete E.ON Bioerdgas GmbH will noch in diesem Jahr erste Bioerdgasanlagen in Betrieb nehmen. Das Unternehmen will sich aus technischen wie auch wirtschaftlichen Gründen auf den Bau von Großanlagen ab etwa 500 m³/h Bioerdgas konzentrieren. Für den Geschäftsführer Friedrich Wolf bestehen dabei die Herausforderungen weniger in der Anlagentechnik. Die sei bereits auf dem Markt verfügbar. Schwieriger sei es, geeignete Anlagenstandorte zu finden: „Einerseits müssen genügend Rohstoffe als Einsatzmaterial zur Verfügung stehen und andererseits muss das Gasnetz in erreichbarer Nähe sein sowie die entsprechenden Bioerdgasmengen aufnehmen können.“

Weitere Informationen zum Thema hat die ASUE auf der Internetseite www.bioerdgas-online.de und in der neuen Broschüre Bioerdgas: Regenerative Energie mit Zukunft zusammengestellt. Die Publikation ist als Einzelexemplar auch in gedruckter Form kostenfrei erhältlich. Bestellung per E-Mail ToR

Uns interessiert Ihre Meinung!

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Veranstaltungshinweis zum Thema Bioerdgas
Das Gaswärme-Institut ( GWI ) veranstaltet in Zusammenarbeit mit DVGW, BDH und figawa am 9. und 10. Oktober in Essener Zeche Zollverein das Zukunftsforum Gasheizung . Hintergrund: Die Gasheizung hatte im Neubau über zehn Jahre lang etwa 75% Marktanteil. Seit jüngster Zeit jedoch ist die Nachfrage nach gasversorgten Wärmeerzeugern rückläufig. Das Zukunftsforum Gasheizung widmet sich der aktuellen Marktsituation und will Gestaltungsmöglichkeiten unter veränderten Rahmenbedingungen aufzeigen. Dabei spielen nicht nur Aspekte wie verändertes Kundenverhalten, Energieeffizienz, Energiepreisentwicklung, Regulierung oder alternative Heizsysteme eine Rolle, sondern auch Gesichtspunkte wie Biogaseinspeisung, neue Gasheizsysteme oder auch Trends im Handwerk ( Programm ).
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