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Augsburger Leuchtturmprojekt

Wärmepumpen statt Nachtspeicheröfen

Kompakt informieren

  • Bei der energetischen Modernisierung eines Mehrfamilienhauses wurde die Raumheizung komplett von Nachtspeicheröfen auf eine zentrale Grundwasser-Wärmepumpenanlage umgestellt.
  • Die Sanierung erfolgte im bewohnten Zustand. Die Heizungsleitungen wurden auf der Außenwand verlegt und in die Fassadendämmung integriert.
  • Nach der energetischen Sanierung sind die Heiz­kosten um rund 70 % gesunken. Der Primärenergiebedarf, der Endenergiebedarf sowie die CO<sub>2</sub>-Emissionen wurden um mehr als 80 % verringert.

Noch gibt es kaum Wohnbauten dieser Größenordnung, bei denen alte Heizwärmesysteme gegen Wärmepumpen ausgetauscht werden. „Wir haben uns ganz bewusst für diese Lösung entschieden“, erläutert Rainer Beyer, Geschäftsführender Vorstand der SGF Siedlungsgenossenschaft Augsburg-Firnhaberau. „Denn die Wärmepumpe ist eine ebenso ökologische wie wirtschaftliche Komponente innerhalb der von uns angestrebten umfassenden Sanierung.“

Realisiert wurde der Umbau der Bestands­immobilie zwischen den Frühjahren 2008 und 2009. Der besondere Clou dabei: Die Modernisierungsarbeiten in der St.-Lukas-Straße wurden bei laufendem Mietbetrieb durchgeführt Abb. 1. Zentrale Maßnahmen waren die Anbringung einer Dämmung auf den Fassaden und im Dachbereich sowie die Errichtung neuer und großzügiger Balkone, die thermisch vom Baukörper getrennt sind, um Wärmebrücken zu vermeiden. Die bisherigen mechanischen, analogen Stromzähler wurden durch Smart-Metering-Geräte ersetzt, um die Einsparung von Elektrizität durch Transparenz und technische Möglichkeiten sowie die Energiekostensenkung durch zeitvariable Tarife zu unterstützen1). Außerdem wurden Gärten neu angelegt und Garagendächer begrünt.

Lediglich die Fenster entgingen der Sanierung – sie waren erst vor wenigen Jahren erneuert worden. Hinzugekommen ist allerdings eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die die konventionelle Fensterlüftung sinnvoll ergänzt. Denn wenn die Gebäudehülle gedämmt und weitgehend abgedichtet wird, kann sich durch Lüftungsfehler Schimmel bilden. Für die bauphysikalische Untersuchung und Energieberatung des gesamten Projekts war das Ingenieurbüro Rebholz aus Augsburg verantwortlich. Konrad Rebholz und Alois Schnelzer begleiteten die ­Planung des Architekturbüros 678 und die Bauausführung bis zur endgültigen Bauabnahme.

Nachhaltig mit innovativer Heiztechnik

Zur neuen Lebensqualität der Bewohner trägt auch das Wärmepumpen-Heizsystem von Stiebel Eltron bei. Das Ingenieurbüro Moser & Jais aus Augsburg plante die gesamte Anlage – von der Wärmequelle bis zur Wärmeverteilung. So konnte gewährleistet werden, dass die einzelnen Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind.

In Augsburg sind die Bedingungen für die umweltfreundliche Heizmethode mit Wasser/Wasser-Wärmepumpen hervorragend: In der Flussaue des Lech ist ausreichend Grundwasser vorhanden, in geringer Tiefe und in hoher Qualität. Das neue Heizsystem des Augsburger Mehrfamilienhauses besteht aus vier Grundwasser-Wärmepumpen mit jeweils 20 kW Heizleistung, die im kombinierten Einsatz bis zu 80 kW Heizleistung bereitstellen können Abb. 3.

Als Wärmequelle wurden zwei Brunnen à 20 m Tiefe im Abstand von 30 m gebohrt. Die in dieser Tiefe ganzjährig stabile Temperatur von +12,5 °C ist für den Betrieb der Wärmepumpen optimal. Je nach Wärmeanforderung werden zwischen 3000 und 12 000 l/h Grundwasser über den Förderbrunnen entnommen und nach dem Wärmeentzug durch die Wärmepumpen über den Schluckbrunnen zurückgeleitet. Über zwei 1000-l-Pufferspeicher wird die Wärme bedarfsgerecht in die Wohnungen weitergeleitet Abb. 2.

