Für die Nutzer gelten sie bei hohen Brennstoffpreisen als Problemlöser, trotz der Verwendung nachwachsender Brennstoffe für die Umwelt aber als Problemfaktor: Ältere Kamin- und Kachelöfen. Als sie vom Band gelaufen sind, hatte sich kaum jemand Gedanken über Feinstaubemissionen gemacht. So ergibt sich bei der Gesamtbetrachtung von Kleinfeuerungsanlagen in den letzten zehn Jahren keine nennenswerte Minderung: Die Feinstaubmenge, die bei Kohlebrennstoffen eingespart wurde, haben Holzbrennstoffe aufgrund massiv gestiegener Beliebtheit und Benutzung nahezu kompensiert. Tendenz steigend.
Handlungsbedarf wurde bereits angemeldet: Die Nebenwirkungen der Behaglichkeit: Feinstaub aus Kamin und Holzofen betitelte das Bundesumweltamt im März ein Hintergrundpapier. Anlass war die Forderung der Behörde: Kleine Holzfeuerungsanlagen müssen sauberer werden. Der Ausstoß des Feinstaubs muss drastisch abnehmen. Dass es mengenmäßig ein Feinstaubproblem mit älteren Kamin- und Kachelöfen gibt, ist nicht umstritten, die Messdaten sprechen für sich. Doch die Angst in der Branche vor Verbrennungsverboten und -beschränkungen und ihren Folgen ist groß. Denn der Markt boomt wie noch nie. Und man verweist auf die erheblich besseren Werte moderner Geräte. Was aber ist mit dem Bestand?
Drei Parameter entscheiden wesentlich über die Höhe des Feinstaubausstoßes. Zwei davon sind Primärmaßnahmen und darauf konzentrier(t)en sich bisher die verordnungsrechtlichen Bemühungen: Moderne Öfen haben bei richtiger Benutzung erheblich geringere Staubemissionen als der durchschnittliche Bestand, die Emissionsgrenzwerte und Mindestwirkungsgrade können über die Typprüfung festgelegt werden. Allerdings werden auch saubere Öfen zur Feinstaubschleuder, wenn sie mit falschen oder zu feuchten Brennstoffen beschickt werden. Hier soll die Novellierung der 1. BImSchV1) durch die vorgesehene Beratung der Nutzer und eine Überprüfung der Brennstoffe und ihrer Lagerung durch den Schornsteinfeger künftig bessere Voraussetzungen schaffen. Dass eine saubere Holzverbrennung möglich ist, haben Pellet-Heizkessel und Pellet-Öfen längst bewiesen: Ein genormter Holzbrennstoff und automatische Einrichtungen zur Beeinflussung der Verbrennung ermöglichen sehr niedrige PM10-Emissionen2).
Allerdings kann man bei mit Scheitholz befeuerten Kamin- und Kachelöfen nicht alles durch Primärmaßnahmen befriedigend regeln, und was soll mit den mehr als 10 Mio. Anlagen im Bestand geschehen? So wird seit einiger Zeit über Sekundärmaßnahmen nicht mehr nur laut nachgedacht. Einen elektrostatischen Partikelabscheider, dessen Grundlagen in der Schweiz erarbeitet wurden, wird zurzeit bei Kutzner + Weber, Maisach, zur Markt-reife weiterentwickelt: Um eine Drahtelektrode im Abgasrohr wird ein elektrisches Feld erzeugt. Bei hoher Spannung entstehen Ladungsträger, die Abgasmoleküle ionisieren. Kollidieren diese mit Staub- und Rußpartikeln, werden diese aufgeladen und können dann (am metallenen Abgasrohr) abgeschieden werden.
Bisherige Tests bei Kutzner + Weber haben ergeben, dass mit dieser Tehnik Staubpartikel des kritischen Größenbereichs PM10 und kleiner zu einem großen Teil aus dem Rauchgas abgeschieden werden. Nach Feldtests soll der Partikelabscheider voraussichtlich schon Mitte 2007 für Festbrennstoff-Feuerstätten bis zu einer Heizleistung von 50 kW zur Verfügung stehen. JV
1) 1. BImSchV: Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen.
2) PM: Abkürzung für englischen Terminus particulate matter. PM10: Teilchen mit gleichem oder schwächeren Sinkverhalten wie ideale Kugeln mit einem Durchmesser von 10 µm.