Welche Dynamik steigende Energiepreise und wachsendes Umweltbewusstsein beim Kaufverhalten von Endverbrauchern auslösen kann, spiegeln die vom Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) ermittelten Marktzahlen für das Kalenderjahr 2006 wider. Danach sind in Deutschland die Investitionen für Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energien und energiesparender Technik sprunghaft gestiegen. In Deutschland wurden 2006 im Vergleich zum Vorjahr rund 70 % mehr zentrale Pellet-Heizkessel, 200 % mehr Wärmepumpen und bezogen auf die Kollektorfläche 60 % mehr Solarwärmeanlagen verkauft. Welche Bedeutung diese Zahlen für den Markt haben, zeigt die Betrachtung der absoluten Zahlen: Rund 55000 Holz-Heizkessel und ebenfalls rund 55000 Wärmepumpen haben bei einem Gesamtvolumen von 660000 Heizkesseln bereits einen Marktanteil von knapp 17 % erreicht.
Dabei wurde das Wachstum von verschiedenen Faktoren sogar noch gedämpft. Steigende Preise bei Holzpellets, der Förderstopp beim Marktanreizprogramm für thermische Solaranlagen und Biomasseheizkessel schon vor der Hauptsaison, ungenügende Bohrkapazitäten für vertikale Erdwärmesonden sowie vor Beginn der Heizsaison 2006/07 gesunkene Preise für fossile Energieträger haben sicherlich den einen oder anderen Verbraucher verunsichert bzw. zum Warten veranlasst.
Der Trend zu mehr Klimaschutz durch Energieeffizienz und erneuerbare Energien steht allerdings erst am Anfang: Sonnen- und Bioenergie sowie Erdwärme können mittelfristig einen großen Teil des heute anfallenden Heizenergiebedarfs decken, so Klaus Jesse, Präsident des BDH, bei der Präsentation der Marktzahlen Anfang Februar in Berlin. Laut einer Studie seines Verbands kann der deutsche Bedarf an Erdgas und Erdöl zur Beheizung von Gebäuden bis zum Jahr 2020 um 30 % sinken, wenn mehr erneuerbare Energien eingesetzt, alte Heizungen schneller ausgetauscht werden und stärker in den Wärmeschutz investiert wird [vgl. TGA 11-2006, Seite 26]. Die so mögliche Einsparung entspricht 10 % des gesamten deutschen Energieverbrauchs.
Der Heiztechnikmarkt ist auch international in Bewegung. Der Vertrieb von Brennwertheizungen wuchs beispielsweise in Frankreich um 65 % und in Großbritannien um 40 %. Grundlage sind neue gesetzliche Regelungen, die den Einsatz effizienter Heizungen vorschreiben. Davon profitiert die deutsche Heizungsindustrie massiv: Mit Marktanteilen bei Heizungssystemen in der EU 25 von 60 % und weltweit 33 % erzielten die deutschen Hersteller von Heiztechnik 2006 einen Umsatz von 11 Mrd. (2005: 9,6 Mrd.) Euro. Das entspricht einem Wachstum von 14,6 %. Welche Bedeutung die momentane Entwicklung für die deutsche Industrie hat, unterstreicht die Betrachtung der Technik für die nahe Zukunft: Ihr Marktanteil bei Öl- und Gas-Brennwertheizungen liegt in der EU 25 bei ca. 85 % (Welt: ca. 90 %) und im Wärmemarkt für erneuerbare Energien (verglaste Solarthermie, Wärmepumpen, Holzfeuerstätten als Zentralheizungssysteme) bei 85 % (Welt: 90 %). Jochen Vorländer