Heizungsleitungen auf der Außenwand

Eine Besonderheit sieht Christian Eberle vom Stiebel-Eltron-Vertriebszentrum München in der Kaskadenschaltung: „Die intelligente Elek­tronik steuert die Kaskade so, dass die Anzahl der Arbeitsstunden bei allen vier Wärmepumpen stets annähernd gleich ist. Sie starten im Wechsel, was die einzelnen Geräte schont und die Lebensdauer der Gesamt-Anlage erhöht.“

Damit die Temperaturdifferenz zwischen der Wärmequellen- und der Heizungsvorlauftemperatur möglichst gering ist, wurden in allen 21 Wohnungen relativ große Konvektoren installiert. Während der Montagearbeiten fühlten sich die Mieter kaum gestört, weil das meiste außerhalb der Wohnungen erfolgte: Sämtliche Versorgungsleitungen für den Heizungsvor- und -rücklauf befinden sich an der Außenwand, gut eingebettet zwischen Mauerwerk und Fassadendämmung.

Durch eine dezentrale Warmwasserversorgung für die Küchen und Bäder ließ sich die Gesamteffizienz der Wärmepumpen-Anlage noch einmal deutlich steigern. Vollelektronische Durchlauferhitzer DHE und Kleinspeicher SNU 5 von Stiebel Eltron liefern warmes Wasser in Bädern und Küchen.

Ein Sanierungsobjekt dieser Größenordnung lässt sich im bewohnten Zustand und in so kurzer Zeit nur dann realisieren, wenn alle Beteiligten – Architekt, Energieberater, Fachplaner und der ausführende Fachhandwerksbetrieb – bereits in einer frühen Planungsphase eng zusammenarbeiten. Das Ergebnis: Ein saniertes Wohnhaus nach EnEV 2007 minus 30 %. Dies entspricht dem heutigen Neubaustandard nach EnEV 2009.

80 % weniger CO2-Emissionen

Der Energieausweis für das Wohnhaus in der St.-Lukas-Straße zeigt, dass sich Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf sowie die CO2-Emissionen gegenüber dem Stand vor der Sanierung um mehr als 80 % reduziert haben! Und das bei dem strengen Winter 2008/09.

Alle Mieter sind von der neuen Heizung überzeugt und freuen sich über den Komfort, den ihnen das Wärmepumpen-System bietet. Und das Beste daran: Der Heizkostenanteil betrug für den gesamten Jahreszeitraum vom Oktober 2008 bis September 2009 weniger als 300 Euro pro Wohneinheit.

Auch Hausmeister Johann Alesi freut sich, weil Beschwerden ausgeblieben sind und sich die Wartung als sehr einfach erwiesen hat. Er profitiert dabei von der tadellosen Installation der Anlage durch den Fachbetrieb Josef Matzka aus Affing.

„Dieses Sanierungskonzept bringt uns Rendite und hat ein großes Zukunftspotenzial“, zieht Rainer Beyer ein rundum positives Fazit. „Nur Immobilien mit Qualität garantieren die langfristige Vermietbarkeit von Wohnungen und den Erhalt künftiger Mieteinnahmen.“ Insofern sieht der Geschäftsführende Vorstand der Siedlungsgenossenschaft die Sanierung in der St.-Lukas-Straße durchaus als Pilotprojekt für die energetische Sanierung anderer Wohnanlagen. Und erhofft sich eine erfreuliche Nebenwirkung: „Durch die Lage in einem Baugebiet aus den 1950er- und 1960er-Jahren entsteht vielleicht ein Leuchtturm-Effekt: Wir wollen andere Eigenheimbesitzer anregen, ebenfalls energetisch zu sanieren.“ •

1) Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) gibt in § 40 vor, dass sämtliche Stromversorger seit 30. Dezember 2010 mindestens einen Tarif ­anbieten müssen, der die jeweilige Zeit des ­Verbrauchs berücksichtigt und so „einen Anreiz zu Energieeinsparung oder Steuerung des Energieverbrauchs setzt“. Weiterhin müssen seit Januar 2010 bei Neubauten und Renovierungen Zähler eingebaut werden, die dem jeweiligen ­Anschlussnutzer „den tatsächlichen Energie­verbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit ­widerspiegeln“.

Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Wärmepumpe: Webcode 718

Dipl.-Ing. Michael Birke

ist Leiter Presse + PR und Pressesprecher von Stiebel Eltron, Holzminden, Telefon (0 55 31) 7 02 9 56 84, presse@stiebel-eltron.de, https://www.stiebel-eltron.de/de/home.html

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